Projekt

3. Planungsprojekt: Solidarische Ökonomie und Postwachstum zwischen Nische, Mainstream und Transformation

Das Studienprojekt ermöglicht den Studierenden, sozialwissenschaftliche Methoden im Feld zu erproben und eigenständig qualitative Stadtforschung zu betreiben. In Weimar haben sich in den letzten Jahren verschiedene Projekte und Initiativen auf den Weg zu kooperativen Formen des Wirtschaftens, Handelns und Zusammenlebens gemacht. Angesichts einer globalen Wirtschaftsform, die die ökologischen und sozialen Grenzen des Wachstums ignoriert, experimentieren diese Akteur*innen mit konkreten Ansätzen der Nachhaltigkeit, Partizipation und sozial-ökologischer Transformation. Dabei befinden sich Initiativen wie Hausprojekte, Solidarische Landwirtschaft oder Urban Gardening Projekte, häufig in einer „Nische“ und werden selten außerhalb derselben wahrgenommen.

Im Rahmen des Projekts stellen wir uns deshalb folgende Fragen: Wie verorten sich die Aktiven im Spannungsfeld zwischen Nische und Mainstream sowie in ihrer lokalen räumlichen Rolle? Welche Strategien entwickeln die Aktiven, um andere Stadtbewohner*innen anzusprechen und um Prozesse der Transformation anzustoßen und zu verstetigen? Vor welchen Herausforderungen stehen Verwaltung, Initiativen, Bewohner*innen? Wie sind die Schnittstellen aus kommunalen und aktivistischen Strukturen gestaltet?

Um Antworten auf diese Forschungsfragen zu finden, lernen die Studierende sozialwissenschaftliche Methoden der Stadtforschung kennen und setzen diese in der Praxis um. In Rückbezug auf Best-Practice-Beispiele, eine Exkursion nach Leipzig sowie aktuelle wissenschaftliche Literatur zu den Themen urbane Transformation, Postwachstum/Solidarische Ökonomie und zivilgesellschaftlichen Organisationsformen, werten die Studierenden im Anschluss ihre erhobenen Daten aus und präsentieren ihre Ergebnisse vor regionalen Akteur*innen und fachlich interessiertem Publikum. Damit gibt das Projekt einen breiten Einblick in die empirische Stadtforschung und in die verschiedenen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden, wobei alle Phasen und Arbeitsschritte der empirischen Forschung durchlaufen und praktiziert werden.

Richtet sich an: BA Urbanistik, 3. FS
Teilnehmerzahl: max. 30
Temine: dienstags; 09:15 bis 16:45 Uhr
Ort: Belvederer Allee 5, Seminarraum 008
Dozent_innen: Franziska Werner, Anton Brokow-Loga

Einschreibung im BISON-Portal!

Sun-City Blankenhain 2030? – Veränderungsprozesse in einer schrumpfenden Thüringer Kleinstadt


Inhalt
Eine Kleinstadt. Ein Schloss mit langer Historie. Ein Klinikum mit 150 Betten. Eine Kirche mit IBA-Förderung. Ein Spa- und Golfresort mit überregionaler Strahlwirkung. Und eine alternde Bevölkerung. – Willkommen in Blankenhain, Thüringen. Der Anteil der über 65-Jährigen in Deutschland wird im Jahr 2030 in Thüringen bei knapp 33 Prozent liegen, das sind sechs Prozent mehr als der bundesweite prognostizierte Durchschnitt (vgl. Statistisches Bundesamt (Hg.), 2015; TLS (Hg.), 2015). Die Ansprüche der alternden Bevölkerung als Teil unserer Gesellschaft an die stadträumliche Planung werden in diesem Projektseminar in den Fokus gerückt. Gleichzeitig wird Tourismus als Wirtschafts- und Standortfaktor mitgedacht. Mit 136 Millionen inländischen Gästeankünften im Jahr 2016 (Dt. Tourismusverband, 2016) folgt Deutschland seit sieben Jahren einem Aufwärtstrend. Das am Ortstrand Blankenhains gelegene Spa- und Golfresort ist touristisches Highlight der Region und zieht überregional BesucherInnnen an. Welche stadtplanerischen Herausforderungen und Ansprüche bringen touristische Angebote wie diese im Zusammenspiel mit gesundheitsgerechtem bzw. barrierefreiem Leben und Wohnen mit sich? Wie kann eine Zukunftsvision für eine Kleinstadt in Bezug auf eine ganzheitliche Entwicklung aussehen? Welche Rolle spielen lokale Akteurinnen und Akteure in diesem Zusammenhang? Soll aus Blankenhain die erste Sun-City Deutschlands werden? Diesen Fragen werden wir uns aus Stadtforschungsperspektive exemplarisch am Beispiel Blankenhains nähern.   Eingangs arbeiten wir uns mittels Input-Vorträgen verschiedener ExpertInnen bzw. Akteurinnen und Akteuren in die Themenblöcke ein. Mit diesem Wissen werden wir eine Fachexkursion durchführen, um anschließend Bearbeitungsfelder zu konkretisieren und in Kleingruppen zu bearbeiten. Dabei sind im Rahmen des Forschenden Lernens von einem Ortsentwicklungskonzept bzw. Leitbild bis zur Erstellung eines Zukunftsszenarios für Blankenhain verschiedene Schwerpunkte möglich. Schlussendlich werden die Ergebnisse entsprechend präsentiert (ggf. auch öffentlich) und ausgewertet.

Lernziele/Kompetenzen
Das Ziel der Veranstaltung ist der Einblick und die Auseinandersetzung mit den Themen demografischer Wandel im Zusammenspiel mit Tourismus im ländlichen Raum aus stadtplanerischer Perspektive. Ziel des Projekts ist die exemplarische Durchführung eines Forschungsvorhabens mit der Entwicklung einer Forschungsfrage auf der Grundlage einer Positionierung zu aktuellen akademischen Kontroversen zu den hier angesprochenen Themen, der Umsetzung durch ein reflektiertes methodisches Vorgehen und einer analytischen Auswertung zum Abschluss. Studierende sollen auf diese Weise auf eine Promotion im Bereich Stadtforschung vorbereitet werden. Im Rahmen des Forschenden Lernens wählen die Studierenden eigenständig vertiefende Teilbereiche aus, die sie bearbeiten möchten. Dabei wird des Weiteren das gesamte Forschungsprojekt durch den Erwerb und die Anwendung von Kreativmethoden, interdisziplinärer Arbeitsweisen und Projektmanagement-Skills, wie Zeitmanagement und selbstorganisiertem und –verantwortlichem Arbeiten begleitet. Dazu gehören auch eine ansprechende Diskussionskultur sowie die Selbst- und Fremdreflexion in Bezug auf den Arbeitsprozess. Grundsätzlich wird die Formulierung von Problem und Aufgabenstellung (aus einem komplexen Themenfeld) als Prozess der Lösungsfindung ein zentraler Schritt des Forschungsprojekts sein. Weiterhin werden die Studierenden inter- und transdisziplinäre Transferleistungen vom Input der ExpertInnen hin zu einer adäquaten Lösungsfindung erbringen. Die Differenzierung von verschiedenen planerischen Ebenen gehört dabei ebenso dazu wie die Fähigkeit zur Abstraktion.

Literatur
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (Hg.) (2011): Die Zukunft der Dörfer – Zwischen Stabilität und demografischem Niedergang, Berlin. Eizenhöfer, Rebecca/Link, Alexandra (2005): Sun City in Deutschland – ein seniorenspezifisches Wohnmodell mit Zukunft?, Kaiserslautern. Heiss, Oliver/Degenhart, Christine/Ebe, Johann (2009): Barrierefreies Bauen: Grundlagen, Planung, Beispiele, München. Kreuzer, Volker (2006): Altengerechte Wohnquartiere: Stadtplanerische Empfehlungen für den Umgang mit der demografischen Alterung auf kommunaler Ebene, Dortmund. Rein, Hartmut (Hg.)/Schuler, Alexander (2012): Tourismus im ländlichen Raum, Wiesbaden. Veil, Katja (2014): Planung für ältere Menschen zwischen aktivem Altern und Barrierefreiheit, in Altrock, Uwe; Huning, Sandra; Kuder, Thomas; Nuissl, Henning (Hg.) 2014: Zielgruppen in der räumlichen Planung – Konstruktionen, Strategien, Praxis, Berlin.

Leistungsnachweis
Schriftliche Auswertung in Form einer akademischen Hausarbeit und die Präsentation des Arbeitsprozesses und der Ergebnisse je nach gewähltem Bearbeitungsfeld (Poster, Visualisierung, Vortrag etc.).

Richtet sich an: MA Urb
Teilnehmerzahl: max. 25
Termine: dienstags, 9:15 bis 15:00 Uhr
Ort: Belvederer Allee 5, Raum 008
Dozent: Prof. Frank Eckardt

Einschreibung im BISON-Portal!