Dr. Ines Sonder

Julius Posener und das Neue Bauen in Palästina

"Das Bauen in Palästina war natürlich unter allen Überraschungen für mich die grösste."
— Julius Posener an Salman Schocken, Jerusalem, 31. Mai 1936.

Julius Poseners Name steht wie kein zweiter für die publizistische Verbreitung und Vermittlung des Neuen Bauens im Mandatsgebiet Palästina in den 1930er Jahren. Seine Publikation "Architecture en Palestine" in L’ Architecture d’Aujourd’hui im Rahmen der Pariser Weltausstellung (1937, gemeinsam mit Sam Barkai), sein Beitrag "Traditionelles und modernes Bauen in Palästina" in der Schweizer Zeitschrift Das Werk (1938) sowie die erste hebräischsprachige Architekturzeitschrift Habinyan, deren Co-Editor er zeitweise war, sind bis heute die wichtigsten Quellen zur architektonischen Entwicklung dieser Periode. Wenig bekannt ist, dass Posener zu Beginn seiner Emigration die Herausgabe einer eigenen Bauzeitschrift und die Gründung eines Bauforschungsinstituts für Palästina plante, für deren Realisierung er einige prominente PersoÅNnlichkeiten aktivierte. Als kritischer Rezipient des Bauhauses und des funktionalistischen Diskurses stand Posener den architektonischen Neuerungen und Modernismen in Palästina ambivalent gegenüber und suchte "die Lehre des alten Palästina für unser Bauen zu entwickeln". Der Vortrag analysiert Poseners berufliches Netzwerk in seiner Rolle als Architekturjournalist in Palästina und seinerzeit einflussreichstem Kenner der vorstaatlichen Bauepoche Israels.

Dr. Ines Sonder ist Mitarbeiterin am Moses Mendelssohn Zentrum in Potsdam. Nach einem Studium der Kunstgeschichte und Hebraistik/Israelwissenschaften an der HU Berlin wurde sie 2004 mit einer Arbeit über die zionistische Gartenstadtrezeption an der Universität Potsdam promoviert. Im Jahr 2005 forschte Ines Sonder als Visiting Research Fellow am Franz Rosenzweig Minerva Research Center, Hebrew University Jerusalem. 2012/2013 hatte sie eine Gastprofessur für Israel Studies am Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg inne.

Forschungsschwerpunkte von Ines Sonder sind die Architektur- und Stadtplanungsgeschichte Israels, die Kunst- und Kulturgeschichte Israels und die deutsch-jüdische Emigration nach Palästina/Israel

Publikationen (Auswahl): Lotte Cohn – Baumeisterin des Landes Israel, 2010; Vom Bauhaus nach Palästina: Chanan Frenkel — Ricarda und Heinz Schwerin, 2013 (mit W. Möller, R. Egri); Über Architektur und die Identifikation mit dem Land Israel. Lotte Cohn und Julius Posener im Briefwechsel, 1947–1983, in: 1. Jahrbuch Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg, 2014.