Vorlesung
online-Vorlesung: Gesellschaft ohne Brandmauer: Normalisierung von Rechtsextremismus durch Kommunalpolitik und Stadtplanung?
„Unsere Studie zeigt, dass die Brandmauer primär in Fragen der kommunalen Infrastruktur durchbrochen wird. Diese scheinbar harmlosen, praktischen Bereiche sind die Normalisierungszonen für die Anerkennung der AfD im parlamentarischen Alltag“, so das Fazit einer umfassenden Studie des Wissenschaftszentrums Berlin zur Brandmauer in der ostdeutschen Kommunalpolitik. Die Berliner Forscher*innen hatten 2452 Sitzungen von Kommunalparlamenten untersucht, in denen die AfD insgesamt 2348 Anträge stellte. Für 484 Fälle konnten sie nachweisen, dass inhaltlich mit der AfD kooperiert wurde – einem Antrag der AfD stimmte mindestens ein Nicht-AfD-Abgeordneter zu. Viele Kooperationen betrafen Anträge zu Themen wie Verkehr, Sport, Kultur oder Haushalt. Bundespolitische Streitthemen wie Asyl und Sicherheit hatten eine geringere Bedeutung bei der Zusammenarbeit.
Mit dieser Vorlesung soll zum Thema AFD, Rechtsextremismus und Stadt durch Inputs von externen Expert*innen an der Bauhaus-Universität für alle Studierende grundlegendes Wissen bereit gestellt werden. Nach den Vorträgen soll sich eine Diskussion anschließen, um auch wichtige Fragen zum gesellschaftlichen Handeln im Umgang mit dem Rechtsextremismus einen Raum an der Universität bekommen.
Lehrformat: Vorlesung, online, donnerstags 18.-19.30 (3 ECTS)
Richtet sich an: alle Studierende der Universität
Dozenten: Frank Eckardt/Bertram Grischa
Erster Termin: 16. Oktober 2025
Erwartete Teilnehmer: 100
Maximale Teilnehmer: 200
Unterrichtssprache: Deutsch
Urban Sociology (Introduction)
Life in German cities has undergone substantial changes in the last decade. Not only the East German cities had to address new challenges after the reunification of the German nation in 1990, but also the West German cities had to reformulate their place in the complex urban networks. Cities are mirroring wider changes in German society where new social and political developments can be observed. Economic and cultural globalization has had a major impact on many aspects of urban life. This lecture will give an overview about major developments in German cities since the German reunification in 1990. It will provide both a sound source of information on the most important issues of German society and reflect important discussion of the international debate on urban studies. After delivering a historical overview of German cities, basic concepts of urban sociology will developed by discussing subjects like gentrification, segregation, migration, life style diversity and others. The lecture provides an insight view into classical theories of urban sociology as deriving from Max Weber, Georg Simmel and the Chicago School.
Richtet sich an: EU, IPP/Urban Heritage, MediaArchitecture; IUDD, MA Urbanistik, MA Fine Arts/Public Space, MA Architektur (Erasmus)
Termine: montags, 13.30-15.00 Uhr
Erster Termin: 13.10.2025
Ort:
Dozent: Prof. Dr. Frank Eckardt
Erwartete Teilnehmer: 50
Maximale Teilnehmer: 60
Unterrichtssprache: Englisch
Einführung in die Stadtsoziologie
Die Stadt ist ein komplexes Gebilde, das von Menschen in unterschiedlichen Formen gebaut, abgerissen und neugebaut wird. Seit dem Entstehen der modernen Großstadt bemühen sich Soziologen, um die Regeln, Mechanismen und Dynamiken städtischen Lebens zu verstehen und nachzuvollziehen. Dabei sind sie unterschiedliche Wege gegangen, um unser Verständnis über das Leben in der Stadt zu verbessern. In dieser Vorlesung wird dabei davon ausgegangen, dass nicht so sehr das Statische und Gebaute eine Stadt ausmachen als das Mobile, Flüchtige und vor allem: die Menschen. In dieser Hinsicht soll anhand von Beispielen aus der deutschen Geschichte und der Gegenwart erläutert werden, wie Städte als Produkt von Migration unterschiedlichster Formen zu verstehen ist. Dabei wird ein Überblickswissen der Stadtsoziologie, gängige Begriffe und empirische Forschungen zu wichtigen Fragen der Stadtentwicklung aus gesellschafswissenschaftlicher Perspektive vermittelt.
Richtet sich an: MA Architektur, MA Urbanistik
Termine: montags, 17.-18.30 Uhr
Erster Termin: 13. Oktober 2025
Dozent: Prof. Dr. Frank Eckardt
Erwartete Teilnehmer: 130
Maximale Teilnehmer: 200
Unterrichtssprache: deutsch
Online-Vorlesung: Städte für morgen – Für eine humane und nachhaltige Stadtentwicklung. Ideen und Interesse für ein interdisziplinäres Projekt von Sozialer Arbeit, Urbanistik und Architektur
In der Sozialen Arbeit werden Fragen der Lebensführung und Lebensgestaltung verhandelt – im Wissen um eine ungleiche Verteilung der Ressourcen, die Menschen dafür zur Verfügung stehen und eine Beeinträchtigung von Chancen für eine freie und selbstbestimmte Entwicklung. Und im Wissen darum, dass Menschen auch bei objektiv vergleichbaren Ressourcen sehr unterschiedlich damit umgehen, und dass manche Menschen sich dabei schwertun, ein gelingendes Leben zu führen, wiederum aus sehr vielen unterschiedlichen Gründen – individuellen Beeinträchtigungen, dem Verstrickt-Sein in soziale Konflikte im persönlichen Umfeld, fehlenden oder nicht passenden Qualifikationen, psychischen Erkrankungen, deviantem Verhalten in vielerlei Spielarten, bis hin zu delinquentem Verhalten. Bei all dem geht es auch immer um die Frage des Zusammenlebens von Menschen mit anderen, in der Familie, der Nachbarschaft, in Freundschaften, mit Gleichaltrigen und in der Gesellschaft, und auch das gemeinsame Arbeiten und MiteinanderAuskommen im Betrieb oder bei der Gestaltung der „freien“ Zeit außerhalb der Erwerbsarbeit. Und immer geht es dabei um die Frage nach dem guten Leben.
In der Architektur und in der Urbanistik geht es auch um Fragen der Lebensführung und Lebensgestaltung – in gebauten Räumen, in denen gewohnt, gearbeitet, gefeiert und gegessen wird, konsumiert und produziert wird, in Räumen, die Möglichkeiten für künstlerische und kreative Tätigkeiten und kulturelle Teilhabe eröffnen können, in Räumen für Aneignungs- und Vermittlungsprozesse aller Art. Die Architektur bietet Entwürfe in Form gebauter Räume an, in der Urbanistik geht es um die Gestaltung von öffentlichem und privatem Raum in der Stadt – vor allem auch um das Balancieren und In-Einklang-bringen der unterschiedlichen, privaten und öffentlichen Interessen an der Nutzung des städtischen Raums –, in beiden Disziplinen geht es auch um andere Fragen, werden mit anderen Kategorien zentrale Bezugspunkte für das Verständnis der Disziplinen und Interessen in der konkreten Arbeit markiert: Ästhetik, Technik, Wirtschaftlichkeit, Ökologie. Doch auch dabei hat die Frage nach dem guten Leben eine zentrale Bedeutung. Und zuvorderst kann man Architektur und Urbanistik als Disziplinen und Handlungsfelder verstehen, in denen nach zeitgemäßen Antworten auf die Frage, wie wir leben und arbeiten wollen, gesucht wird, und mit Blick auf zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen gefragt wird, wie sie zu einem vernünftigen, zivilisierten und kultivierten Leben in der Gesellschaft beitragen können.
In der Sozialen Arbeit, in der Architektur und der Urbanistik geht es also um vergleichbare Fragen – und ähnlich gelagerte Interessen. Nun ist es jedoch bei Weitem nicht so, dass diese Disziplinen harmonisch an einem Strang ziehen, dass es ein gemeinsames Interesse oder Ziel gäbe, auf das sie bezogen werden könnten. Im Gegenteil, es können, es müssen auch diametrale Gegensätze zwischen der Sozialen Arbeit und Architektur und Urbanistik benannt und bewusst gemacht werden. In der Sozialen Arbeit ist das Interesse an der Gestaltung von Verhältnissen des Zusammenlebens in der Gesellschaft nicht generell akzeptiert, es gibt ganz unterschiedliche Sichtweisen auf das Verständnis dieser Disziplin und ihren Aufgaben, Sichtweisen, in denen die hier skizzierte Perspektive zumindest am Rand der theoretischen Begründung und Konzipierung der Sozialen Arbeit und ihrer praktischen Ausformung in der Organisation der institutionellen Angebote und des professionellen Handelns steht.
In dieser Vorlesung wollen wir mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und der TU Stuttgart den notwendigen Diskurs zwischen der Sozialen Arbeit, Architektur und Urbanistik ermöglichen. Hierzu werden externe Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen, mit unterschiedlichen Erfahrungs- und Wissenshintergründen eingeladen. Ziel ist die Entwicklung einer erste Annäherung an eine gemeinsame, zumindest in Ansätzen geteilten Vision eines guten Lebens, in der Fragen des Zusammenlebens der Menschen in der Stadt eine zentrale Rolle spielen. Was kann jede Disziplin dazu beitragen kann, um ihr ein Stück näher zu kommen?
Lehrformat: Vorlesung, online, mittwochs 18.-19.30 (3 ECTS)
Richtet sich an: alle Studierende der Universität
Dozenten: Frank Eckardt
Erster Termin: 15. Oktober 2025
Erwartete Teilnehmer: 100
Maximale Teilnehmer: 200
Unterrichtssprache: Deutsch
Projekt
Umkämpfte Räume: Zwischen rechter Raumnahme und zivilgesellschaftlichem Widerstand in Thüringen
In Thüringen kommt es immer wieder zu Versuchen rechtsextremer Akteur*innen, Räume für sich zu beanspruchen. Dies zeigt sich etwa in der Vereinnahmung öffentlicher Orte durch rechtsextreme Aufkleber, Demonstrationen, der Etablierung „völkischer“ Immobilien und Strukturen oder in gezielten Einschüchterungsversuchen gegenüber zivilgesellschaftlichen Initiativen. Gleichzeitig entstehen vielfältige Formen des Widerspruchs: Engagierte Menschen aus der Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung setzen sich vor Ort gegen rechte Raumnahmen zur Wehr – mit unterschiedlichen Strategien, Ressourcen und Herausforderungen.
Das Lehrforschungsprojekt geht diesen räumlichen Auseinandersetzungen um Deutungshoheit, Sichtbarkeit und Handlungsmacht aus stadtsoziologischer Perspektive nach. Im Zentrum stehen Fragen nach den Praktiken rechter Raumnahme und den Erfahrungen und Perspektiven zivilgesellschaftlicher Akteur*innen mit demokratischen Gegenstrategien in lokalen Kontexten, in denen diese Auseinandersetzungen stattfinden. Im Fokus steht dabei die Frage, wie zivilgesellschaftliche Akteur*innen, politische Vertreter*innen und Verwaltung mit Einschüchterungsversuchen von Rechts umgehen, welche Strategien der demokratischen Gegenwehr sie entwickeln und welche Rolle die räumliche Dimension dabei spielt.
Im Rahmen des Projekts arbeiten wir mit sozialwissenschaftlichen Methoden der qualitativen Stadtforschung. Ziel ist es, die grundlegenden Phasen empirischer Forschung zu durchlaufen und in Theorie und Praxis zu erlernen: Von der Entwicklung eigener Forschungsfragen über die Auswahl geeigneter Methoden bis zur Erhebung und Auswertung von Daten. Im Mittelpunkt steht dabei die Durchführung und Analyse qualitativer Interviews mit Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung in Thüringen. Die Forschungsergebnisse sollen gegebenenfalls auch im Rahmen einer Karte verräumlicht werden.
Gemeinsam diskutieren wir relevante wissenschaftliche Literatur, reflektieren methodische und ethische Fragen der Forschung und erarbeiten auf dieser Grundlage einen wissenschaftlichen Bericht mit unseren Ergebnissen. Zum Abschluss des Projekts werden wir die Forschungsergebnisse öffentlich präsentieren und gemeinsam mit den interviewten Akteur*innen und weiteren Interessierten zur Diskussion stellen. Das Projekt möchte somit einen Beitrag zur kritischen Urbanistik, politischer Bildung und Praxis der Demokratieförderung im Spannungsfeld von Rechtsextremismus und zivilgesellschaftlichem Engagement leisten.
Veranstaltungsart: Projekt, 12 ECTS
Richtet sich an: B.Sc. Urbanistik, 3. FS
Termine: dienstags von 10-18 Uhr (plus Teilnahme an der digitalen Ringvorlesung am Donnerstagabend)
Raumwunsch: Raum 105, Geschwister-Scholl-Str.8A
Teilnehmer*innenzahl: max. 22 Personen
Exkursionswoche: 27.10.-30.10.2025
Dozentin: Malena Rottwinkel
Kontakt: malena.rottwinkel@uni-weimar.de
Eine Stadt für alle: Zum Beispiel Schöndorf
In Weimar hat es Schöndorf nicht leicht. Der Stadtteil ist in der allgemeinen Wahrnehmung entweder gar nicht präsent oder wird stigmatisiert. Das zeigt sich exemplarisch in der kommunalen Förderpraxis. Während Weimar-West bereits im Jahr 2000 in das Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen wurde, erfolgte der Einstieg für Schöndorf erst acht Jahre später und war auf die Siedlung Waldstadt beschränkt. Die politische Unsichtbarkeit Schöndorfs und das abwertende Image scheinen sich aber nicht durch die infrastrukturelle Benachteiligung verursacht oder begründet zu werden – eine verlässliche Busanbindung, ein Jugendclub, Sport- und Freizeitmöglichkeiten sowie Einkaufsmöglichkeiten sind in fußläufiger Nähe sind vorhanden. Die Distanz zur Stadt ist aber räumlich wie sozial greifbar. Schöndorf scheint ein gesellschaftlicher Satellit für sich zu sein.
Mit dem Studienprojekt soll anhand von Schöndorf untersucht werden, in welcher Weise lokal Prozesse der sozialen Exklusion zu beobachten sind und welche Formen der Unterstützung, Solidarität und Hilfe vorhanden sind. Dadurch soll es ermöglicht werden, dass eine Perspektive für einen weiteren Ausbau dieser Angebote auf Grundlage der spezifischen Analyse vor Ort diskutiert werden kann. Ziel ist es dabei, um die Handlungsspielräume der unterschiedlichen Akteure in Schöndorf kennenzulernen.
Das Projekt wird in Abstimmung mit dem gleichnamigen Projekt des Master Urbanistik realisiert, der sich der Fragestellung aber mit Bezug auf die anderen Städte Thüringens und der Landespolitik. In der Exkursionswoche lernen die Studierenden die Lebenslagen von Menschen verschiedener sozialen Gruppen in Thüringen kennen.
Um die Bedürfnisse von Menschen in diese Analyse einzubringen, sollen unterschiedliche Methoden der qualitativen Sozialforschung angewandt werden. Hierzu werden die Studierende im Rahmen des Studienprojekt durch die Dozenten angeleitet und betreut. Ferner ist es notwendig, sich allgemein mit den Prozessen der sozialen Exklusion in der Stadt auseinander zu setzen. Ergänzend wird deshalb eine öffentliche Vorlesungsreihe (online) stattfinden, die in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg organisiert wird.
Richtet sich an: Studienprojekt: BA Urbanistik, 5. Semester
Vorlesung: Studierende aller Fächer
Zeit: Studienprojekt: Dienstags, 9.15-12.30
Online-Vorlesung: Mittwochs, 18.00-19.30 Uhr
Erster Termin: 14. Oktober(Projekt)/15. Oktober (VL)
Erwartete Teilnehmer: 20
Maximale Teilnehmer: 30
Unterrichtssprache: Deutsch
Seminar
Urban Sociology
Urban sociology takes on the challenge of researching cities as complex social formations, addressing pressing questions. What’s special about life in cities? How to make sense of myriad of social dynamics occurring in urban centers, such as gentrification? How to make sense of the growing urban inequalities expressed as segregation and discrimination? How to deal with exploding tourism and precarization of urban life? Where does the city start and where does it end? This seminar addresses these questions and many more. It aims at providing a general overview of academic discourses and debates in urban sociology. As a reading seminar, we will discuss peer-reviewed papers and similar academic literature on a weekly basis.
Lecturer: Nicolas Goez
Course requirements:
§ Enrolment in BISON and Moodle
§ Reading two texts as preparation for each session (free choice between three readings)
§ Active participation in class discussions
§ Presentation of one text and one research field [1]
Submission of an essay (4500 - 5500 words)
Einführung in die Stadtsoziologie
Die Stadt ist ein komplexes Gebilde, das von Menschen in unterschiedlichen Formen gebaut, abgerissen und neugebaut wird. Seit dem Entstehen der modernen Großstadt bemühen sich Soziologen, um die Regeln, Mechanismen und Dynamiken städtischen Lebens zu verstehen und nachzuvollziehen. Dabei sind sie unterschiedliche Wege gegangen, um unser Verständnis über das Leben in der Stadt zu verbessern. In dieser Vorlesung wird dabei davon ausgegangen, dass nicht so sehr das Statische und Gebaute eine Stadt ausmachen als das Mobile, Flüchtige und vor allem: die Menschen. In dieser Hinsicht soll anhand von Beispielen aus der deutschen Geschichte und der Gegenwart erläutert werden, wie Städte als Produkt von Migration unterschiedlichster Formen zu verstehen ist. Dabei wird ein Überblickswissen der Stadtsoziologie, gängige Begriffe und empirische Forschungen zu wichtigen Fragen der Stadtentwicklung aus gesellschafswissenschaftlicher Perspektive vermittelt.
Richtet sich an: MA Architektur, MA Urbanistik
Termine: montags, 17.-18.30 Uhr
Erster Termin: 13. Oktober 2025
Dozent: Prof. Dr. Frank Eckardt
Erwartete Teilnehmer: 130
Maximale Teilnehmer: 200
Unterrichtssprache: deutsch
Forschungsseminar: Gesellschaft ohne Brandmauer: Normalisierung von Rechtsextremismus durch Kommunalpolitik und Stadtplanung?
„Unsere Studie zeigt, dass die Brandmauer primär in Fragen der kommunalen Infrastruktur durchbrochen wird. Diese scheinbar harmlosen, praktischen Bereiche sind die Normalisierungszonen für die Anerkennung der AfD im parlamentarischen Alltag“, so das Fazit einer umfassenden Studie des Wissenschaftszentrums Berlin zur Brandmauer in der ostdeutschen Kommunalpolitik. Die Berliner Forscher*innen hatten 2452 Sitzungen von Kommunalparlamenten untersucht, in denen die AfD insgesamt 2348 Anträge stellte. Für 484 Fälle konnten sie nachweisen, dass inhaltlich mit der AfD kooperiert wurde – einem Antrag der AfD stimmte mindestens ein Nicht-AfD-Abgeordneter zu. Viele Kooperationen betrafen Anträge zu Themen wie Verkehr, Sport, Kultur oder Haushalt. Bundespolitische Streitthemen wie Asyl und Sicherheit hatten eine geringere Bedeutung bei der Zusammenarbeit.
Warum finden Anträge von der AFD in diesen Bereichen der Kommunalpolitik, vor allem auch in der Stadtplanung, so viel Zustimmung? Unklar ist, wie ein solcher Konsens trotz der Brandmauer zustande kommt und wie damit umzugehen ist, wenn die AFD Anträge in diesen Themenfeldern stellt, die auf dem ersten Blick „vernünftig“ erscheinen.
Das Seminar hat die Beschäftigung mit der AFD in Thüringen im Rahmen von Vor-Ort-Beobachtungen zum Ziel. Studierende sollen zu einzelnen Städten im Freistaat dokumentieren, wie sich die AFD durch das Aufgreifen von Themen aus dem lokalen Zusammenhang ihre Normalisierung als rechtsextreme Partei bewerkstelligt. Dabei sollen unterschiedliche Quellen, Interviews, eigene Beobachtungen und Analysen angestellt werden, die in einer öffentlichen Sitzung zum Ende des Semesters vorgestellt werden. Das Seminar dient zum Austausch und methodischen Diskussion über die Arbeit der einzelnen Gruppen, die zu unterschiedlichen Städten arbeiten.
Lehrformat: Seminar, montags 15.15-16.45 (3 ECTS)
Richtet sich an: BA Urbanistik, 7. Semester (Modul Vertiefung Stadtsoziologie), alle Studierende der Universität
Dozenten: Frank Eckardt
Erster Termin: 13. Oktober 2025
Erwartete Teilnehmer: 30
Maximale Teilnehmer: 60
Unterrichtssprache: deutsch
Stadt- und Gesellschaftstheorie: Kommunale Klimapolitik zwischen Transformation und Blockade
Dass Städte heute akzeptierte Akteure für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung sind, ist Ergebnis jahrzehntelanger politischer Prozesse und planerischer Debatten. Kommunale Klimapolitik steht dabei heute oft im Spannungsfeld zwischen ambitionierten Zielen und realen Umsetzungshemmnissen. Nach der schrittweisen Anpassung und Weiterentwicklung kommunaler Instrumente wirkt auch in den Städten seit Beginn der 2020er Jahre ein fossiler Rollback, der die Umsetzung geplanter Maßnahmen ebenso erschwert wie Sparpolitiken. Wir begeben uns im Seminar Stadt- und Gesellschaftstheorie auf Spurensuche und untersuchen den Wandel der kommunalen Klimapolitik, wissenschaftliche Debatten und derzeitige Handlungsspielräume.
Im Seminar werden zeitgenössische Narrative, Akteure und Konflikte kommunaler Klimapolitik seziert und ins Verhältnis zueinander gesetzt. Das Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen, klimapolitischen Maßnahmen und Fragen kommunaler Beteiligungskultur bietet dabei einen analytischen Orientierungsrahmen. Im Vordergrund des Seminars steht die intensive Diskussion aktueller Fachzeitschriftenartikel. Zusätzlich stellen eigenständige Literaturrecherchen sowie das Schreiben einer wissenschaftlichen Hausarbeit eine gute Übung für die anstehende Bachelorarbeit dar.
Die Lehrveranstaltung entspricht dem Seminar "Sozialwissenschaftliche Analyse und Bewertungsprozesse" in früheren und dem Seminar "Stadt- und Gesellschaftstheorie" in neueren Studienordnungen. In dem Modul kann entweder dieses Seminar oder das Seminar von Frank Eckardt am Montagnachmittag besucht werden. Das Seminar ist auch für Studierende aus dem Master (Angleichstudium) geeignet.
Unterrichtssprache: Deutsch
Richtet sich an: BA Urbanistik, 5. oder 7. FS (Pflichtmodul); MA Urbanistik (Bachelorvorleistungen, Wahlpflichtmodul)
Teilnehmer*innen: 20
Termine: Mittwoch, 9.15-12.30 (Doppelsitzungen). Sitzungen: 5.11., 12.11., 19.11., 26.11., 3.12., 10.12., 17.12.
Leistungsnachweis: Hausarbeit
Dozent: Anton Brokow-Loga
Deutsch für Geflüchtete
Mit diesem Modul wird der im letzten Semester durchgeführte Sprachkurs für Flüchtlinge fortgesetzt. Dabei soll wöchentlich 1,5 Stunden Unterricht an eine oder mehrere Gruppen von ca. 8 Flüchtlingen auf Anfängerniveau erteilt werden. Die genauen Umstände des Unterrichts richten sich nach der Anzahl der Flüchtlinge, die sich hierzu anmelden und kann erst kurz vor Beginn des Unterrichts festgelegt werden. Studierende, die gerne den Unterricht mit den Flüchtlingen aus dem letzten Semester fortsetzen wollen, können das ebenfalls tun.
Mehr Informationen im BISON-Eintrag.