SoSe 2015, BA - of one's own

Sommersemester 2015

Below upper level

Bilder: Bath, 2008 (Foto: Clemens Helmke)

Die Filmreihe 007 hat einen besonderen Bezug zur Architektur. Jeder Film offenbart einen eigenen Background, eine besondere Atmosphäre, die uns in die Handlung einstimmt. In vielen Filmen der Reihe spielt die Architektur selbst eine Hauptrolle, als Darstellerin. Ähnlich der Filmfigur Miss Moneypenny wird die Architektur selbst zum Protagonisten eines alternativen Plots.

Durch den Film eröffnen wir einen zusätzlichen kulturellen Dialog über die Stadt Lon- don und ihre Häuser. Nicht nur die eigenen Erfahrungen prägen unser Verhältnis zur Stadt sondern im gleichen Maße die Kulissen die über ein Jahrhundert hinweg für das Kino entworfen und durch den Film verbreitet wurden. Die Gebäude der Filmreihe stellen meist ein mit allen technischen Raffinessen ausgestattetes, architektonisch aus- gefeiltes Domizil dar. Der Mann hinter James Bond ist Ken Adam. Für viele 007-Fil- me baute er die Szenerien, Architekten wie Sir Norman Foster nachhaltig beeinflusst, unsere Sehgewohnheiten verändert und Oskar Statuen gesammelt.

Höhepunkte der Filme sind jeweils die direkten Gegenüberstellungen, Leiter Nr. 1, Gegenspieler Dr. NO. Die Addition von Buchstaben S.M.E.R.S.H Casino Royale, Kino -Parodie 1967, welche ein Wort darstellen, das es nicht gibt, um dann aus mehreren Worten einen Satz zu bilden. Namen von Filmfiguren wie M, Q oder das Bergres- taurant ICE Q in Tirol, eine Stahl- Glaskonstruktion auf drei Punkten beweglich und überwacht gelagert, deuten Etwas an.

Was wäre ein James Bond Film ohne Miss Moneypenny? Die Vorzimmerdame von M, Vorgesetzte von 007, gehört genauso zu den Filmklassikern wie Bösewichte und Bond Girls. Mit dem Haus für Miss Moneypenny beginnen wir ein Nachdenken über Archi- tektur, über ihre Bedingungen, ihre Ansprüche, ihre Sehnsüchte, ihre Strategien.

Die Festlegung der Gebäudehöhenentwicklung Londons bringt neue unterirdische Bauten hervor; Fugen, Öffnungen, weichende Nischen, Schwellen zwischen dem Un- ten und Oben. Plötzlich öffnet sich das Haus in den darunter liegenden Raum: "Please note, in some cases the nearest Exit may be behind you". 

2. Kernmodul (Bachelor) / 12LP / Entwurf: 8 SWS / VL, Seminar: 2 SWS / + Exkursion 

A room of one's own

Bild: Collage aus: Gerhard Richter «Rosen» (1994) und Virginia Woolfs Schreibhütte im Garten von Monk's House in Rodmell, Sussex (Foto: N. Friedman)

Entworfen werden soll "ein Zimmer für sich" und ein Haus auf dem Land. Das eine soll sich aus dem anderen ableiten, angefangen bei der Türklinke. Der Projektstandort ist London sowie zwei ländliche Orte in der Umgebung: Poundbury, ein modernes Dorf, das seit den 80er Jahren unter der Leitung von Leon Krier entsteht und ein Beispiel ist für die Idee der "integrated community" und des sich gegen die Zersiedelung der Land- schaft richtenden "New Urbanism"; außerdem eine alte Ortschaft, Rodmell, wo Virginia Woolf lebte und dort einen berühmten Essay schrieb mit dem Titel "A room of one's own". Aus dem "eigenen Zimmer" – als Rückzugsort, als Voraussetzung persönlicher Arbeit, die das Denken, Wissen und Handeln zu transformieren vermag, als Raum, der den eigenen Bedürfnissen entsprechend gestaltet ist – soll der Entwurf eines Hauses auf dem Land entwickelt werden. Die "Interiorität" des Zimmers kehrt sich nach außen, setzt sich im dazugehörigen Haus anders fort. Das Konzept des "eigenen Zimmers" hat auch Einfluß auf die Begegnung mit anderen Menschen. In einer Tagebuchaufzeich- nung sagt Virginia Woolf, dass sie immer wieder von neuem bereit sei, sich auf das Abenteuer der Begegnung einzulassen, auf der Suche nach dem Sonderbaren, dem Unverwechselbaren der anderen Person. Diese Art der Bezugnahme soll auf die Betrachtung von Architektur übertragen werden und das Entwerfen begleiten. 

Literatur:

A room of one’s own, London 1929
Mrs. Dalloway, London 1925
Die Gärten der Virginia Woolf, Luise Berg-Ehlers, Berlin 2004 

5. Kernmodul (Bachelor) / 12LP / Entwurf: 8 SWS / VL, Seminar: 2 SWS / + Exkursion