Von 1904 bis 1911 wurde das Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar nach Plänen Henry van de Veldes als Ateliergebäude für die »Großherzoglich Sächsische Hochschule für bildende Kunst in Weimar« errichtet. Es ist eines der bedeutendsten Kunstschulbauten der Jahrhundertwende und war 1919 Gründungsort des Bauhauses.
1999 wurde durch die Sanierung unter Leitung des Architekten Thomas van den Valentyn weitgehend der Originalzustand wiederhergestellt. Genutzt wird das Gebäude heute von der Bauhaus-Universität Weimar durch die Fakultät Architektur und Urbanistik und dem Büro des Präsidenten.
Beim Eintritt in das Foyer fällt der Blick sogleich auf die frei schwingende Jugendstiltreppe und die Skulptur »Eva« (3) von Auguste Rodin in ihrem Zentrum. Links davon befindet sich das Wandrelief »Konfigurationen« (4), welches Joost Schmidt anlässlich der Bauhaus-Ausstellung 1923 schuf, und auf der rechten Seite, als Pedant dazu, die Wandgestaltung »Rhythmus« (5) von Hubert Schiefelbein. Zu beiden Seiten des Eingangs begrüßen Sie die Büsten der geistigen Väter des Gebäudes: Henry van de Velde (2) und Walter Gropius (1).
3 »Eva«
Skulptur | 1888, Abguss ca. 1911 | Bronzeguss | Auguste Rodin
Auguste Rodin (1840 – 1917) gilt als einer der bedeutendsten Vorreiter der Moderne auf dem Gebiet der Plastik und der Skulptur. 1911 erwarb der damalige Direktor Fritz Mackensen »Eva« als Ausdruck des freien Geistes der Kunst und ließ sie im Foyer der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für bildende Kunst aufstellen. 2017 durch Vandalismus beschädigt und mit Spendengeldern restauriert, steht die figura serpentinata seit 2019 wieder an ihrem Platz im Zentrum der freischwingenden Treppe.
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1 »Walter Gropius«
Büste | 1957 | Betonguss | Siegfried Tschierschky, Kurt Grohmann
Der Architekt Walter Gropius (1883 – 1969), 1919 auf Vorschlag van de Veldes nach Weimar berufen, prägte den Entwicklungsprozess der Moderne maßgeblich. Nach der Entscheidung, Kunsthochschule und Kunstgewerbeschule zu vereinigen, gründete er am 1. April 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar, dessen Direktor er bis 1928 blieb. Ziel dieser neuen Schule, die Leben, Handwerk und Kunst unter einem Dach vereinen sollte, war es, im Geist des Forschens und Experimentierens Neues zu erschaffen. Das Ergebnis dieses gemeinsamen Schaffens sollte der neue Bau der Zukunft als Gesamtkunstwerk aller gestalterischen Disziplinen sein.
Der Bildhauer Siegfried Tschierschky (1898 – 1965) war Professor für Bauplastik und Leiter der Abteilung Bildende Kunst an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar und gilt als der Wegbereiter durchbruchplastischer Wände in Architekturfassaden. Zusammen mit Kurt Grohmann (1928 – 1974) schuf er 1957 die beiden Büsten der geistigen Väter des Gebäudes: Henry van de Velde als Architekt der Kunstschulbauten und Walter Gropius als Begründer des Bauhauses.
2 »Henry van de Velde«
Büste | 1957 | Betonguss | Siegfried Tschierschky, Kurt Grohmann
Der »Alleskünstler« Henry van de Velde (1863 – 1957) gilt als einer der vielseitigsten Künstler seiner Zeit und Wegbereiter der Moderne. 1902 als künstlerischer Berater nach Weimar berufen, begründete er hier das Kunstgewerbliche Seminar und entfaltete sich als Lehrer, Architekt und Designer. Seinen Ideen der Notwendigkeit eines einheitlich vernunftgemäß, funktional und modern gestalteten Lebensumfeldes folgend, errichtete er 1905 /06 die Kunstgewerbeschule sowie 1904 und 1911 die Kunstschule. Beide Gebäude gehören, als Gründungsorte des Bauhauses, seit 1996 zum UNESCO Weltkulturerbe.
4 »Konfigurationen«
Wandrelief | 1923 | Stuck und Glas | Joost Schmidt
1976 Nachbildung durch Hubert Schiefelbein Joost Schmidt (1893 – 1948) studierte seit 1910 an der Hochschule für Bildende Künste in Weimar war nach dem 1. Weltkrieg bis 1925 Meisterschüler der Werkstatt für Holzbildhauerei am Bauhaus in Weimar und Dessau. Zur Bauhaus-Ausstellung 1923 erarbeitete er drei abstrakt geometrische Wandreliefs für das Foyer. Eines davon wurde 1976 durch Hubert Schiefelbein rekonstruiert.
5 »Rhythmus«
Wandrelief | 1976 | Gips | Hubert Schiefelbein
Hubert Schiefelbein (* 1930) war seit 1965 Dozent für Bauplastik sowie von 1969 bis 1992 Professor für Bildende Kunst an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar und arbeitete als freischaffender Bildhauer. Die Wandgestaltung entstand als Pendant zum Werk von Joost Schmidt und nimmt den elliptischen Schwung des Treppenhauses auf.
Folgen Sie der elliptischen Treppe in das 1. Obergeschoss und wenden sich nach rechts – schon nach wenigen Schritten stehen Sie vor dem Raum 112, 1923 von Walter Gropius als Direktorenzimmer (10) gestaltet. Das 1999 rekonstruierte Ensemble gilt als erstes Gesamtkunstwerk des Bauhauses und kann im Rahmen des Bauhaus-Spaziergangs besichtigt werden. Schräg gegenüber stoßen Sie auf den Eingang zum Nebentreppenhaus. Auf drei Etagen sind hier die Wandmalereien »Kreis«, »Quadrat« und »Dreieck« (6, 7, 8) des Kandinsky-Schülers Herbert Bayer zu sehen.
6 »Kreis« – Erdgeschoss | 7 »Quadrat« – 1. Etage | 8 »Dreieck« – 2. Etage
Wandmalereien | 1923 | Mischtechnik | Herbert Bayer rekonstruiert 1976 von Werner Claus
VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Herbert Bayer (1900 – 1985) studierte von 1921 bis 1925 am Staatlichen Bauhaus in Weimar. Er entwarf die Schrift für den Einband des »Bauhaus-Manifest«. Die Wandmalereien im Nebentreppenhaus entstanden anlässlich der großen Bauhaus-Ausstellung 1923 und zeigen die geometrischen Grundformen Kreis, Quadrat sowie Dreieck, die Walter Gropius als verbindendes Thema für die Gestaltung im Hauptgebäude vorgegeben hatte.
10 Direktorenzimmer – 1. OG, Raum 112
Raumgestaltung Walter Gropius | 1923 | Nachbildung 1999 Gerhard Oschmann und Klaus-Jürgen Winkler, VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Bauhaus-Leuchte, Metallversion | Wilhelm Wagenfeld | Bauhaus Weimar, 1924, VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Das Direktorenzimmer wurde anlässlich der Bauhaus-Ausstellung im Jahr 1923 von Walter Gropius entworfen und umgesetzt. Das Ensemble gilt als erstes realisiertes Gesamtkunstwerk des Bauhauses. Alles wurde genauestens und unter funktionalen Aspekten durchdacht und für den kubischen Raum umgesetzt. Der wiederhergestellte Raum zeigt heute zusätzlich Möbel, die 1923 nicht realisiert werden konnten.
Das Direktorenzimmer ist nicht frei zugänglich, kann aber im Rahmen der Bauhaus-Spaziergänge besichtigt werden.
9 Oberlichtsaal - 2. OG, Raum 213
1904 | Henry van de Velde, VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Schon 1904 während der ersten Bauphase entstanden, ist der Oberlichtsaal der größte und repräsentativste Raum des Hauptgebäudes. Im obersten Geschoss des Nebenflügels gelegen war er trotzdem wohl eher für hochschulinterne Zwecke als für die öffentliche Präsentation gedacht. Der Saal wurde 2019 renoviert und akustisch ertüchtigt.
Der Oberlichtsaal ist nicht frei zugänglich, kann aber im Rahmen der Bauhaus-Spaziergänge besichtigt werden.
Wieder im Erdgeschoss angekommen, lohnt ein Blick nach rechts auf die Marmorskulptur »Die Nacht« (11) von Adolf Brütt. Zwei weitere Skulpturen von Richard Engelmann, der als Professor für Bildhauerei an der Kunsthochschule lehrte, finden Sie im Außenbereich: »Die Schwestern« (12) vor dem Fenster am Ostgiebel, »Die Ruhende« (13) am Westgiebel des Gebäudes.
11 »Die Nacht« – EG
Skulptur | 1906 – 1908 | Marmor | Adolf Brütt
Adolf Brütt (1855 – 1939) war seit 1905 Professor für Bildhauerei an der Weimarer Kunstschule. Er gründete und leitete bis 1910 die Weimarer Bildhauerschule. Seine aus vier Figuren bestehende »Nacht« ist wie Rodins »Eva» eine figura serpentinata und gilt als »Sinnbild der reinen Liebe, ... die sich über alles Rohe und Physische erhebt«.
12 »Schwestern« – Ostgiebel
Skulptur | 1911 | Kalkstein | Richard Engelmann
Richard Engelmann (1868 – 1966) lehrte seit 1913 als Professor für Bildhauerei an der Weimarer Kunsthochschule und später als Formmeister am Staatlichen Bauhaus. Dem akademischen Neoklassizismus verbunden, trat er 1921 jedoch wieder in die, weiter neben dem Bauhaus existierende, Kunsthochschule ein.
13 »Die Ruhende« – Westgiebel
Skulptur | 1907/08 | Betonguss | Richard Engelmann
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