Soziale und technische Dimensionen des Energieverbrauchs für Heizung und Warmwasser in Mehrfamilienhäusern – Eine Untersuchung der komplexen Wechselwirkungen unter Berücksichtigung aktueller gesellschaftlicher Einflüsse
Kurzdarstellung:
Das Ziel dieses Promotionsvorhabens ist es, einen Beitrag zum verbesserten Verständnis des Nutzungsverhaltens von Mieterinnen und Mietern in Bezug auf ihren Energieverbrauch für Heizung und Warmwassernutzung in großen Mehrfamilienhäusern zu geben.
Im Rahmen einer der Analyse werden folgende Forschungsfragen untersucht:
- Welche Verhaltensmuster und Gewohnheiten praktizieren die Nutzenden in Bezug auf Ihren Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser?
- Welche komplexen Wechselwirkungen ergeben sich zwischen den menschlichen Routinen und den technischen Infrastrukturen?
- Welche Rolle spielen dabei soziodemografische und sozioökonomische Merkmale der Haushalte in Bezug auf Ihren Energieverbrauch?
- Wie haben sich diese Praktiken durch die aktuellen gesellschaftlichen Ereignisse verändert?
Nach dem Motto „buildings don´t use energy: people do“ (Kathryn B. Janda, 2011) zeigt die bisherige Forschung, dass der Energieverbrauch nicht nur von technischen Aspekten abhängt, sondern ebenso stark durch das Nutzungsverhalten in Form von sozialen Praktiken und individuellen Routinen geprägt ist. Ein besseres Verständnis dieser Dynamiken und komplexen Wechselwirkungen ist entscheidend, um gezielte Maßnahmen und individuelle Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Die bisherigen politischen Fokussierungen auf „Steigerung der Energieeffizienz“ und „Dekarbonisierung der Wärmeerzeuger“ erscheinen zu einseitig, da diese Bemühungen bisher nicht zum Erfolg geführt haben.
In Zusammenarbeit mit Thüringer Wohnungsunternehmen, welche sowohl Verbrauchsdaten als auch soziodemografische Daten zur Verfügung stellen, werden typische große Mehrfamilienhausbestände analysiert. Die vergleichbaren Gebäudetypologien sowie ähnliche Lebensumstände der ausgewählten Klein- und Mittelstädte ermöglichen Rückschlüsse auch auf andere Standorte. Anhand einer Längsschnittanalyse der Jahre 2019 bis 2024 soll weiterhin untersucht werden, inwiefern die aktuellen gesellschaftlichen Ereignisse, wie die COVID-19-Pandemie und die steigenden Energiepreise aufgrund des Ukrainekrieges, das Verbrauchsverhalten der Mieterinnen und Mieter beeinflusst haben.
Verfasserin:
Bettina Lehmann studierte Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar und der Technische Universität Graz. Weiterhin absolvierte sie ein berufsbegleitendes Studium zur Immobilienbetriebswirtin (FH) an der Fachhochschule Erfurt und ist Energieberaterin für Wohngebäude.
Durch Ihre langjährige Berufspraxis als planende Architektin, technische Leiterin und anschließend geschäftsführende Vorständin der Wohnungsgenossenschaft Rudolstadt eG kann sie auf umfangreiche Erfahrungen in der Transformation von (Groß)Wohnsiedlungen als auch bei zahlreichen Aufwertungs-, Rückbau- und Sanierungsmaßnahmen zur Gestaltung zukunftsfähiger Quartiere zurückgreifen.
Sie engagiert sich als Aufsichtsrätin der Wohnungsbaugenossenschaft Bad Salzungen eG und der Energiegenossenschaft Ilmtal eG.
PüDE – KaP@EAH Jena
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