Workshopreihe 2018/2019

Rekommunalisierung von Infrastrukturen – Rekommunalisierung von Wohnraum? Bericht zum Workshop am 14. September 2018

Rekommunalisierung wird zumeist in Bezug auf technische Infrastrukturen diskutiert. Dabei lässt sich auch im Bereich der Wohnraumversorgung eine zunehmende Abkehr von den Privatisierungsprozessen vergangener Jahrzehnte und eine Hinwendung zu kommunalen Formen der sozialen Wohnraumversorgung beobachten. Da jedoch sowohl die theoretische Debatte zur Rekommunalisierung von Wohnraum als auch die kommunale Praxis weniger weit fortgeschritten sind als in anderen Bereichen der öffentlichen und sozialen Infrastrukturen, wurde in dem Workshop der Versuch unternommen, gemeinsam die Debattenstränge und Erfahrungen aus den verschiedenen Infrastrukturbereichen zusammenzuführen und interdisziplinär zu diskutieren. Ziel war es hierbei, Konzepte und Strategien der Rekommunalisierung von Infrastrukturen und insbesondere der sozialen Wohnraumversorgung im Kontext der interdisziplinären Wohnungs- und Infrastrukturforschung zu beleuchten sowie hinsichtlich ihrer Potenziale und Schwächen zu diskutiert.

Der Eingangsvortrag von Jens Libbe gab zunächst einen Einblick in die aktuellen Rekommunalisierungstendenzen und wissenschaftlichen Debatten im Bereich der (technischen) Infrastrukturen. Hierbei standen insbesondere die kommunalen Praktiken, die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die organisations- und verwaltungspraktischen Rahmenbedingungen der Kommunen im Zentrum des Vortrags.

Daran anschließend nahm Sören Becker in den Blick, wie Rekommunalisierungen in der Praxis durch verschiedene Akteure ver- und ausgehandelt werden. In seinem Vortrag gab er einen Einblick in das Forschungsfeld der Rekommunalisierungen von Energieinfrastrukturen durch Volksentscheide in Berlin und Hamburg und diskutierte die These, inwiefern Rekommunalisierungen als Instrument zur Aneignung von Infrastrukturen, Demokratisierung und der Ausübung des Rechts auf Stadt gesehen werden können.

Im Anschluss stellte Inga Jensen als Mitglieder der Nachwuchsforscherinnengruppe ihr Dissertationsprojekt vor und unternahm damit den Brückenschlag zwischen der theoretischen und auf technische Infrastrukturen bezogenen Debatte um Rekommunalisierung und den Bestrebungen um die Rekommunalisierung von Wohnraum.

Abschließend wurde der Blick auf die Praxis der Rekommunalisierung der Wohnraumversorgung gerichtet. Hierzu berichtete Steffen Jäckel von der neu gegründeten, kommunalen Dresdener Wohnungsbaugesellschaft („Wohnen in Dresden“ - WID). Insbesondere vor dem Hintergrund des Totalausverkaufs der kommunalen Dresdener Wohnungsbestände im Jahr 2006, sind die aktuellen Entwicklungen in Dresden, hin zu einer Wiederaufnahme des kommunalen Wohnungsbaus mit einer 100% WBS-Quote durch eine neu gegründete, öffentliche Wohnungsbaugesellschaft, von besonderem Interesse für die gemeinsame Debatte.

In der Abschlussrunde wurde von den Teilnehmer/innen des Workshops diskutiert, inwiefern Erkenntnisse und Entwicklungen der klassischen Infrastrukturforschung und der Rekommunalisierung von Infrastrukturen auf das Feld der sozialen Wohnraumversorgung übertragen werden können. Hierbei stand insbesondere die Frage im Raum, wie und ob Wohnen als Infrastruktur gedacht und wie dies mit Forschungen zu Daseinsvorsorge und Wohlfahrtsstaatlichkeit verknüpft werden könne.

Bericht: Inga Jensen