Aktionstage in Erfurt: Bauhaus-Universität Weimar beteiligt sich mit Phosphor-Recycling-Toilette »P-Bank« an interaktivem Bildungsprojekt zum Thema Abwasserrecycling
Das Open-Air Bildungsprojekt »Ach du Scheiße!«, das die Bremer Wissenschaftsjournalistin Annette Wagner in einer Masterclass für Interaktive Bildungsformate für Bibliotheken konzipiert hat, macht auf ein alltägliches, aber in unserer Gesellschaft eher schambehaftetes Thema aufmerksam: den Toilettengang.
Das bewusst provokant gewählte Motto verdeutlicht einerseits die Dringlichkeit des Themas und zielt andererseits auf das aktivierende Konzept zum Mitdenken und Mitmachen ab: Wie kann es sein, dass in deutschen Spülwassertoiletten täglich bis zu 30 Liter Trinkwasser pro Person dem Abwasser zugeführt werden, wenn in anderen Teilen der Welt über vier Milliarden Menschen gar keine Toiletten haben? Was macht man stattdessen in anderen Kulturen, besonders in Zonen der Trockenheit und des Wassermangels? Kann das nachhaltige Entwicklungsziel Nr. 6 der Vereinten Nationen, das Menschenrecht auf eine Toilette und sauberes Wasser, bis 2030 erreicht werden? Welche Ideen gibt es schon heute, die Siedlungswasserwirtschaft angesichts von Klimawandel und Wasserknappheit zu modernisieren?
Vor diesem Hintergrund präsentiert sich auch die Phosphor-Recycling-Toilette »P-Bank« der Bauhaus-Universität Weimar bei den Aktionstagen in Erfurt und nimmt die Möglichkeiten des innovativen Abwasserrecyclings in den Fokus. Die »P-Bank« zeigt den Besuchern in einem im Toilettenhaus integrierten interaktiven Showroom mit realen Aufbereitungseinheiten anschaulich, wie menschlichem Urin der seltene Rohstoff Phosphor entzogen werden kann. Dieser kann zur Pflanzendüngung genutzt werden.
»Mit der P-Bank wollen wir der Öffentlichkeit zeigen, wie einfach Abwasserrecycling funktioniert«, erklärt Prof. Dr.-Ing. Silvio Beier, Leiter des Bauhaus-Instituts für zukunftsweisende Infrastruktursystems (b.is) und Professor für Technologien urbaner Stromnutzung an der Bauhaus-Universität Weimar. Das Prinzip ist ebenso simpel wie genial: »Wir wollen Nährstoffe, die wir mit der Nahrung aufnehmen, wieder als Dünger nutzbar machen. Dazu muss der im Urin enthaltende Phosphor von Wasser und Schadstoffen getrennt werden«, fährt Beier fort. Das Projektteam der Professur Siedlungswasserwirtschaft wird an den Aktionstagen vor Ort sein und den Besuchern den Prozess erläutern – »Selbstversuch« inbegriffen. Zudem referiert Simon Theodor Mehling, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Siedlungswasserwirtschaft, am Donnerstag, 26. August, 13 Uhr zum Thema »Neuartige Sanitärsysteme«.
Auf dem begrünten Podium vor der »P-Bank« werden zudem Workshops, Bilderbuchlesungen, Führungen, Recherchen, Vorträge und Medienangebote mit Hintergrundinformationen, eine internationale Foto-Ausstellung zum Thema Abwasserregelung und Mitmachangebote für Kinder und Erwachsene angeboten – zum Beispiel ein kommentierter Gang durch eine Sammlung von Toiletten-Accessoires aus aller Welt.
Die Eröffnungsveranstaltung mit allen Partnern findet am Mittwoch, 25. August, 11 Uhr auf dem Domplatz, gegenüber dem Eingang des Landgerichts, statt. Ergänzt wird die Eröffnung durch ein inhaltliches Podiumsgespräch, an dem auch Prof. Beier teilnehmen wird. Interessierte haben am Mittwoch bis 18 Uhr, an den Folgetagen jeweils von 10 bis 18 Uhr die Möglichkeit, sich zu informieren und an den Aktionstagen teilzunehmen.
Das mobile Bildungsprojekt ist eine Kooperation zwischen dem Amt für Bildung und dem Amt für Umwelt und Naturschutz der Landeshauptstadt Erfurt sowie der Lokalen Agenda 21 Erfurt, den RIFF-Reportern, der Bauhaus-Universität Weimar, der Robert-Bosch-Stiftung und der Firma Werkhaus.
Das MDR Thüringen Journal berichtet zu den Aktionstagen: https://www.mdr.de/video/mdr-videos/f/video-548206.html
Weitere Informationen zur Veranstaltung erhalten Sie unter: https://www.erfurt.de/ef/de/erleben/veranstaltungen/vst/2021/139074.html