AIV-Schinkel Wettbewerb

AIV-Schinkel-Wettbewerb 2023: „Stadt statt A 104“

„Bierpinsel“ im Schnittpunkt der Auto-Trassen. Bild: Robert Patzschke

Der AIV-Schinkel-Wettbewerb hat eine lange Tradition und wurde erstmalig 1852 unter den Vereinsmitgliedern ausgeschrieben. Seitdem werden in diesem Förderwettbewerb Jahr für Jahr jungen Architekten, Ingenieuren und Künstlern in nunmehr neun Fachsparten (Städtebau, Architektur, Landschaftsarchitektur, Kunst und Bauen, Konstruktiver Ingenieurbau, Ver- und Entsorungstechnik, Straßenbau und Verkehrswesen, Eisenbahnbau, Wasserbau) Aufgaben gestellt mit dem Ziel, deren Kreativität und Phantasie für die Lösung zukunftsorientierter Planungsaufgaben herauszufordern.

Im kommenden AIV-Schinkel-Wettbewerb wird die Frage gestellt, welche städtebaulichen, verkehrlichen, architektonischen, künstlerischen und landschaftsgestaltenden Chancen sich aus dem Rückbau der A 104 ergeben. Wie wird der Umbau der autogerechten Stadt zur lebenswerten Stadt erfolgreich? Quartier 104 statt Bundesautobahn 104? Welche Verkehrsdichte verträgt die klimagerechte Stadt der Zukunft, welche Einwohnerdichte braucht die Urbanität der Metropole, welche neuen Nutzungen benötigt die resiliente Stadt?“

Das kryptische Kürzel A 104 bezeichnet eine Teilstrecke des Berliner Stadtautobahn-Systems, entstanden aus einer Trassenvariante der Ringautobahn. Die A 104 kreuzt den Stadtring am Knoten Wilmersdorf und sollte eine schnelle Verbindung zwischen dem Hohenzollerndamm in Wilmersdorf und der Schloßstraße in Steglitz herstellen sowie den Anschluss an eine weitere Stadtautobahnstrecke ermöglichen (A 103). Im Jahr 1974 wurde der erste Abschnitt zwischen Konstanzer Straße und Mecklenburgischer Straße eröffnet, der letzte Abschnitt 1980 fertiggestellt. Die kreuzungsfreie, aufgeständerte Trasse endet jedoch bereits kurz hinter dem Breitenbachplatz, realisiert in erheblicher Breite als Vorhaltung für eine spätere Streckenerweiterung. Richtung Süden wurde der Verkehr ebenerdig durch die dicht bebaute Schildhornstraße geführt. Am südlichen Ende der geplanten Strecke wurde eine vierspurige Brücke über die Schloßstraße realisiert, gekrönt von einem fast 50 m hohen Pop-Spektakel mit U-Bahn-Anschluss, dem „Bierpinsel“, wie der Berliner Volksmund die im Jahr 1976 mit einem Turmrestaurant eröffnete Landmarke benannte. Nachdem die Schildhornstraße zur Tempo-30-Zone erklärt worden war, erfolgte die weitgehende Entwidmung der A 104 als Bundesautobahn. Seit 2006 ist das Land Berlin verantwortlich für die Unterhaltung der Straßen- und Brückenbauwerke, deren konstruktive Lebensdauer in den zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts erreicht wird. Der Stellenwert der Automobilität hat sich inzwischen geändert, was in der Koalitionsvereinbarung der Regierungsparteien für die
derzeit laufende Legislaturperiode bis 2026 seinen Niederschlag gefunden hat.

Im Umfeld der Autobahntrasse finden sich Bebauungsstrukturen aus unterschiedlichen Zeitabschnitten: Häuser und Stadtplätze aus der Gründerzeit, Ein- und Mehrfamilienhäuser aus den 20er Jahren, der ehemals sorgfältig gefasste Breitenbachplatz, Kirchen verschiedener Epochen, das durch „Gartenterrassen“ geprägte Ambiente im Rheingauviertel, Kleingartenanlagen neben Institutsgebäuden mit weitläufigen Außenanlagen für Forschungszwecke, aber auch die weltweit erste und einzige Wohnanlage als Überbauung einer Stadtautobahn, der Wohnkomplex Schlangenbader Straße, eine langgestreckte Megastruktur.

Der Ideen- und Förderwettbewerb richtet sich an junge Leute bis 35 Jahre aus den Bereichen Architektur, Bauingenieurwesen, Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, Verkehrsplanung und Freie Kunst. Er zählt zu den bekanntesten und ältesten deutschen Nachwuchspreisen.

Weitere Informationen und Unterlagen zum Download hier...

 

Bewerben Sie sich bitte bis zum 15.09 an der Professur mit einem kurzen Motivationsschreiben und Portfolio per Mail an pia.mueller[at]uni-weimar.de und lisa.siegert[at]uni-weimar.de

Die Betreuung der Thesis erfolgt durch Prof. Dr. Sigrun Langner + eine*n Wissenschaftlichen Mitarbeiter*in der Professur bzw. durch eine*n Wissenschaftlichen Mitarbeiter*in einer anderen Professur (inhaltlich begründete Fälle). 

Interessierte aus Bachelor und Master Architektur müssen sich zudem in das Online-Portal für Ihre Thesiswünsche eintragen. Weitere Informationen hier…