Venedig als Paradigma der Moderne

Seminar im Master/Diplom Architecture, 4 SWS | 6 ECTS

Venedig, Inbegriff der amphibischen Stadt, ist immer als technische und urbanistische Meisterleistung bewundert worden. In seiner morphologischen Beharrungskraft hat es sich scheinbar gegenüber der Moderne verschlossen. Gerade deshalb wurde es zu einem wirkungsmächtigen Gegenbild der modernen Stadt. Durch sein fundamentales Anderssein fordert Venedig seit 200 Jahren zum Nachdenken über Perspektiven und Alternativen der zeitgenössischen Praxis heraus.

Das Seminar untersucht Begegnungen und Wechselwirkungen zwischen dem Erfahrungsschatz der Lagunenstadt und der architektonischen Kultur der Moderne. Dabei wird ein doppelter Schwerpunkt gesetzt. Einerseits gilt es, die historischen Bauprinzipien Venedigs herauszuarbeiten. Das Interesse richtet sich auf die Methoden der Landgewinnung, die Verkehrssysteme, die Bautypologien, die Phänomene der Raumbildung und die prägenden Einzelbauten – also auf jene Strukturen und Elemente, die der Identität der Stadt Form geben.

Andererseits fragt das Seminar nach der Auseinandersetzung der architektonischen Moderne mit der Lagunenstadt. Diese Auseinandersetzung wird auf zahlreichen Schauplätzen geführt – Architekturtheorie und Entwurfspraxis, Bücher und Bauten, Ausstellungen und Manifeste wurden zu Medien der Reflexion über das Modell Venedig. Der moderne Blick auf die Stadt konkretisiert sich in einer langen Reihe bedeutsamer Episoden, von John Ruskins ‚Stones of Venice‘ zu Le Corbusiers Projekt für ein Krankenhaus im Viertel Cannaregio, von Saverio Muratoris typologischer Bestandsaufnahme der Stadt bis zu den virtuosen Eingriffen Carlo Scarpas. In den Horizont des Seminarthemas gehört nicht zuletzt das Ausstellungsgelände der Giardini mit seinen nationalen Pavillons, wo seit 1980 die Architekturbiennale stattfindet.

Eine Exkursion vom 19.–23. Juni wird neben dem Besuch der Biennale 2014 Gelegenheit geben, die Spuren der Moderne in der amphibischen Stadt auch vor Ort zu verfolgen.

Voraussetzungen für den Erwerb der 6 ECTS sind die regelmäßige Teilnahme, Übernahme eines Referats und das Anfertigen einer schriftlichen Hausarbeit.

Literatur zur Vorbereitung:
Norbert Huse, Venedig. Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen, München 2008.

zum Semesterapparat

Beginn der Veranstaltung:      09. April 2014
Zeit der Veranstaltung:          mittwochs, 15:15 –16:30
Ort der Veranstaltung:           HG, R 108

Die von Prof. Dr. Stabenow bereitgestellten Seminarunterlagen erhalten Sie Mo. - Fr. von 08:15 - 12:00 Uhr im Sekretariat der Professur. Da die Unterlagen recht umfangreich sind (305 MB), ist ein USB-Stick mit großer Speicherkapazität empfehlenswert. 

    PD Jörg Stabenow
    Vertr.-Prof. (ab 1.10.2013)

    Zimmer B 008
    Geschwister-Scholl-Straße 8
    99423 Weimar

    Tel.: +49 (0) 36 43/58 31 41
    Fax: +49 (0) 36 43/58 31 51
    E-Mail: joerg.stabenow[at]uni-weimar.de