
Bachelorarbeit »BeiStand« von Louise Richter mit Universal Design Award ausgezeichnet
Die Produktdesign-Absolventin Louise Richter ist für ihr Möbelstück für den letzten Lebensraum »BeiStand« in gleich zwei Kategorien prämiert worden: sowohl in der Kategorie »Expert« als auch »Consumer« konnte sie bei den Juror*innen punkten. Mit »BeiStand« näherte sich Richter einem bisher wenig beachtetem Feld, dem Beistelltisch im palliativen Setting.
Was kann Gestaltung beitragen, wenn das Leben zu Ende geht? Diese Frage stand im Zentrum von Richters Abschlussprojekt, das sich mit der gestalterischen Umdeutung eines alltäglichen Objekts beschäftigt: dem Nachttisch im Hospiz oder Krankenhaus. »Das Sterben ist Bestandteil des Lebens und doch gesellschaftlich, räumlich und gestalterisch weitgehend unbeachtet«, erklärt die Produktdesignerin ihren Ansatz. »Während für die erste Lebensphase ein überbordendes Angebot existiert, bleibt das Lebensende gestalterisch nahezu unadressiert. Daher habe mich dem Thema angenommen.«
Louise Richter besuchte eine Palliativstation in Erlangen und Hospize in Weimar und Bad Berka und untersuchte dort den Pflegealltag. Schnell hatte sie den Beistelltisch als wichtiges und zentrales Möbel identifiziert. Schwer kranke Menschen verbringen viel Zeit im Liegen und sind oft körperlich eingeschränkt. Umso wichtiger ist es, dass persönliche Gegenstände, Getränke oder Kommunikationsmittel gut erreichbar sind. »BeiStand« reagiert auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Patient*innen, die Louise Richter in Interviews, durch eigene Beobachtungen und gestalterische Reflexionen gesammelt und ausgewertet hat.
Der Beistelltisch ist mit einer um 360 Grad rotierbaren Fläche, individuell zugänglichen Bereichen und Fächern ausgestattet und höhenverstellbar. Er bietet Patient*innen die Möglichkeit, selbst aktiv zu bleiben und ihr Umfeld mitzugestalten. »Der Tisch ist nicht allein als funktionales Möbel gedacht«, erklärt Richter. »Er ist vielmehr ein Schnittstellenobjekt zwischen Pflege, Privatheit, Erinnerungsarbeit und persönlicher Begleitung.«
Mit ihrer Arbeit lenkt die Designerin die Aufmerksamkeit auf eine Lebensphase, die gestalterisch oft übersehen wird. Das Beispiel »BeiStand« zeigt, dass Gestaltung auch hier Selbstbestimmung und Würde fördern kann und dass Designer*innen dazu beitragen können, Räume des Abschieds menschlicher zu gestalten.
Die ausgezeichneten Einreichungen, darunter auch »BeiStand«, werden im Rahmen einer Ausstellung der Preisträger*innen bei der »munich creative business week «im Mai 2026 im Oskar von Miller Forum gezeigt.
Die Bachelorarbeit »BeiStand« entstand im Studiengang Produktdesign und wurde von Gerrit Babtist, Professor für »Design und Management«, und der Künstlerischen Mitarbeiterin Klea Schlimm betreut.
Weitere Infos:
www.instagram.com/louli_la
www.universal-design.org/beistand
Über den Universal Design Award:
Bereits seit 15 Jahren wird der Universal Design Award für Produkte, Dienstleistungen und Architekturen vergeben, sich durch ihre generationsübergreifende, breite, einfache und intuitive Nutzbarkeit auszeichnen und damit Zugang, Selbstbestimmung und Teilhabe schaffen. Der Universal Design Award ist der einzige Designwettbewerb, der neben einer Expert-Jury zusätzlich noch über eine Consumer-Jury verfügt, die mit rund 100 Teilnehmenden im Alter von 14 bis 90 Jahren jährlich unabhängig das Label »Universal Design Consumer« vergibt.