Die Bauhaus-Universität Weimar und die politische Geschichte hinter ihrem Städtebau

Projekt

Prof. Dr. Max Welch Guerra
Note - 8 LP/12 SWS

Die Einsicht, dass Städtebau verräumlichte, materialisierte Politik ist, gilt auch für die Anlagen einer Hochschule. Gegenwärtig begegnen uns spektakuläre Konstruktionen, wie etwa der Libeskind-Bau in Lüneburg, oder die generöse Hafen-City Universität in Hamburg, beides Mittel einer bestimmten Hochschulpolitik. Die FU Berlin hingegen ist institutionell und baulich zunächst ein − gewiss erfreuliches − Ergebnis des Kalten Krieges.

Die Bauhaus-Universität Weimar verschweigt noch ihre Eigenschaft, mit ihrem Städtebau eine recht bewegte politische Geschichte zu verkörpern. Allen vertraut ist die feine Abkunft des Ensembles der van-de-Velde- Bauten mitsamt Weltkulturerbe-Status. Aber recht unbekannt ist, dass etwa in der Marienstraße 13/15 dereinst ein Thüringisches Landesamt für Rassewesen untergebracht war. Der Standort Coudraystraße geht auf den Wachstumsschub zurück, den die HAB als Folge der Industrialisierung des Bauens zu DDR-Zeiten erlebte. Die kräftige erste bundesrepublikanische Wachstumsschicht konsolidiert sich vor unseren Augen – bislang als additives Resultat von Einzelentscheidungen. Wofür stehen wir?

Unsere Städtebaugeschichte, die ja auch für die Stadt Weimar strukturbildend ist, wurde noch nicht umfassend erforscht. Was wir unter Campus verstehen, ist noch nicht definiert, auch nicht seine räumlichen Grenzen. Offen ist ebenfalls, wie dieser zu unserer Repräsentation beitragen soll. Dies ist eine Aufgabe der gesamten Universität; unser Forschungsprojekt (§6 Abs. 4 StudO) wird hierzu mit den Mitteln der Urbanistik einen Anstoß geben.