KLARISSA STADION & ALMA KÖHLER (Mainz) // (Ohne) Umwege

SESSION I

Die Ausbildung einer künstlerischen Haltung lebt von Austausch und Begegnung. So beschlossen Klarissa Stadion und Alma Köhler, welche gemeinsam an der Kunsthochschule Mainz im Lehramt Kunst studieren, ihr künstlerisches Arbeiten zu fusionieren und gemeinsam zu reflektieren. Mit Eintritt der Corona-Pandemie stellten sich ihnen plötzlich neue Fragen: Wie pflegen wir einen Dialog auf Distanz? Wie schaffen wir in Zeiten der sozialen Isolation Kunst, welche aktive Teilhabe ihres Publikums ermöglicht? Um ihrer künstlerischen Arbeit ein Publikum zu verschaffen, wurden Klarissa und Alma gezwungen, eine an die Situation angepasste Ausstellungspraxis zu entwickeln und erproben. Unter den Ansprüchen an eine ergebnisoffene, partizipative Ausstellung, welche haptisch erlebbar und virtuell begleitet werden sollte, entstand somit eine Ausstellung in einer Box. Sobald eine künstlerische Arbeit ihrem Publikum per Post nach Hause geschickt wird, löst sie sich aus der institutionellen Ausstellungstradition. Der oder die Empfänger*in wird Rezipient*in und Kurator*in zu gleich. Die Ausstellungssituation verschiebt sich vom White Cube in den Privatraum. Das Publikum weitet sich über die üblichen Ausstellungsbesuchenden hinweg aus. 

Zur 9. Studentischen Tagung wurden einige Teilnehmende der Session I zu einem Teil des Projektes. Sie bekamen per Post eine Ausstellung in der Box zugesandt und begannen während des Workshops eine eigene Ausstellung zu kuratieren, deren Inhalt sie selbst mitgestalteten. Um jenen Inhalt zu generieren, schreiben die Teilnehmenden spontan entwickelte Handlungsanweisungen auf und luden diese auf einer gemeinsam genutzten Webseite hoch.

Auf Handlungsanweisungen, wie „Steh auf, gehe drei Schritte & leg dich hin!“ oder „Koch dir einen Kaffee!“ und die Arbeiten der beiden Mainzer Studentinnen, welche sich mit der aktuellen Distanz-Situation auseinandersetzen und auf ihrer Webseite zu finden sind, reagierten die Teilnehmenden im Anschluss. Dabei entstanden vielfältige Reaktionen in Form von Tonaufnahmen, Videos, Gedankentexte, Installationen, Illustrationen oder Fotografien, die hier hinterlegt sind.

Durch die Uploads auf die gemeinsam genutzte Seite werden die Inhalte jeder Box für alle sichtbar. Es entsteht ein neuer Ausstellungskontext, in welchem herkömmliche, institutionelle Zeigemechanismen aufgebrochen werden. Was eine Ausstellung braucht, ob und wie sich der Blick der Teilnehmenden auf die Ausstellungspraxis im Verlauf des Workshops verändert hat und was die Konzeption des Projektes mit Resonanz zu tun hat, wurde in einer abschließenden Diskussion untersucht.

Ein Bericht von Sandra Rücker

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