Die Kurven in der Architektur

Von organischem Funktionalismus bis digitale Avantgarde

Berke Inöntepe, Bachelorthesis 2022

Wer sich gegen Konventionen stellt, ist einer Rechtfertigung schuldig. Konstellationen von geraden Seiten im rechten Winkel zueinander sind in der Architektur auf einem unglaublich hohen Niveau der Selbstverständlichkeit, sie erscheinen allgegenwärtig und unantastbar. Kurvilineare Formen hingegen müssen sich verteidigen, sowohl im Sinne einer fundamentalen Daseinsberechtigung als auch konzeptionellem Sinngehalt. Kritik gegenüber unkonventionellen Formen äußert sich meist oberflächlich, da sie bereits durch ihre Benennung als solche abzustreiten sind. Aus dieser Frustration untersucht die vorliegende Arbeit, ob sich die Kurve in der Architektur, ihren Selbstzweck der Form als ein gestalterisches Mittel überschreitend, eines Daseins erkennbar machen kann.

Für diesen Diskurs sind zwei Themenbereiche von besonderem Interesse: der funktionale Organismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die digitale Avantgarde zum Ende des Millenniums. Anhand jener beiden Strömungen zeigen sich bestimmte Haltungen gegenüber Formalitäten der Architektur, die im Bezug auf die Form eines Gebäudes von Relevanz sind. So wird in der Moderne wurde hauptsächlich über die Zweckmäßigkeit der Form unter dem Begriff des Organischem gesprochen, wohingegen in der heutigen, digitalen Architektur eine deutlich intensivere Auseinandersetzung mit den Prinzipien der ästhetischen Formgebung als auch dem Sinngehalt der resultierenden komplexen, kurvilinearen Formen stattfindet.

Die Gegenüberstellung der Begriffe der Architektur mit denen der Kunst erweist sich angesichts ihrer Ideen, Ansätze und Theorien sowie den Feinheiten ihrer Interaktion als komplex genug, um eine eigene theoretische Betrachtung zu erfordern. Gleichwohl finden sich in dieser Arbeit zwangsläufig Gedanken, welche versuchen die dahinterliegenden Strukturen zu erkennen. Die Ausführung ihrer vollständigen Untersuchung stellt hier jedoch nicht die Absicht dar; dafür soll vielmehr auf die Wechselbeziehung von theoretisch-systematischer und künstlerisch-gestalterischer Leistungen innerhalb der Architektur eingegangen werden.

Banner von der Bachelorarbeit von Berke Inöntepe
Berke Inöntepe: Von organischem Funktionalismus bis digitale Avantgarde

Betreuung: Prof. Dr.-Ing. habil. Jasper Cepl, Professur Theorie und Geschichte der modernen Architektur
Prof. Dipl.-Ing. Heike Büttner, Professur Grundlagen des Entwerfens

Kontakt: inontepe[at]icloud.com
+49 176 315 247 56