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Nathalie Millan und Marco Reusch überzeugten die Jury mit ihrem Konzept (Copyright: Thüringer Aufbaubank
Nathalie Millan und Marco Reusch überzeugten die Jury mit ihrem Konzept (Copyright: Thüringer Aufbaubank
Erstellt: 10. Juli 2019

Bewohner der »Wohnung mit Optionen« in Weimar stehen fest

Nathalie Millan und Marco Reusch wohnen dank eines Forschungsprojektes der Bauhaus-Universität Weimar, das das Wohnen und die nachbarschaftlichen Aktivitäten in der Asbachstraße 32 untersucht, zwei Jahre lang mietfrei.

Sie hatten sich beim Projekt »Drei Zimmer, Küche, Diele, Bad« (#3ZKDB) auf die Ausschreibung zur »Wohnung mit Optionen« beworben und wurden von der Jury ausgewählt. »Das ansprechende Konzept war schon die halbe Miete«, sagte Dr. Klaus Sühl, Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. »Ausschlaggebend für die Jury waren jedoch die dahinter stehenden Menschen. Wir sind überzeugt, dass es den beiden gelingt, den Kontakt zur Nachbarschaft herzustellen und sie es schaffen, die vielen Ideen zur gemeinschaftlichen Wohnungsnutzung umzusetzen«, sagte Sühl.

Insgesamt 28 Konzepte wurden für die »Wohnung mit Optionen« eingereicht. Sechs Finalisten präsentierten sich im Mai der Fachjury. Millan und Reusch bewarben sich mit ihrem Konzept »Vielfalt und Gemeinschaft kommen zuerst«. In einem Rollenspiel inszenierten sie vor der Jury, wie sie sich ein selbstbestimmtes Zusammenkommen mit der Nachbarschaft vorstellen. »Man lebt heute so allein«, sagt Nathalie Millan, die aus Venezuela stammt und an der Bauhaus Universität Weimar Urbanistik studiert und sich daher auch beruflich dafür interessiert, wie gemeinschaftliches Wohnen, aussehen kann. Marco Reusch, der in Weimar gerade ein Masterstudium in Architektur absolviert und ausgebildeter Schreiner ist, sagt: »Wir planen viele Projekte gemeinschaftlichen Wohnens, aber wie und ob sie letztendlich funktionieren, wissen wir oft nicht«.  »Wie Wohnraumsanierung das gesellschaftliche Miteinander befördern kann, ist auch eine sehr spannende Frage des Projekts für das Infrastrukturministerium«, sagte Staatssekretär Sühl.

Die Wohnung in der Asbachstraße 32 soll nun für Workshops genutzt werden, um gemeinsam mit der Nachbarschaft miteinander und voneinander zu lernen. In »Cultural Talks« ist das Kennenlernen anderer Kulturen beim gemeinsamen Essen und Tanzen geplant. Eine nachbarschaftliche Tauschkultur soll etabliert werden.  Damit die Wohnung vielfältig genutzt werden kann, wurde sie zuvor im Rahmen des Projektes #3ZKDB umgebaut. »Die Weimarer Wohnstätte als kommunales Wohnungsunternehmen legt im Rahmen ihrer Sanierungsstrategie im Gebäudebestand seit mehr als 25 Jahren ausdrücklich Wert auf technische Lösungen, die den Anforderungen an modernes und zukunftsfähiges Wohnen für die Bewohner unserer Stadt gerecht werden«, betont Udo Carstens, Geschäftsführer der Weimarer Wohnstätte GmbH. »Dabei stehen nachhaltige Lösungen im Fokus, die wirtschaftlich, sozial und ökologisch verträglich sind und die Stadtentwicklung fördern. Soziales Engagement und die Stärkung von sozialer Infrastruktur sind dabei einzelne Bausteine einer zukunftsfähigen Quartiersentwicklung. Die Herausforderung für das Unternehmen besteht in diesem Kontext darin, wirtschaftliche technische Lösungen und attraktive Grundrisse und Ausstattungsqualitäten in den Gebäuden und Wohnungen zu realisieren, die für verschiedene Mieter-Zielgruppen bezahlbar sind und möglichst flexibel auf deren Anforderungen angepasst werden können. Dies soll eine sozial ausgewogene Bewohnerschaft der verschiedenen Wohnquartiere fördern«, so Carstens weiter.

Dem vorausgegangen war eine experimentelle Lehrveranstaltung, an der Studierende aus den Studiengängen Architektur und Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar ein Semester lang in der Wohnung teilnahmen. Aufbauend auf ihren Überlegungen und Entwürfen zum Wohnen in der Zukunft entwickelten die Professur Entwerfen und Wohnungsbau sowie die Professur Stadtplanung im vergangenen Jahr gemeinsam ein Konzept für den Umbau und die Nutzung der Wohnung, das sie als »Wohnung mit Optionen« zu einem Raum zum Wohnen und für nachbarschaftliche Aktivitäten werden lässt – zu einem Modell, wie gemeinschaftliches Wohnen im Bestand Realität und nachbarschaftliches Leben gefördert werden kann. Aus Sicht der Beteiligten des Projektes ist genau das etwas, was das Wohnen in der Zukunft ausmache. 

Die Thüringer Aufbaubank, die seit über zwanzig Jahre soziale Mietwohnungen fördert, ist Initialzünder des Projektes #3ZKDB und finanziert die mietfreie Forschungs- und Wohnzeit. »Wir haben ein Wohnlabor geschaffen, in dem wir testen können, ob und wie gemeinschaftliches Wohnen funktionieren kann«, erklärt TAB-Vorstand Eckhard Hassebrock seine Motivation. »Und wenn wir seit Jahren Wohnraumförderung in Thüringen in die Praxis umsetzen, haben wir auch ein großes Interesse daran, über das Wohnen der Zukunft nachzudenken. Das können wir aber nicht allein, sondern nur gemeinsam mit der Politik, der Wohnungswirtschaft und der Forschung«, so Hassebrock weiter und bedankt sich bei den Partnern für die Zusammenarbeit der letzten zwei Jahre.

Hintergrund:
Das Lehr- und Forschungsprojekt »Drei Zimmer, Küche, Diele, Bad« ist eine Kooperation der Bauhaus-Universität Weimar, der Thüringer Aufbaubank sowie des kommunalen Wohnungsunternehmens Weimarer Wohnstätte und steht unter der Schirmherrschaft des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft. Es zielt darauf, am Beispiel einer leerstehenden Wohnung in der Asbachstraße ein Modell für das Wohnen in der Zukunft zu entwickeln. Das Projekt startete im Oktober 2017.

Weitere Informationen finden Sie hier: www.uni-weimar.de/3zkdb sowie auf der Webseite der Thüringer Aufbaubank