Bauhaus-Universität Weimar: Aktuelles

*** Liste mit Beratungs- & Hilfsangeboten: s.u. und auf: www.handle-jetzt.de ***

1. »Und wenn ich jetzt … zur Polizei gehe?«

… dann erklären mir Polizist*innen, was auf mich zukommt. Wenn ich mich entscheide, eine Anzeige zu erstatten, können kurzfristige und langfristige Maßnahmen zum Schutz meiner Kinder und zu meinem Schutz eingeleitet werden. Die Polizei kann aber auch zu Hilfs- und Beratungsangeboten vermitteln.

Gut, zu wissen:

Die Polizei hilft mir, wenn ich zuhause Gewalt erlebe — körperlich, sexuell, psychisch oder emotional. Ich kann jederzeit die Polizei anrufen, wenn ich oder meine Kinder Gewalt erfahren und wir uns in einer akuten Notsituation befinden. Mir wird geholfen und der Täter muss den Handlungsort verlassen oder kann der Wohnung verwiesen werden. Wer schlägt, der geht.
Den Weg zur Polizei muss ich nicht allein gehen. Ich kann zu meiner Unterstützung eine Person meines Vertrauens oder meinen Rechtsbeistand mitnehmen.

2. »Und wenn ich jetzt … Spuren sichern lasse?«

… gewinne ich Zeit, kann eine Entscheidung reifen lassen. Es bleibt geheim, dass ich Beweise der Gewalttaten sichern lasse, und ich muss sie auch nicht unbedingt benutzen — aber ich kann und brauche die Beweise, wenn ich doch die Anzeige erstatte. Ich habe drei Jahre Zeit und muss jetzt nichts entscheiden.

Gut, zu wissen:

Spuren lassen sich sichern bei sämtlichen Gewalttaten — von Sexualstraftaten bis zu einem gebrochenen Arm oder zerschundenen Gesicht. Jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens sexuelle Gewalt. Sieben Prozent erleben eine Vergewaltigung. Viele Frauen schämen sich, haben Angst, sind verzweifelt — dabei tragen sie bei Vergewaltigung keine Mitschuld. Erzwungener Sex ist Gewalt. Alle betroffenen Frauen benötigen ärztliche Hilfe und sollten die Spuren sichern lassen.
Wichtig: Nicht vorher duschen, waschen oder sich umziehen, da dadurch wichtige Spuren vernichtet werden könnten — auch wenn das schwerfällt.
Eine Vertrauensperson kann mich begleiten, da fühle ich mich sicherer. Sie kann auch für mich erklären oder übersetzen. Ich kann mich beraten lassen, auch anonym und telefonisch. Es werden gerichtsverwertbare (Foto-)Dokumentation von Verletzungen sowie Spuren wie Blut, Urinproben oder Fremd-DNA gesichert und aufbewahrt. Auch Ärztinnen und Ärzte können sich beraten lassen.
Die Untersuchung ist kostenlos.

3. »Und wenn ich jetzt … psychosoziale Prozessbegleitung nutze?«

… dann muss ich im Strafverfahren nicht allein sein. Wenn ich Gewalt erlebt habe, habe ich das Recht auf psychosoziale Prozessbegleitung. Mit einem Antrag beim Gericht kann ich sie kostenfrei erhalten, wenn das Gericht zustimmt.

Gut, zu wissen:

Diese Begleitung schützt vor weiterer seelischer Belastung. Sie erklärt mir verständlich, was im Verfahren passiert, und begleitet mich zu Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht. So habe ich Menschen an meiner Seite, die mich stärken, ernst nehmen und mir Sicherheit geben.
Die Prozessbegleitung berät nicht zum Fall und ersetzt keine Therapie. Aber sie ist vor, während und nach der Verhandlung für mich da — mit dem Ziel, mich zu schützen, zu stabilisieren und vor erneuter Traumatisierung zu bewahren.

4. »Und wenn ich jetzt … beim Frauenhaus anrufe?«

… dann besprechen wir meine Situation und ich kann mich sortieren und — wenn ich möchte — mich und die Kinder an einen geschützten Ort in Sicherheit bringen. Wenn ich ins Frauenhaus gehe, kann ich Ruhe und neue Kraft schöpfen. Es gibt Räume, um mich zurückzuziehen, und es gibt Gemeinschaftsräume wie Küche, wohnliche Aufenthaltsträume und Spielzimmer für Kinder.

Gut, zu wissen:

Das Frauenhaus hilft mir, wenn ich zu Hause körperliche, sexuelle, psychische oder emotionale Gewalt erlebe. Dort finde ich Schutz und Sicherheit. Auch meine Kinder kann ich mitbringen. Das Frauenhaus steht allen von Gewalt bedrohten Frauen offen — unabhängig von Aufenthaltsstatus und finanzieller Situation. Das Personal im Frauenhaus ist ausnahmslos weiblich. Es ist rund um die Uhr erreichbar. Die Adresse ist geheim.
Das Frauenhausteam berät mich in sozialen, rechtlichen und finanziellen Angelegenheiten und empfiehlt Angebote, die mir dabei helfen, die erlebte Gewalt zu verarbeiten und neue Lebensperspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Ich bekomme finanzielle Beratung und Hilfe zur Existenzsicherung sowie rechtliche Beratung in Fragen des Sorge- und Umgangsrechtes. Ich bekomme Hilfe, einen Weg aus der Gewalt für mich und die Kinder zu finden. Ich entscheide selbst, was ich benötigte und welche Schritte ich (nicht) gehen möchte. Auch über die Dauer meines Aufenthalts entscheide ich selbst. Wenn ich möchte, kann ich nach dem Frauenhausaufenthalt ambulante Beratung in Anspruch nehmen.
Unterkunft und Beratung sind kostenlos.

5. »Und wenn ich jetzt … das Stalken melde?«

… dann erklären mir Fachleute meine Rechte, schätzen gemeinsam mit mir die Gefahr ein und empfehlen weitere Schritte. Ich bin nicht mehr allein mit den Belastungen wie ständiger Verfolgung, Nachstellen, penetrantem Belästigen, Bedrohen und Terrorisieren. Wenn ich mir Hilfe hole, kann ich einen Weg finden, mich in meinem Leben wieder frei zu bewegen. Ich muss nicht sofort entscheiden. Wichtig ist: keine unüberlegten Aktionen, sondern klug handeln.

Gut, zu wissen:

Stalking ist strafbar — es kann mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden.
Beweise sichern: Notiere Verfolgung, Nachstellen, Bedrohung, Datum, Uhrzeit, Zeugen — und bewahre Nachrichten, Briefe, Chats, Anruflisten auf.
Bei Cyberstalking kannst du die Löschung von Daten beantragen.
Suche frühzeitig Hilfe — du bist nicht allein.
Weise Stalkende konsequent zurück.

6. »Und wenn ich jetzt … das Hilfetelefon anrufe?«

… dann hören mir geschulte Beraterinnen zu, nehmen mich ernst und zeigen mir Wege auf, wie es weitergehen kann. Gerade an, zwischen und nach den Feiertagen, wenn Belastungen und Konflikte besonders groß und deutlich werden können, gilt: Ich bin nicht allein — das Hilfetelefon macht keine Weihnachtsferien.

Gut, zu wissen:

Ich kann jederzeit beim bundesweiten Hilfetelefon »Gewalt gegen Frauen« anrufen und erhalte dort Hilfe — anonym und kostenlos. | Tel.: 116 016
Mir helfen dort geschulte Beraterinnen.
Ich werde ernst genommen und wertgeschätzt.
Meine Daten werden nicht gespeichert oder weitergegeben.
In meiner akuten Krisensituation zeigen die Beratenden mir Wege aus der Krise, sie beruhigen mich und suchen nach Möglichkeiten, mir Hilfen vor Ort zu vermitteln.
Auch Freund*innen und Unterstützende von gewaltbetroffenen Frauen erhalten dort Informationen.

7. »Und wenn ich jetzt … mein eigenes Geld wieder habe?«

… dann plane ich selbst meine Einnahmen und Ausgaben, lege auch was zurück für den Urlaub. Ich will selbst frei über mein Geld verfügen und nicht weiter angewiesen sein auf das, was mir nach tagelangem Flehen zugewiesen wird.

Gut, zu wissen:

Banken und Beratungsstellen für Finanzen und Familien helfen. Sie hinterfragen meine Situation und zeigen mir Möglichkeiten auf, was ich tun kann zur eigenen Bestimmung über mein Geld oder meinen Anteil an den Einnahmen unserer Lebensgemeinschaft — auch in schwierigen Lebenssituationen. Sie sind zur Geheimhaltung verpflichtet.
Für ein eigenes oder gemeinsames Konto gibt es mehrere ganz praktische Lösungen: Von Basiskonten über Girokonten mit Pfändungsschutz (P-Konten) bis hin zu digitalen Kontomodellen, die ich eigenständig verwalten kann.
Die Beratungen sind komplett kostenfrei, vertraulich und unverbindlich, und es passiert nichts, wozu ich nicht zugestimmt habe.

Hier findest du Hilfe:

Polizei:

Im Notfall: Rufe 110!
Erstatte eine Anzeige! Das kannst du bei jeder polizeilichen Dienststelle tun.
Thüringer Polizei — Info-Seite zu häuslicher Gewalt
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes — Info-Seite zu häuslicher Gewalt

Vertrauliche Spurensicherung:

Info-Webseite: Vertrauliche Spurensicherung für Betroffene von sexualisierter Gewalt in Thüringen
Universitätsklinikum Jena (Rechtsmedizin) — vertrauliche Spurensicherung: Tel.: 03641 / 939 71 97

Psychosoziale Prozessbegleitung:

Psychosoziale Prozessbegleitung — Info-Seite des Freistaats Thüringen
Thüringer Koordinierungsstelle psychosoziale Prozessbegleitung — Begleitung im Strafverfahren: Tel.: 0361 / 57353 4444

Frauenhäuser:

Diese Frauenhäuser/Frauenschutzwohnungen in Thüringen bieten Schutz und Sicherheit. Ob wohnortnah- oder fern entscheidest du.
Such-Webseite für Frauenhäuser in Deutschland

Beratungs-, Schutz- & Hilfsangebote bei häuslicher Gewalt:

Hilfetelefon »Gewalt gegen Frauen«:
- Kostenfreie telefonische Beratung: 116 016 (rund um die Uhr in 18 Sprachen)
- Online-Beratung
- Beratung in Leichter Sprache
- https://www.hilfetelefon.de/
Übersicht zu Beratungs-, Schutz- und Hilfsangeboten:
- in Thüringen
- deutschlandweit

Hilfe bei Stalking:

Polizei: jede Dienststelle hilft — auch ohne Termin: Tel.: 110
Hilfetelefon »Gewalt gegen Frauen«, Tel.: 116 016 (rund um die Uhr in 18 Sprachen)
Weißer Ring e. V. — Opferhilfe, Tel.: 116 006 (täglich 7–22 Uhr)
Hilfetelefon »Projekt A4 — Anlaufstelle für Männer«, Tel.: 0151 / 288 156 18
Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt und Stalking in Thüringen:
- Nord:
  Caritas Bistum Erfurt, Region Eichsfeld/Nordthüringen — Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt Nordthüringen
  Tel.: 03631 / 6588460 | E-Mail: ist-ndh[at]caritas-bistum-erfurt.de
- Mitte:
  Evangelische Stadtmission Erfurt — Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt
  Tel.: 0361 / 5416868 | E-Mail: Interventionsstelle[at]stadtmission-erfurt.de
- Südwest:
  Interventionsstelle »Hanna« gegen häusliche Gewalt und Stalking, Meiningen
  Tel.: 03693 / 505211 | E-Mail: ist-hanna[at]t-online.de
- Südost:
  Interventionsstelle Gera/Saalfeld (GeSa) — proaktive Beratung für Betroffene von häuslicher Gewalt
  Tel.: 0365 / 5519027 | E-Mail: Ist-GeSa[at]web.de