Einfluss von Stress bei der Fahrt auf dem Lastenfahrrad
Die Anzahl von Lastenrädern steigt jährlich, vor allem im urbanen Raum. Ihre Vorteile liegen auf der Hand: Sie verursachen keine Emissionen, benötigen wenig Parkfläche und eignen sich für den Transport von Waren sowie Mitfahrenden. Anders als herkömmliche Fahrräder sind sie allerdings länger, schwerer und besitzen durch die transportierten Lasten andere Manövriereigenschaften. Derzeit existieren nur wenige empirische Untersuchungen dazu, wie sich diese spezifischen Eigenschaften auf das Verhalten der Radfahrenden im städtischen Kontext - unter besonderen Stressbedingungen wie Niederschlag oder erhöhtes Verkehrsaufkommen - auswirken. Einen Beitrag hierzu konnte die Masterstudentin Hyesoo Jeon mit ihrer Abschlussarbeit leisten, welche nun auf der Konferenz der International Cooperation on Theories and Concepts in Traffic safety (ICTCT) in Berlin präsentiert wurde.
Aktuelle Virtual-Reality-Studien zu herkömmlichen Fahrrädern bieten Einblicke in das Verhalten von Radfahrenden unter verschiedenen städtischen Bedingungen, berücksichtigen jedoch nicht die besonderen Anforderungen von Lastenfahrrädern. Schließlich sind diese nicht nur länger, sie sind mitunter auch mit großen Lasten beladen, welche ihre Stabilität und Manövrierfähigkeit beeinflussen. Werden zunehmend mehr Lastenfahrräder, auch im Kontext von Dienstleistungen und Handwerk, eingesetzt, stellt dies die Planung von Infrastruktur im Hinblick auf Verkehrssicherheit vor neue Herausforderungen. Daher untersuchte die Human-Computer Interaction-Studentin Hyesoo Jeon in ihrer Masterarbeit, betreut von Jan Ehlers (Professur Virtual Reality and Visualization) sowie Oliver Singler-Hack (Professur Verkehrssystemplanung), ob der Einsatz von Virtual Reality dabei helfen kann, die kognitiven und physiologischen Reaktionen auf die Verkehrsdichte und die Wetterbedingungen während der Fahrt mit einem Lastenfahrrad effektiv zu bewerten.
Die Untersuchungen fanden in einer Laborumgebung statt. Diese konnte durch den Einsatz eines echten Lastenfahrrads um ein reales Fahrgefühl erweitert werden. Echtzeit-Eye-Tracking und subjektive Messungen der Belastung wurden für die Analyse der kognitiven und visuellen Reaktionen auf dynamische städtische Bedingungen herangezogen. Trotz der weiterhin vorhandenen Einschränkungen aufgrund der künstlich herbeigeführten Umgebung, konnte in der Arbeit bestätigt werden, dass die kognitive Belastung in anspruchsvolleren Fahrsituationen zunimmt. Dies stimmt mit Untersuchungen zu herkömmlichen Fahrrädern überein. Den nutzbringenden Einsatz von Virtual Reality in der Messung von Belastungen im Verkehr konnte die Arbeit darum bestätigen. In einem nächsten Schritt könnten Tests im realen Straßenraum durchgeführt sowie weitere Vergleiche mit herkömmlichen Fahrrädern angestellt werden.
Weitere Informationen zur Forschung finden sich auf der Website der Posterpräsentationen ICTCT 2025.

