Norbert W. Hinterberger, von 1993 bis 2015 Professor für Freie Kunst an der Fakultät Kunst und Gestaltung, gibt in der Ausstellung unter dem Titel »Die Welt als Buch« einen Einblick in das breite Spektrum seiner künstlerischen Arbeit. Im Fokus steht dabei das Medium des Buches. So werden seine großformatigen Künstlerbücher »Die Hominiden-Evolution«, »Das Buch über das Nichts« und »Das Amazonas-Buch«, ausgewählte Seiten aus Tagebüchern, den letzten Publikationen sowie die Serie »Erlesene Orte« zu sehen sein. Für Frank Simon-Ritz, den Direktor der Weimarer Universitätsbibliothek, ist die Bibliothek der prädestinierte Ort, um diese Ausstellung zu zeigen: »Die Arbeiten Hinterbergers«, so Simon-Ritz, »versuchen tatsächlich, die Welt im wahrsten Sinne des Wortes im Buch einzufangen. Der Titel der Ausstellung beschreibt also sehr gut, was den Betrachter erwartet.«
Hinterbergers bereits in der Kindheit ausgeprägte Leselust ist nicht nur durch den Wunsch nach dem Eintauchen in eine fremde Welt gespeist, sondern ist auch in seinem Interesse für andere Lebensentwürfe und Philosophien begründet. Auch seinen Studierenden empfahl Hinterberger stets eine Literaturliste als Basis für die Semester-Projekte, die vornehmlich existenzielle Facetten des Menschseins zum Inhalt hatten, darunter beispielsweise die Werke »Eros und Thanatos«, »Das verlorene Paradies« oder »Utopia«.
Konsequenzen ergeben sich daraus auch für seine eigene Kunstproduktion. So stellt Hinterberger seinen Ausstellungen oftmals eine Publikation an die Seite: Kataloge, welche dem Publikum nicht durch die identische Abbildung der Arbeiten das Ablaufen der Hängeflächen ersparen wollen, sondern die Philosophie der Werke mit eigenen Texten oder ausgewählten Zitaten synergetisch aufwerten. Beispielhaft genannt werden sollen hier »Das Bildungsprogramm« (Gemäldegalerie Weimar, 1997), »Das Architekturprogramm« (Angermuseum Erfurt, 1999), »Das Schöpfungsprogramm« (Museum für zeitgenössische Kunst Zagreb und Landesmuseum Linz, 2003) sowie »Schwarze Galle – Melancholie als Naturzustand« (Österreichisches Kulturforum Berlin, 2006).
Jahrelange Recherchen mündeten zudem in die großformatigen Künstlerbücher »Die Hominiden-Evolution«, in der Hinterberger die wichtigsten Belege über die Menschheitsgeschichte – vom Sahelanthropus tchadensis bis zum Homo sapiens – samt Werkzeugen und Kunstwerken dokumentiert. »Das Buch über das Nichts«, ist das Resultat Hinterbergers mit der Auseinandersetzung mit der Leere in Gestalt von Steinbohrermuscheln, Miniermotten, Todesurteilen oder der Atombombe von Hiroshima. Bei dem »Amazonas-Buch« hingegen handelt es sich um ein Expeditionsbuch, in dem Hinterberger die lebende Welt und deren zivilisatorische Abfälle rund um sein Haus am Amazonas inventarisierte. Einige ausgewählte Seiten aus diesen Büchern und den in der Vergangenheit erschienenen Katalogen werden neben der Serie »Erlesene Orte« zu sehen sein, die sich mit den Schauplätzen herausragender Bücher auseinandersetzt – angefangen von Platons Höhle über Robert Musils »Mann ohne Eigenschaften« bis zu Imre Kertész’ »Roman eines Schicksalslosen«.
»Die Welt als Buch«
Ausstellung von Norbert W. Hinterberger
Eröffnung der Ausstellung: Freitag, 8. Februar 2019, 17 Uhr
Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar
Steubenstraße 6
99423 Weimar
Öffnungszeiten:
Montag-Freitag, 9 – 11 Uhr
Samstag, 10 – 16 Uhr
Ansprechpartner:
Für Rückfragen steht Ihnen gerne Dr. Frank Simon-Ritz, Direktor der Universitätsbibliothek unter +49 3643 58 28 00 oder frank.simon-ritz@uni-weimar.de zur Verfügung.
Kontakt
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