Christina Jauernik/ Simon Oberhammer

Die diaphane Figur

Die diaphane Figur ist ein zeitgenössisches, zwischen Physischem und Virtuellem räsonierendes
Modell – eine potentielle Fortführung der Auseinandersetzung über das gotische Kirchenfenster
(Jantzen, 1997) hin zu intra-­aktiven Raumkonfigurationen (Barad, 2007). Dieses Modell begreift das
Diaphane nicht als statisch durchscheinendes Medium, sondern als sich re-­konfigurierendes Dispositiv
(Frohne, 2012/Agamben, 2009). Es verfolgt demnach einen dynamischen Ansatz des Diaphanen,
welcher das Phänomen nicht allein auf den physikalischen und materiellen Bedingnissen ruhen lässt:
der Betrachter setzt sich in Bewegung und aktualisiert dadurch fortlaufend die technisch-­räumlich-­
narrativen Einrichtungen. Das Modell der diaphanen Figur im Sinne Aristoteles lässt sich als der Grund
(Apparat) vor dem (Raum) etwas Durchscheinendes (Figur) sichtbar wird herleiten. Es ist ein der
Architektur innewohnendes Bedürfnis die Verknüpfung von Figur und Raum zu klären. In einem sich
rasant wandelnden, digital aktivierten Lebensraum stellt sich diese Beziehung als besonders prekär
dar. Wie könnte eine experimentelle Praxis, welche den menschlichen Körper und die digitale Figur in
Bezug zu dessen räumlichen Dispositiv verhandelt, für diese Annäherung produktiv werden?
Das Modell der diaphanen Figur wird anhand des künstlerischen Forschungsprojekts INTRA SPACE, the
reformulation of architectural space as a dialogical aesthetic
, an einem 1:1 Echtzeit-­Prototyp
diskutiert. Aufbauend auf einer Spiegelsituation, welche man als transparentes Modell beschreiben
kann, folgt eine differenzierte Entfremdungssituation, das diaphane Modell. In der Differenz, der
Leerstelle im Bild wird das Abwesende markiert. Dies ist gleichzeitig die Verschränkung des
Technischen mit dem Imaginären und somit Voraussetzung für diaphane Figurationen. Hinweise für
die diaphane Figur finden sich in der (Im)materialität des Projektionsbildes, als Reflektion zwischen
den Bewegungen der Figuren, in der Rekonfigurierbarkeit des Raums und der Struktur des Dialogs.
Diesen Phänomenen kann man innerhalb des Prototyps, welcher unmittelbar zwischen Dispositiv,
Narrativ und Betrachter verhandelt, begegnen.