Prof. Dr. Ines Weizman

Aus dem zweiten Leben. Dokumente vergessener Architekturen.

Projekt im Master Architecture/Master Media Art & Design/Medien | 12 ECTS

In diesem Projekt werden wir uns mit der filmischen Analyse und Dokumentation von Architektur auseinandersetzen. Es mit dem Medium Film und Ton experimentiert werden, um sich mit theoretischen und historiographischen Fragen zur Architektur, ihrer Bestimmung, ihrer Nutzung und ihrer Rezeption auseinanderzusetzen. Wir werden zum einen versuchen, Architekturdokumente (Skizzen, Baupläne, Korrespondenzen), Fotografien und Narrationen von Zeitzeugen, Experten und Autoren (Architekten) zu sammeln und diese Forschungsmaterialen in einem Filmessay zu erzählen. Zum anderen werden wir untersuchen, inwiefern die Architektur selbst ein Medium ist, durch das sich gesellschaftspolitische und persönliche Konflikte lesen lassen. Die Arbeit ist notwendiger Weise fachübergreifend. 

Um eine weite Bandbreite an Kenntnissen zur Filmproduktion und Filmanalyse, aber auch zu medientheoretischen und architekturgeschichtlichen Konzepten zu vermitteln, werden in diesem Projekt die Professur für Architekturtheorie an der Fakultät Architektur und Urbanistik und die Professur Medien Ereignisse an der Fakultät Medien zusammenarbeiten. 

Architekturen der Moderne in ihrem „zweiten Leben“

Das Thema dieses Projektes ist es, Exilgeschichten von Architekten zu erzählen, die unter der nationalsozialistischen Diktatur gezwungen waren, Deutschland und Europa zu verlassen. In dokumentarischen Porträts von Architekten und ihren Architekturen sollen Werdegänge und Konflikte des künstlerischen Schaffens in den Ländern des Exils beziehungsweise in ihren neuen Heimaten festgehalten und rekonstruiert werden. Während für die Überlebenden in ihren neuen Heimaten ein neues Leben (im ‚zweiten Leben’) begann, waren die Werke dieser oft noch sehr jungen Architekten der gerade erst begonnenen Moderne ihrem Schicksal überlassen. Auch sie waren zu einem ‚zweiten Leben’ oder Nachleben gezwungen. Zum Teil wurden die Gebäude zerstört, jegliche Spuren von ihnen gingen verloren. Andere wurden zum unbemerkten, ruinösen Hintergrund für neue Stadtgestaltungen, oder sie wurden bis zur Unkenntlichkeit entstellt, um die Radikalität ihrer utopischen Zukunftsausrufung zu entkräften, und wieder andere wurden für ganz neue Zwecke genutzt. 

Wir werden unsere Forschung zunächst mit Fragen zur Biographie der Autoren, zur Neuorientierung der Praxis aus der Erfahrung des Exils, und zur Bedeutung des Gesamtwerkes der Architekten beginnen. Im weiteren soll sich die Aufmerksamkeit verstärkt auf die Biographie des Gebäudes, auf Schwierigkeiten zur historiographischen Einordnung des Werkes, auf Probleme der Restitution, auf Überlegungen zur Konservierung der Moderne sowie auf Fragen der Schützbarkeit dieser oft so stark veränderten Gebäude als Denkmale lenken. 

Durch das Medium des Films, beziehungsweise sogar des Filmens selbst, versuchen diese Projekte nicht nur das komplexe Nachleben der Architektur in ihrem 'zweiten Leben' darzustellen, sondern sie sollen auch neue Informationen, Positionen und Entwürfe provozieren. 

Bilingual dt/ eng: möglich

Projekttag:              donnerstags
Projektbeginn:         09. April 2015, 9:15 – 16:45
Blockseminare:        siehe Projektprogramm
Ort:                          Arbeitsraum:   Seminarraum: Marienstr. 7B, R. 102

(es werden 6ECTS von der Juniorprofessur Architektur vergeben, 6 ECTS von der Professur Medien Ereignisse)

Obligatorische Seminar: Exil.Migration.Gleichzeitigkeit - Paradigmen der Architektur der Moderne, freitags: 9:15-12:30 Uhr

Wahlveranstaltung: Bauhaus PORTFOLIO (empfohlen), donnerstags 18:30-21:00 Uhr

Weitere Informationen: www.uni-weimar.de/de/architektur-und-urbanistik/professuren/architekturtheorie/lehre/sommersemester-2014/aus-dem-zweiten-leben-dokumente-vergessener-architekturen/

in english:

From the second life. Documents of forgotten architectures. 

In this project students will explore the analysis and documentation of architecture through film. 

The idea is to experiment with the medium film and sound to reflect about theoretical and historiographical questions about architecture, its intention, use and reception.
Architectural documents (sketches, construction plans, correspondences), photographs and interviews with witnesses, experts and authors (architects) will be used to construct a film essay. The essay will also show how architecture itself is a medium through which socio-political as well as personal conflicts can become legible. As such the project will be interdisciplinary and multivalent.

To allow for a robust learning about film production and film analysis, media theory and architectural history this project will be run as a collaboration between the chair for architectural theory at the faculty of architecture and urbanism (Prof. Dr. Ines Weizman) and the chair of media events at the faculty of media (Prof. Wolgang Kissel).
The theme of this project is to research about architectural émigrés who were forced to leave Germany and Europe under the national socialist dictatorship. The film essays will present documentary portraits of architects and architectures, and reflect about the conflicts these architects encountered in their new home country.

The teaching will be delivered in a series of block seminars, workshops, screenings and a lecture series that will present and discuss concepts and visualisation techniques. 

Obligatory Seminar: Exil.Migration.Gleichzeitigkeit - Paradigmen der Architektur der Moderne, Fridays: 9:15-15:00 Uhr

Optional Seminar: Bauhaus PORTFOLIO (recommended),Donnerstags 18:30-21:00 Uhr, Location: Haus am Horn 

Projektwebsite:

Aus dem zweiten Leben. Dokumente vergessener Architekturen.

From the second life. Documents of forgotten architectures.

War and Media. Gaza Transcripts. (English)

Projekt im Master Architecture/Master Media Art & Design/Medien | 12 ECTS

 

Project description

Architecture is the pathology of the contemporary era. With the urbanization of conflict, violence – and thus also the violations of human rights and the laws of war – often take place within cities. The city is an entangled social, physical and systemic reality that responds to violence in complex ways. Frequently violations are produced by the very means of architecture – construction, interruption and destruction.

Furthermore, spatial representations – maps, plans, geospatial data, satellite imagery, aerial footage, 3D-scans, physical and digital models – shape the way we interrogate, understand and debate conflict.

The new visibilities emerging with the development and widespread accessibility of activist imagery and their accelerated dissemination via social media brought new sights, sites and issues to an extended polity. But this data also calls for new practices of trawling through, looking at, interpreting, verifying, decoding and amplifying messages and broadcasting them further.

In this project students will develop architectural and spatial research methodologies to analyze the violent transformation of larger territories as captured in different media. These anthropogenic milieus register the result of a cumulatively radicalizing entanglement between human conflict and natural environments. The project will lead to the construction of a three-dimensional urban model and data platform able to provide a spatial and temporal account of war destruction. 

The project will be run in collaboration with Forensic Architecture Goldsmiths College London.

http://www.forensic-architecture.org

 

Obligatorisches Seminar:

Perspektive und Foto, Professur Baumformenlehre und Darstellungsmethodik, Tuesdays 9:15-12:30, Blue Pool

 

Optional Seminars:

- Cinema4D, Professur Baumformenlehre und Darstellungsmethodik, Mondays 13.30-16.45, Blue Pool



- Bauhaus PORTFOLIO
, Thursdays 18:30-21:00, Haus Am Horn


Seminar im Masterprogramm | 6 ECTS

 

Die Architekturgeschichte der Moderne steckt voller Brüche und Widersprüche, die mit der Vertreibung von Sozialdemokraten, Kommunisten, Pazifisten und vor allem aber der Verfolgung und Vernichtung von Juden durch den nationalsozialistischen deutschen Staat verbunden bleibt. Exil, Migration und Gleichzeitigkeit werden zu Paradigmen, die diese Architekturgeschichte kennzeichnen. Exil- und Migrationsgeschichten zu ergründen, ist für Historiker eine besondere Herausforderung. Wie stellt man diese Geschichte als Gleichzeitigkeit dar? Wie kann man die Geschichte und das Nachleben des Werkes eines Architekten im Heimatland und die Geschichte des Werkes im Land des Exils dokumentieren, vermitteln und in allgemeineren geschichtlichen Zusammenhängen und Periodisierungen der Moderne interpretieren? 

Wie lässt sich der dramatische Einschnitt, den die Emigration für viele deutsche Architekten bedeutete, erzählen? Wie können wir Hinterlassenschaften, Bauten, Dokumente, Fotografien lesen, um Lebenswege, die Migration von pädagogischen Experimenten, Entwurfskonzepten, Gebäudetypologien, die sich in alle Welt verstreut haben, nachzuvollziehen?

Unterbrochene Biographien wurden im Exil neu zusammengefügt, in einem anderen politischen Umfeld neu ausgerichtet und umdefiniert. Die Formensprache der Moderne selbst, musste sich an neue klimatische und soziale Gegebenheiten anpassen, aber ihr wurde oft auch eine neue Rolle in einem neuen kulturellen und politischen Kontext zugeschrieben. Architektur muss in diesem Zusammenhang als Medium und Instrument interpretiert werden.

Wir werden in diesem Seminar versuchen, historiographische Konzepte der Narration zu reflektieren, historische Gleichzeitigkeiten erkennbar zu machen, und dabei die etablierten Übergänge zwischen den jeweiligen Institutionen, Periodisierungen und politischen Lesarten der Moderne zu hinterfragen.

English:

Exile. Migration. Simultaneity - Paradigms of modern architecture.

This seminar studies artists and architects, mostly German and Austrian, who were forced into exile between 1933 and 1945, fleeing the prosecution of the national socialists. Through documentary portraits and historical reconstructions we will aim to narrate the complex reality of positions and life in exile. The task of exploring historical simultaneities, and recording narratives of exile and mapping itineraries of exile and migration exemplifies a challenge to conventional historiographies of art and architecture. Archives have to be re-visited, documents have to be analyzed, reconstructed and interpreted. New media and formats of observation, dialogue and intervention have to be applied, and new conceptual and curatorial ideas are required to communicate this research. 

Termin:                             freitags, 9:15-12:30 Uhr, HG R. 002
Veranstaltungsbeginn:     10.04.2015
Unterrichtssprache:          deutsch/ englisch

Erwartet werden: 


Referat: Präsentation zu einem Thema aus dem Problemfeld des Seminars
Hausarbeit: Wissenschaftliche Arbeit von etwa 4.000 Wörtern

Vorlesung im Master Architektur/Master Media Art & Design/Medien | 3 ECTS

Idee der Bauhaus PORTFOLIO Serie ist es, Künstler, Architekten, Historiker, Schriftsteller, Sammler und Archivare dazu einzuladen, Einblicke in ihre Archive und Werke zu geben. Ort der Veranstaltungsreihe wird das Haus am Horn, das erste experimentelle Architekturprojekt des Bauhauses in Weimar, das speziell für die erste große Bauhaus Ausstellung 1923 konzipiert und gebaut wurde, sein. Ganz anders als der Vorlesungssaal oder der formelle Gesprächsraum, vermittelt das Haus am Horn sowohl eine architektonische Mustersituation, aber auch eine häusliche Atmosphäre, die eine vertraulichere Art der Präsentation privater Dokumente, Skizzen, Aufzeichnungen, Zeichnungen, Schriftstücke und Sammlungsmappen ermöglichen wird. 

Es geht zum einen darum, Raum für eine persönliche Vorstellung und Analyse von Dokumenten zu geben: experimentelle Architekturzeichnungen,  Papierarchitekturen, fantastische Strukturen, fotographische Experimente, dokumentarische Bildanalysen und Collagen erschließen sich oft nicht von selbst oder erfordern eine Offenheit für unterschiedliche Interpretationen und neue geschichtliche Einordnungen. Zum anderen spielt die Veranstaltung mit der Wertschätzung der Zeichnung oder des Dokuments, sei es als private Erinnerung, als persönliches Sammlerstück, als Verkaufsobjekt, Investition oder als unentbehrlicher Teil einer übergeordneten Sammlungsidee. 

Bilingual: deu/ eng (siehe Programm)

Ort: Haus am Horn
Zeit: Donnerstags, 18:30 – 21:30 Uhr
Beginn: 
Vorbesprechung der Serie 9. April 2015 (Raum, Haus am Horn ?)

Erwartet wird: Testat