WiSe 2018-2019, MA - Anmutige Wendungen | BA - Objektives Korrelat

Anmutige Wendungen

Doppelwohnhaus Weissenhof, Stuttgart (Bild: Clemens Helmke, 2018)
Doppelwohnhaus Weissenhof, Stuttgart
(Bild: Clemens Helmke, 2018)

«(…) die wirbelnde, schwingende, knetende Dynamik des Barock», heißt es in Plessners Charakterisierung der Architektur: «Einschmiegen, Mitgehen, Abtasten, Ausgefülltsein, die tausend Arten, in Haltungen zu leben und durch Haltungen dem schweigenden Bild der Räume und Flächen eine unmittelbare Beziehung zu mir zu geben, sind die Wege, Architektur zu verstehen.» (1) «Körper stehen da, unverrückbar oder beweglich, von dieser und jener Form, Wände sind aufgerichtet, Bewegung begrenzend und Zwischenräume von bestimmter Größe, frei zum Durchschreiten. Und indem man den Raum in der leibhaftigen Gliederung seiner körperlichen Verhältnisse wahrnimmt als ein eigenmächtiges Gefüge, das in dieser bestimmten Ordnung ruht, erfüllt er zugleich das Innesein mit dem vielzügigen Gefüge der in ihm möglichen Bewegung.»(2) «Der neue Lebenswille erscheint (…) Es ist durchaus kein Zufall, dass Händel und die Bachs mit den großen Baumeistern wie Schlüter, Pöppelmann, Prandauer und Neumann zeitlich zusammengehören. Hier, wo das künstlerische Schaffen am tiefsten vor der Oberfläche alles äußeren Geschehens verborgen sich vorwärts bohrte, in der Musik wie im architektonischen Traume, waren die beiden reinsten Möglichkeiten, Grenzenloses und Ungreifbares zu gestalten.»(3)

Zitate:

(1) Helmuth Plessner, Die Einheit der Sinne, Grundlinien einer Ästhesiologie des Geistes,  Bonn 1923

(2) Graf Karlfried von Dürckheim, Untersuchungen zum gelebten Raum, 2005 & Erlebniswirklichkeit und ihr Verständnis, Systematische Untersuchungen II, Frankfurt am Main 1932

(3) Wilhelm Pinder, Der Deutsche Barock – in: Fritz Schumacher, Lesebuch für Baumeister, Karl Heinz Henssel Verlag, Berlin 1941 

Bemerkungen:

1.-3. Projektmodul (Master) – 12LP
Entwurf: 8 SWS, Seminar: 2 SWS,  Workshop: 2 SWS 

Objektives Korrelat

Doppelwohnhaus Weissenhof, Stuttgart (Bild: Clemens Helmke, 2018)
Doppelwohnhaus Weissenhof, Stuttgart
(Bild: Clemens Helmke, 2018)

«(…) ist etwas, was etwas anderem als Ergänzung, ergänzende Entsprechung zugeordnet ist.»(1)  Die Annäherung an ein Werk ist das nicht Greifbare in die Begrifflichkeit einer Definition zu bringen. Zu den «anderen Orten» und ihren «Heterotopien» sind Räume nach Foucault, von Lagerungsbeziehungen gekennzeichnet. Solche Lagerungen oder Platzierungen, die sich an die realen Orte anbinden, schließen auch die Utopien, die Nicht-Orte, an den Ort zurück. «Diese Heterotopien, also die ‹Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie gleichermaßen geortet werden können›, spiegeln Machtbeziehungen ebenso wie Fantasmen, Begehren ebenso wie Menschen selber, die sich in Räumen befinden und sie dadurch gewissermaßen konstruieren. Die ‹Heterotopien›, die gekennzeichnet sind durch Devianz, durch Illusionen und Kompensationen, verweisen stets auf die Ordnung der Gesellschaft - sie sind zu historisieren. (…) Zum Verschwinden: Zum Erinnern gehört auch das Vergessen. »(2) Vergleicht man die Photos unseres Orts, das Fragment und Satelittenbilder aus aufeinander folgenden Jahren so stellt man fest, dass hier geschichtliches Material verschwindet, unsichtbar wird; es steht im Raum wie ein Monolith in ‹2001: Odysee im Weltraum›(3) oder die Freiheitsstatue am Ende von ‹Planet der Affen›(4). Und wir sind das Publikum - die Betrachter im ‹Jetzt des Bildes› - und die Darsteller zugleich.

Zitate:

(1) Wikipedia

(2) Michel Foucault, Inge Marzolek, Andere Räume, Geschichte und Gedächtnis, zur Mediengeschichte und zur Alltagskultur, Bremen 2010

(3) Film: 2001–Odysee im Weltraum, Regie: Stanley Kubrick, Drehbuch: Stanley Kubrick, Athur C. Clark, 1968

(4) Film: Planet der Affen, Regie: Franklin J. Schaffner, Drehbuch: Michael Wilson, Rod Sterling, 1968

Bemerkungen:

5. Kernmodul – 12LP
Entwurf: 8 SWS, Seminar: 2 SWS,  Workshop: 2 SWS