Bachelor & Master Seminar

Kiosk in der Carl-August-Allee in Weimar, Ulrich Junk/Matthias Abendroth, 1988.

„Less is a bore“, „Form follows fiasco“, „Anything goes“ – die internationale Postmoderne hat viele Postulate hervorgebracht, die in Opposition zur Moderne traten und sich in global rezipierten Gebäuden manifestierten – Robert Venturis Haus für seine Mutter in 

Philadelphia, Charles Moores Piazza d’Italia in New Orleans oder James Stirlings No. 1 Poultry in London. Neben solchen Schlüsselwerken der Postmoderne hat sich die Strömung jedoch auch bis in Kleinstädte und Alltagsarchitekturen hinein verbreitet und steht heute, rund 30 bis 40 Jahre nach ihrer Entstehung, oftmals zur Disposition. 

In Einklang mit der momentan zu beobachtenden Wiederentdeckung und wissenschaftlichen Aufarbeitung der Architektur der Postmoderne und ihrer  denkmalpflegerischen Bewertung – so stehen etwa die Staatsgalerie in Stuttgart (James Stirling, Michael Wilford & Associates, 1979–84), einige Bauten der Internationalen Bauausstellung von 1987 in Berlin oder auch das Haas-Haus in Wien (Hans Hollein, 1985–90) bereits unter Denkmalschutz – , widmet sich das Seminar ausgewählten Bauten der späten 1970er bis 1990er Jahre in Thüringen. 

Vor dem Hintergrund der internationalen Postmoderne in der Architektur sollen diese Gebäude bauhistorisch untersucht und beschrieben und schließlich auf mögliche Denkmalwerte hin untersucht werden. 

Interessant sind an diesem zu untersuchenden Gebäudekorpus mehrere Aspekte: zum einen stehen in Thüringen in diesem Zeitraum sowohl Gebäude im Fokus, die zu Zeiten der DDR entworfen wurden als auch Gebäude, die nach der Wiedervereinigung entstanden. Zum anderen sind die Gebäude überwiegend in einem mittel- und kleinstädtischen bis ländlichen Kontext abseits der großen Metropolen entstanden. So stehen Gebäude wie das Schillermuseum in Weimar (1988), die Bundesbankfiliale in Erfurt (1998) im Fokus einer solchen Betrachtung, aber auch die vielen Wohnbauten in Großtafelbauweise, die in 1980er Jahren in den Altstadtkernen vieler Städte entstanden.

  • Wie kann man die internationalen Theorien und Beschreibungen der postmodernen Architektur mit der Architekturlandschaft Thüringens dieser Zeit in Zusammenhang setzen? 
  • Ist das Baugeschehen der 1970er und 1990er Jahre in Thüringen überhaupt anknüpfungsfähig für den Terminus „Postmoderne“?
  • Wie bewertet man weniger repräsentative Bauaufgaben wie Wohn- und Industriebauten?
  • Welche dieser Gebäude sollten unter Denkmalschutz gestellt werden?

In einem kurzen ersten Abschnitt des Seminars sollen anhand der Lektüre einschlägiger Texte zur Postmoderne und der Vorstellung einschlägiger Gebäudebeispiele die Merkmale postmoderner Architektur herausgearbeitet werden. Im zweiten Teil steht die individuelle Recherche zu den Objekten in Thüringen, deren Beschreibung und Bewertung im Vordergrund. 

Das Seminar wird in Kooperation mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie durchgeführt und vom dortigen Mitarbeiter Dr. Clemens Peterseim mitbetreut. 

Es ist geplant, die Ergebnisse auf Postern darzustellen, die während der an der Bauhaus-Universität Weimar durchgeführten Tagung „Denkmal Postmoderne“ im März 2022 ausgestellt werden (www.uni-weimar.de/denkmal-postmoderne).

Zielgruppe: B.Sc. Architektur u. B.Sc. Urbanistik je ab 5. FS, M.Sc. Architektur, M.Sc. Urbanistik

Lehrende: Prof. Dr. phil. habil. Hans-Rudolf Meier, Dipl.-Ing. Kirsten Angermann, Dr. Clemens Peterseim

Leistungsnachweis: Regelmäßige Teilnahme am Seminar, mündliche Leistung, schriftliche Ausarbeitung und Postergestaltung jeweils nach Absprache.

Leistungspunkte: 3 ECTS

Termin: Beginn 13.10.2021 9:15 - 12:30 Uhr.

Bemerkung: Die Vorlesung startet in Präsenz. Geplant ist, die Ergebnisse auf Postern darzustellen und während der Tagung „Denkmal Postmoderne“ im März 2022 auszustellen.

Moodle-Einschreibung: erfolgt mittels Bestätigung der Einschreibung durch Trainer.