SESSION I
In ihrem Vortrag „Die Resonanz der Dinge“ stellt Alicia Jablonski die Skizze einer im Moment entstehenden Ausstellung vor. „Der Museums(T)raum – eine Dortmunder Nachkriegsgeschichte“ ist ein Studienprojekt des Seminars für Kulturanthropologie des Textilen der Technischen Universität Dortmund. Innerhalb dessen arbeitet seit Oktober 2019 ein Team aus fünf Personen - unter ihnen Alicia Jablonski - daran, im Museums für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund für 2021 eine multidimensionale Ausstellung zu realisieren. Ausgehend von drei Schwarzweiß-Fotografien des Fotografen Albert Renger- Patzsch, die den Leseraum des Museums am Ostwall in den 1950er Jahren zeigen, begaben sich die Kurator*innen auf eine Spurensuche nach den Räumen, Menschen und Dingen hinter den Fotografien. Die Bilder stehen – wie auch ihr Fotograf – in der Tradition der Neuen Sachlichkeit der Weimarer Republik. Sie sind einerseits Bildträger und andererseits dreidimensionale Objekte. Alicia Jablonski führt aus, dass das Museum am Ostwall ein modernes Museum der Nachkriegszeit war, welches in seiner damaligen Form heute aber nicht mehr existiert. Es präsentierte sich damals mit einer außergewöhnlichen Gestaltung der Museumsräume. Die ehemalige Museumsdirektorin, Leonie Reygers, wollte die Kunst eng mit dem Alltagserleben verbinden. Unzählige Museumsmenschen, wie Besucher*innen oder Unterstützer*innen ließen den „Museumstraum“ Wirklichkeit werden. Ihre Lebenswege und Netzwerke spiegelten die sozialen und kulturellen Ideen der Nachkriegszeit wider, auch ihnen wird ein Teil der Ausstellung gewidmet sein. Um diesen einstigen Museumstraum für die Ausstellung 2021 zu materialisieren, wurden Museumsdinge aus den Fotografien Renger-Patzschs, wie Lampen, Freischwinger, Pflanzen und Kunstwerke zusammengetragen, um als materielle Zeugen Auskunft über Modernität und Musealität zu geben. Außerdem sollen Leseräume in die Ausstellung eingefügt werden und eine begleitende Publikation entstehen. Das anfängliche Hinterfragen dieser drei Museumsfotografien eröffnete am Ende eine vielschichtige Diskussion über die Multiperspektivität der Fotografie und die Entstehung einer Ausstellung.
Ein Bericht von Kerstin Grießhaber
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