Dr. Ita Heinze-Greenberg

Der "Sprachenstreit" am Technion: Alexander Baerwald und die Etablierung einer akademischen Architektenausbildung in Palästina

Die Geschichte des Technion in Haifa — Israels bis heute einziger Technischer Universität — beginnt im Jahr 1909 mit seiner Gründung und Registrierung in Berlin als "Jüdisches Institut für technische Erziehung in Palästina". Initiiert vom "Hilfsverein der deutschen Juden", stand das größte Schulprojekt des Nahen Ostens zunächst ganz im Zeichen deutscher Orientpolitik. Eine massgebliche Rolle sowohl hinsichtlich der politischen Prägung wie auch des Lehrprogramms und der baulichen Gestaltung spielte der Berliner Unternehmer, Kunstmäzen und Präsident des Hilfsvereins James Simon. In seinem Haus in der Tiergartenstrasse wurden nachhaltige Entscheidungen zwischen dem Baumeister des Technikums und späteren ersten Professor für Architektur in Haifa, Alexander Baerwald, und den von der TH Charlottenburg hinzugezogenen akademischen Beratern getroffen. Dabei standen sich von Anfang an hochentwickelter technischer Know-How-Transfer in Ausstattung und Lehre des Instituts und eine an lokaler levantinischer Formensprache orientierte Architektur diametral gegenüber.

Seine seltsame Entsprechung fand dieser Gegensatz im sogenannten "Sprachenstreit", der zwischen Deutsch als wissenschaftlicher Unterrichtssprache und der Übertragung modernen technischen Vokabulars in ein archaisches Hebräisch geführt wurde. Die konvergierenden Konflikte lassen sich exemplarisch anhand der Persönlichkeit des Architekten und Lehrers Alexander Baerwald und ihrer Einbindung in den historischen Kontext Palästinas darstellen.

Dr. Ita Heinze-Greenberg vertritt an der ETH Zürich die Professur Kunst- und Architekturgeschichte von Professor Tönnesmann. Nach einem Studium der Kunstgeschichte und Philosophie befasste sich ihre Dissertation mit Erich Mendelsohns Bauten und Projekten im britischen Mandatsgebiet Palästina. Ita Heinze-Greenberg lehrte am Technion in Haifa sowie an der Bezalel Akademie in Jerusalem, an der Universität Augsburg, der TU München und der TU Delft. Sie forscht seit 2012 als Senior Scientist am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich. Ita Heinze-Greenberg arbeitet ausserdem als freie Autorin.

Forschungsschwerpunkte und Publikationen von Ita Heinze-Greenberg umfassen die Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts mit Fokus auf dem Neuen Bauen im mediterranen Raum, speziell in Israel, im Kontext von Migrationsforschung, Identitätskonstruktionen und nation-building.