Projekt

Raum für Ideen: Ein Stadtteilzentrum für Jena-Süd

Jena ist eine vielfältige und wachsende Stadt. Die Universitätsstadt befindet sich dazu noch im weiteren Umbau und in permanenter Veränderung. Das ist auch im Süden der Stadt spürbar, wo ein Supermarkt geschlossen wurde und sich ein neu gegründeter Verein für eine alternative Nutzung engagiert. Erste Ideen sehen hier ein Café, einen Buchladen und Veranstaltungsraum, eine Küche und vieles mehr entstehen. Ziel ist die Stärkung der Nachbarschaft, die Schaffung eines partizipativ entwickelten Angebots für das Wohnviertel. Solidarisches Zusammenleben soll mit unterschiedlichen Gruppierungen und Akteur*innen ermöglicht werden. Nachhaltige Lebensweisen, wie der bewusste Umgang mit Nahrungsmittel, stehen im Zentrum der Überlegungen.

Zusammen mit dem TaF-Verein sollen in diesem Projekt weitere Ideen entwickelt und diskutiert werden. Hierzu soll zunächst eine Erkundung der bestehenden Bedarfserkundung in der Wohnbevölkerung und Nachbarschaft erfolgen. In der Exkursionswoche sollen dabei verschiedene Perspektiven kennengelernt werden, die die Akteur*innen im Stadtteil haben. Danach sollen thematische Gruppen sich einzelnen wichtigen Fragestellungen widmen, die sich aus der Evaluation der Exkursion ergeben haben. In November und Dezember sollen die Themengruppen eigenständig arbeiten und dabei Methoden der Sozialwissenschaften kennenlernen und einüben. Die Themen der einzelnen Gruppen werden in einem seminaristischen Teil des Projekts anhand von Referaten über die nachhaltige und solidarische Stadtgesellschaft reflektiert. Das Projekt schließt mit einer Präsentation der Ergebnisse in Jena und der Erstellung einer Broschüre ab. 

Studienprojekt

Richtet sich an: BA Urbanistik, 3. Semester

Termine: dienstags, 9.15-12.30 Uhr

Erster Termin: 10. Oktober 2023

Dozent: Prof. Frank Eckardt


Reallabor Altenburg: Zukunft im Strukturwandel

Landkreis und Stadt Altenburg untergehen seit der Wiedervereinigung einen massiven Strukturwandel. Das hat zu Leerständen, dem Wegzug von Einwohner*innen und einer veränderten wirtschaftlichen Beschäftigungsstruktur geführt. In Anbetracht des demographischen Wandels, Migration und der notwendigen sozial-ökologischen Transformation haben Stadt und Region aber weitere Herausforderungen zu bewältigen. Durch diese umfassenden und permanenten Veränderungen ist Altenburg mit der Frage konfrontiert, welche gesellschaftliche und räumlich-bauliche Identität sich erhalten lässt und wie sich diese weiterentwickeln lassen kann. Vorhandene Traditionen und identitätsstiftende Elemente wie die Landschaft und die damit verbundene landwirtschaftlichen Lebensweise, aber auch die Residenzgeschichte und der Stolz auf die Schönheit der Stadt gehören zum Selbstbewusstsein Altenburgs. Die Frage stellt sich, wie aus diesem historischen und landschaftlichen Reichtum neue Impulse für die Zukunftsgestaltung von Altenburg und dem Altenburger Land gewonnen werden können.

In diesem Reallabor soll mit lokalen Akteur*innen erkundet werden, in welcher Weise sich an konkreten Orten wie leerstehenden Gebäuden oder Bauernhöfen sowohl bewahrenswerte Traditionen erhalten lassen, sie aber auch zugleich für die Gestaltung von neuen Aufgaben nutzen lassen. Konkret soll anhand von einzeln Orten erforscht werden, in welcher Weise sich die Energiewende und Dekarbonisierung, und die Herausforderungen des demographischen Wandels durch neue ökonomische, soziale, kulturelle und künstlerische Nutzungen mit der bestehenden räumlichen und gesellschaftlichen Identität verbinden lassen.

Das Reallabor soll zunächst mit den engagierten Akteur*innen in der Stadtpolitik und im Landkreisamt, Vertretern der Zivilgesellschaft wie den Stadtmenschen und den Leergut-Agenten, Vertretern der Bauernhof-Vereinigung und der Bio-Economy explorativ der Frage nach gehen, welche Orte sich für eine Ansiedlung als Reallabor eignen und welche Perspektiven die Akteur*innen hiermit verbinden. Um diese Feldforschung betreiben zu können, werden Grundlagen der qualitativen Sozialforschung vermittelt und wichtige Methoden für die Arbeit vertiefend vermittelt. Diese werden in den Veranstaltungen montags gemeinsam erarbeitet. In einer zweiten Phase soll anhand von bestimmten Themen, die sich aus der Befragung ergeben haben, sollen thematische Arbeitsgruppen durch die Studierenden gebildet werden, die sich auf die systematische Recherche nach Ideen oder Beispiele für die Transformation der ausgewählten Orte eignen. Schließlich sollen eigene Ideen entwickelt werden, wie das Reallabor weiter an der Realisierung unterschiedlicher Zukunftsideen arbeiten kann.

Das Projekt vermittelt einen vertieften Einblick in die Komplexität des Strukturwandels am Beispiel von Altenburg und dem Altenburger Land. Dies wird durch eine begrenzte eigenständige Arbeit vor Ort realisiert. Am Montagnachmittag wird einerseits die Arbeit der unterschiedlichen thematischen Gruppen reflektiert und begleitet, andererseits werden seminaristisch Themen der sozial-ökologischen Transformation behandelt.

Richtet sich an: MA Urbanistik

Termine: montags, 13.-30-16.45 Uhr

Studienprojekt

Erster Termin: 9. Oktober 2023

Dozent: Prof. Frank Eckardt 


Revanchismus inmitten des Klimawandels: Politische Ökologie in Budapest und die illiberale Demokratie Ungarns

Am 21. März 2021 verabschiedete die Budapester Regierung unter der Federführung des links-grünen Politikers Gergely Karácsony eine Strategie und einen Aktionsplan zur Eindämmung des Klimawandels. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 40 % ihrer Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, und hat mehrere Maßnahmen zur Bewältigung der Folgen der Klimakrise vorgeschlagen. Der Weg zu dieser nachhaltigen Zukunft ist jedoch umkämpft. Seit 2010 ist die rechtsextreme Partei Fidesz an der Spitze der nationalen Regierung und hat bei den letzten beiden Wahlen fast 50 % der Stimmen erhalten. Das Parteiprogramm, das für dessen autoritären und ultrakonservativen Positionen bekannt ist, basiert auf einer sogenannten "'illiberalen Demokratie', die sich auf die 'traditionellen Werte' der Nation stützt (...)" und zu Recht und Ordnung aufruft (Amon 2015:n.p. – eigene Übersetzung). Im Umkehrschluss werden "liberale Werte", die das Recht auf Öffentlichkeit, politische Partizipation und Redefreiheit hervorheben, eingeengt. Das revanchistische Programm von Fidesz - um den Begriff von Neil Smith (1996) zu verwenden - stellt mehrere Hindernisse für das Mandat von Karácsony und die ökologische Transformation für eine nachhaltige Zukunft dar.

In diesem Semester werden wir uns mit diesen Hindernissen und der Budapester Klimapolitik beschäftigen. Ausgehend von Neil Smiths Begriff des Revanchismus werden wir die Interaktion zwischen verschiedenen Ebenen der Kommunalpolitik rund um die Budapester Klimastrategie analysieren. Wir werden die umstrittenen politischen Arenen untersuchen, die sich aus Karácsonys progressiven Schritten ergeben. Dabei werden wir die sozialen Bewegungen kartieren, die sich für die sozial-ökologische Transformation der Stadt engagieren, und über die Bedeutung der Demokratie für die Planung widerstandsfähiger und nachhaltiger Städte diskutieren. Darüber hinaus bietet der Kurs eine Einführung in qualitative Methoden der Sozialforschung. Die Teilnehmer*innen lernen verschiedene Instrumente der Datenerhebung und -analyse kennen und sie durchlaufen alle Phasen der empirischen Forschung.

8 SWS / 12 LP

Unterrichtssprache: Englisch

Anzahl erwartete Teilnehmer: 20 

Zielgruppe: BA Urb. 5. Sem aber auch offen für andere Semester

Dozent: Nicolas Goez

Beginn Donnerstag 11:00-17:00 Uhr

Leitstungsnachweis: Bericht