Haus Am Horn

Der Freundeskreis und das Haus Am Horn

Der 1993 gegründete Freundeskreis war von 1998 bis 2017 Erbbaupächter des im städtischen Besitz befindlichen Haus Am Horn und war Initiator und Bauherr der Generalsanierung 1999. 

In dieser Zeit war das Haus Am Horn wichtiger Bestandteil der Arbeit des Freundeskreises mit vielfältigen Möglichkeiten zur Nutzung dieses Weltkulturerbes für die Studierenden und Lehrenden der Bauhaus-Universität Weimar. 

Davon zeugen die mehr als 50 Ausstellungen und 300 Veranstaltungen, die bisher von 110.000 Interessenten aus aller Welt besucht worden sind.

Das Haus ist nach Sanierungsarbeiten durch die Klassik Stiftung wieder geöffnet. Die feierliche Einweihung fand am 17.05.2018 statt.

Im August 2017 endete das fast 20jährige ehrenamtliche Engagement des Freundeskreises der Bauhaus-Universität e.V. am Unesco-Weltkulturerbe Haus Am Horn. Am 25.08.2017 erfolgte die Schlüsselübergabe des durch den Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar e.V. an die Stadt Weimar. Die vertragliche Vereinbarung zur Rückübertragung des Hauses an die Stadt Weimar wurde bereits Anfang August 2017 unterzeichnet. Damit ist ein wichtiger Schritt für die Übernahme des Hauses durch die Klassik Stiftung Weimar in Vorbereitung des Bauhaus-Jahres 2019 getan. 

Geschichte des Haus Am Horn

Das Haus Am Horn wurde nach dem Entwurf des jüngsten Bauhaus-Meisters Georg Muche mit Unterstützung des Architekturbüros von Walter Gropius anlässlich der ersten großen Bauhaus-Ausstellung 1923 errichtet und unter Mitwirkung aller Bauhauswerkstätten und zahlreicher Studierender ausgestattet. Dieses einzige vom Bauhaus realisierte Gebäude in Weimar wurde mit den Weimarer und Dessauer Bauhausbauten 1996 durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Neben den herausragenden architektonischen Leistungen wird damit die bedeutendste Kunst-, Design- und Architekturhochschule des 20. Jahrhunderts gewürdigt.

Die Idee zu einer eigenen Bauhaus-Siedlung geht auf das Jahr 1920 zurück, als Gropius einen studentischen Wettbewerb initiierte. Mit der Gründung einer Bauhaus-Siedlungsgenossenschaft GmbH 1921 und der Einstellung des jungen ungarischen Architekten Fred Forbat für die Siedlungsplanung begann in enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Gropius die eigentliche Vorgeschichte des Hauses Am Horn. Am Parkrand oberhalb von Goethes Gartenhaus stellte das Land Thüringen das Gelände zurVerfügung. Forbat entwarf ein modernes Siedlungskonzept, bei dem die Hauptgebäude mit einem fabrikartigen Werkstättenkomplex - wie eine "Stadtkrone" Bruno Tauts - ein neues Wahrzeichen für Weimar bilden sollten. Daran schloss sich eine Reihenhaussiedlung an, die zum Zentrum der Anlage mit mehrgeschossigen Studentenwohnheimen an einem Festplatz führte. Den Übergang zum Park sollten neunzehn freistehende Wohn- und Atelierhäuser für die Bauhausmeister herstellen.

In der wirtschaftlichen Not der Nachkriegszeit und auf dem Höhepunktder Inflation konnte lediglich das Versuchshaus "Am Horn" mit Unterstützung des Berliner Bauunternehmers Adolf Sommerfeld ausgeführt werden. Muche konzipierte ein Wohnhaus für eine junge drei- bis vierköpfige Familie, die ohne Hauspersonal auskommen, und in dem die Frau durch pflegeleichte Materialien und modern Haustechnik sowie geschickte Raumorganisation von traditioneller Hausarbeit entlastet werden sollte. Im Mittelpunkt stand die Kommunikation in Familie und Freundeskreis. Deshalb organisierte Muche auf einer Grundfläche von 12,7 x 12,7 m alle Bereiche um einen zentralen Hauptraum von 6 x 6 und 4,14 m Höhe, der nur durch eine Arbeitsnische den Blick in den Park ermöglicht. Flur, Küche, Speise- und Kinderzimmer, das Zimmer der Dame und das Zimmer des Herrn mit dazwischen liegendem Bad sowie das Gästezimmer sind zu Gunsten des Hauptraumes in ihren Flächen minimiert, vergleichbar mit Schiffskabinen oder Eisenbahnabteilen. Muche griff mit dem zentralen Wohnraum das Motiv des klassischen Atriumhauses oder palladianischer Villen auf.

Das Haus Am Horn wurde außerdem als Experimentierfeld zur Erprobung neuer Materialien, Baukonstruktionen und Technologien genutzt. Die Wände bestehen aus großformatigen Leichtbetonsteinen von 54 x 32 x 10 und 32 x 26 x 8 cm. Die Decken sind eine Kombination aus Ziegelhohlsteinen und armiertem Beton. Außenwände und Decken sind zweischalig mit einer dazwischen liegenden Dämmschicht aus 6 cm Torfoleumtafeln ausgebildet, die eine Wärmedämmung wie eine 75 cm starke Ziegelwand erreichen. Aus heutiger Sicht kann man tatsächlich von einem ökologischen Ansatz bei diesem Musterhaus sprechen.

Neben der überdurchschnittlich guten Wärmedämmung spricht dafür die kompakte Gesamtanlage, die "Zonierung" von Funktionsbereichen mit untergeordneten Räumen an der Nordseite und die Öffnung nach Süden und Westen wie in einem passiven Sonnenhaus. Zentralheizung und zentrale Warmwasserbereitung gehörten ebenso zum Standard wie moderner Gasherd oder Waschmaschine, Fernsprech- und Haustelefonanlage. Fußböden aus Linoleum oder Gummi, großflächige Opakglaswandverkleidungen in Küche und Bad, Fensterbretter, Heizkörperabdeckungen und Fußbodenleisten aus dickem Opakglas, Sperrholztüren und Fenster ohne kleinteilige Sprossen sind nicht nur pflegeleicht, sondern strahlen mit ihrer Materialästhetik Klarheit und Grosszügigkeit aus.

Das Bauhaus präsentierte sich mit dem Haus Am Horn als Schule des Teamwork: Josef Hartwig fertigte das Hausmodell, Marcel Breuer realisierte die Möbel für das Wohn- und Damenzimmer, Alma Buscher und Erich Brendel für das Kinderzimmer, Erich Dieckmann für das Speise- und Herrenzimmer, Benita Otte und Ernst Gebhardt für die Küche. Leuchten entwarfen Alma Buscher, Carl Jakob Jucker und Gyula Pap. Teppiche knüpften und webten Lis Deinhardt für das Herrenzimmer, Martha Erps für das Wohnzimmer, Benita Otte für das Kinderzimmer, Agnes Roghe für das Damenzimmer und Gunta Stölzl für den Wohnraum. Theotjor Bogler und Otto Lindig entwarfen keramische Gefäße für die Küche. Die farbige Gestaltung der Innenräume wurde durch Alfred Arndt und Joseph Maltan ausgeführt. Die Gartenplanung und Gestaltung des Gartentores besorgte Rudolf Baschant. Das bewegliche Inventar ging nach 1923 in den Besitz von Adolf Sommerfeld über und ging im Zweiten Weltkrieg weitgehend verloren.

Mit grosszügiger UnterstützUng der Sparkassen-Kulturstiftung HessenThüringen wurde das Haus Am Horn 1998/99 denkmalpflegerisch restauriert. Besonders die differenzierte Farbgebung der Innenräume und die Gartengestaltung können wieder entdeckt werden. Zahlreiche originale Ausstattungsdetails wurden aufgearbeitet und um originalgetreue Kopien ergänzt, so dass beispielsweise die Lichtkonzeption im Haus vollständig erlebbar ist.

Der Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar e.V. öffnete gemeinsam mit der Bauhaus-Universität das Haus Am Horn für wissenschaftliche Diskussionsrunden und kulturelle Veranstaltungen, für Ausstellungen und Kunstaktionen einem weltweiten Publikum.

Michael Siebenbrodt