Projektbeschreibung

"Gropius Proteges: Stimulierung der architektonischen Moderne in Indien“ 

Nach der Unabhängigkeit Indiens (nach 1947) strebten die Architekten danach, über den kolonialen britischen Präzedenzfall hinauszublicken. Dies wurde ebenfalls durch die Vision des indischen Premierministers Jawahar Lal Nehru, das Land zu modernisieren, unterstrichen. Interessanterweise wurde das Bauhaus als "so gar nicht britisch", "international" und ohne historische Anspielungen interpretiert und fand sofort Anklang bei den entstehenden indischen Architekten. Auch einige junge Architekturstudenten machten sich auf den Weg nach Übersee. Zu ihnen gehörten A.P. Kanvinde und Habib Rahman, die von Walter Gropius (Bauhaus-Gründer, 1919) in den USA ausgebildet wurden und maßgeblich dazu beitrugen, die Bauhaus-Ideologie in die Hauptstadt Neu-Delhi und andere Teile des Landes zu tragen, wo sie in den 1960er Jahren mehrere bedeutende städtische Gebäude errichteten. Ihre Werke sind besonders wichtig, da sie noch vor dem Aufkommen des Modernismus des schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier in Chandigarh und der Adaption des Internationalen Stils durch den amerikanischen Architekten Louis Kahn in Ahmedabad und Bangladesch entstanden.

Als der Westen mit dem Zweiten Weltkrieg und den Herausforderungen der industriellen Revolution beschäftigt war, gelang es Indien, sich aus der britischen Kolonialherrschaft zu befreien. Die Architektur der Nachkriegswelt war nicht dieselbe. Neue Ideale und Materialien waren erforderlich, um die vom Krieg zerstörte Welt wieder aufzubauen, so entstand der Modernismus. Der Einfluss der globalen "Meister" oder der europäischen Avantgarde-Architekten war für die Architekten des neuen unabhängigen Indiens deutlich spürbar. Die massiven, aristokratischen und verherrlichten Strukturen der Vergangenheit sowie die traditionellen Materialien und Baumethoden wurden den treibenden Agenden und der Vision für ein befreites, säkulares und demokratisches Land nicht gerecht. Die erste Generation von Architekten im unabhängigen Indien übernahm die Verantwortung für die Umsetzung aufkommender globaler Designphilosophien in einer Nation, die dringend stabile demokratische und säkulare Institutionen benötigte. Sie mussten am Anfang mit begrenzten Ressourcen als Rückgrat für politische, wirtschaftliche und soziale Reformen gebaut werden.

Darüber hinaus spielten während der Entstehung der architektonischen Moderne in Indien Zeitschriften wie Design (1957-1988) eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer neuen Identität. Von den 1950er bis zu den 1980er Jahren war der Begriff "modern" oft mit einem Gefühl der Fremdartigkeit verbunden und umfasste materielle, technische und moralisch-kulturelle Dimensionen. Die Verbreitung von Design zur Überwindung dieser Sichtweise ist von zentraler Bedeutung, da sie dazu beiträgt, die indische Moderne als inhärentes Merkmal zu erklären. Noch heute zeigt sie ihre Präsenz in Räumen, die von den modernen Architekten der ersten Generation entworfen wurden. Eine umfangreiche Untersuchung, die sich mit Design befasst, offenbart die kollektive Wahrnehmung der indischen Architekturmoderne, welche ein besseres Verständnis des globalen Phänomens der Moderne ermöglichen könnte.

Walter Gropius hat mit seinen Gedanken und Ideen in der Tat weltweit einen wichtigen Beitrag geleistet. Auf dem indischen Subkontinent ist das nicht anders. Nach der Unabhängigkeit in den späten 1940er Jahren musste sich Indien neu erfinden, sich von den Fesseln des Kolonialismus befreien, und alles, was nichts mit den Briten zu tun hatte, schien verlockend. Daher hat sich ein Experiment mit jungen Architekten, die unter dem Meister der Moderne - Walter Gropius - ausgebildet worden waren angeboten. Zu ihnen gehörten A.P. Kanvinde und Habib Rahman, die von Gropius in den USA ausgebildet wurden. Sie trugen maßgeblich dazu bei, die Bauhaus-Ideologie in die Hauptstadt Neu-Delhi und andere Teile des Landes zu bringen, indem sie in den 1950er bis 1960er Jahren mehrere bedeutende Gebäude errichteten.

Es gibt keine umfassende akademische Forschung über den Einfluss des Bauhauses in Indien und seine globalen Zusammenhänge. Hier besteht die Gelegenheit, die indirekten Einflüsse des Bauhauses und die Ideen von Walter Gropius und der ersten Generation indischer Architekten, welche das Erbe des Bauhauses in Südasien weiterführten, nachzuzeichnen. Dies wird dazu beitragen, die Beziehungen zwischen Gropius und Südasien aus einer multikulturellen Perspektive zu beleuchten.

Darüber hinaus werden wir die Leitartikel der Zeitschrift Design (1957-1988) als Sammlung näher betrachten, und zwar aus zwei Gründen: a) wegen der Verbindung von Walter Gropius, Marcel Breuer, A.P. Kanvinde und Habib Rahman als Redaktionsmitglieder und b) um den Diskurs der indischen Architekturmoderne und ihren Beitrag zu Phänomenen der globalen Moderne zu untersuchen, die aus dem kolonialen Schatten heraustritt. Die Artikel von Design sind ein Instrument, um zu verstehen, wie der architektonische Modernismus in Indien (nach der Unabhängigkeit) beeinflusst, aufgenommen und weiterentwickelt wurde.

Forschungsfragen:

- Wie fand das Bauhaus seinen Weg auf den indischen Subkontinent?

- Welche Gebäude in Indien waren für die Definition der Moderne in der Mitte des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Bauhaus-Schule von Bedeutung? 

- Welchen Einfluss hatte das Bauhaus auf die von Habib Rahman und A.P Kanvinde, Schützlingen von Gropius, entworfenen Gebäude? 

- Wann und wie distanzierten sich die indischen Architekten der ersten Generation von den Meistern der Moderne und entwickelten ihre eigene Formensprache, welche heute Indiens Architekturmoderne prägt. 

Methoden:

Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch durch - Veröffentlichung, Kuratierung von Workshops in verschiedenen Ländern und Teilnahme an Veranstaltungen zur Förderung der Zusammenarbeit

 

- Pappal Suneja, PhD Scholar, Fakultät der Architektur und Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar.