
"Wir müssen Wald und Klima schützen" - Interview in der Thüringer Allgemeinen
Dürren, Hitzewellen und Waldsterben – die Klimakrise wird auch in Thüringen immer stärker spürbar. Gleichzeitig rücken die Themen Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit gegenüber anderen Krisen und Debatten oft in den Hintergrund. Doch die drängenden Fragen bleiben. Wie machen wir Klimagerechtigkeit als Thema in Thüringen relevant? Wie können wir vor Ort ökologische und soziale Veränderungen anstoßen – zum Beispiel in Ernährung und Landwirtschaft, im Verkehr, in der Arbeitswelt und der Energieversorgung?
Fragen, denen bei der Netzwerk-Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen auf den Grund gegangen werden soll. Unter anderem vom Stadtforscher Anton Brokow-Loga, der am Institut für Europäische Urbanistik (IfEU) der BauhausUniversität Weimar zu sozialem und ökologischem Wandel im Thüringer Wald forscht. Bei der Netzwerktagung „Saturday for Future“ am 17. Mai berichtet er, welche Ideen Engagierte vor Ort für eine ökologisch und sozial gerechte Transformation in der Region haben. Wir haben mit ihm im Vorhinein über seine Forschung gesprochen.
Auszug (mehr auf pressreader.com)
Herr Brokow-Loga, wie zeigt sich die Klimakrise im Thüringer Wald?
Es wird heißer und trockener, Stürme und andere Extremwettereignisse werden intensiver. Das macht die typischen Wälder der Region schon jetzt anfälliger für Schädlinge und Krankheiten und gefährdet die Biodiversität. In Zukunft werden diese Gefahren noch zunehmen. Der Bevölkerung ist das sehr wohl bewusst und durch immer mehr kahle Hänge überall im Thüringer Wald auch weithin sichtbar. Hier schwindet also auch das Identifikationsmerkmal Wald. Außerdem ist das Gebiet, das wir als Thüringer Wald bezeichnen, ohnehin seit Jahrzehnten von Abwanderung und Alterung geprägt. Im Klartext bedeutet das weniger Engagement und weniger Ressourcen für Klimaanpassungsmaßnahmen, zum Beispiel gegen Hitze, Dürre oder Starkregen. Die Klimakrise berührt also die konkrete Handlungsfähigkeit vor Ort.