


Von Medien, Malerei und Erinnerungen
Was haben Medien mit Malerei zu tun? Um Alliterationen oder Smartphone-Bildnisse geht es jedenfalls nicht. Kurator Konstantin Bayer erklärt die Idee hinter der Ausstellung: »Medien werden als Objekte der modernen Welt verstanden, die Malerei hingegen ist eine traditionelle Kunst. Beide haben einen Zeitgeist geprägt und prägen ihn immer noch. Durch das Zusammenwirken entsteht ein Diskurs, der nach der Vereinbarkeit von Identität und Wandel fragt.«
Künstliche Erinnerung: Grabblumen aus Plastik
Über allem schwebt die Erinnerung. Moritz Wehrmann, Absolvent der Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar, hat diesen Aspekt in drei Fotos von Grabblumen aus Plastik verarbeitet. Von Weitem sehen sie aus wie Gemälde, klassische Stillleben. Von Nahem erkennt man ihre Künstlichkeit. Ein morbide Thematisierung des Wandels: Die Trauer bleibt gleich, aber die Kurzlebigkeit, die uns umgibt, verändert die Bedeutung von Trauer und unseren Umgang mit ihr.
Robert Genschorek, Studierender der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar, bringt noch einen weiteren Aspekt mit Medien und Malerei in Verbindung: den Glauben. An der Wand hängen sieben »mobile« Schreine, in denen eine Installation aus Müll zu sehen ist. Alle haben die Größe und Form eines Smartphones. Beschreibt das den Zeitgeist der Generation, die unter dem Einfluss von Massenmedien aufgewachsen ist? Die Frage ist berechtigt. Und der Schrein? »Wir leben in einer digitalen Wegwerfgesellschaft. Woran glaubt man da eigentlich noch?«, entgegnet Bayer.
Skurrile Verarbeitung der Ostvergangenheit
Dass Erinnerung auch zerstört werden kann, zeigt das Video »Der große Gammel« der Greizer Künstlerin Susann Maria Hempel. Sie widmet sich, wie einige der hier ausstellenden Künstlerinnen und Künstler, der Ostvergangenheit. Auf einem kleinen Bildschirm ist die Abfolge zahlreicher Bilder des alten Greizer Theaters zu sehen. Ihre Zersetzung durch Pilzkulturen wurde dokumentiert und zu einem außergewöhnlichen Video verarbeitet. Jedes Bild sieht aus wie ein altes Gemälde, das nach und nach zerbröckelt.
Auch Hempels zweites Video handelt von Erinnerungen an die DDR. Der Kurzfilm »Wie ist die Welt so stille« zeigt Menschen in beklemmenden räumlichen Situationen, musikalisch hinterlegt mit Volksliedern der DDR. »Da ist einerseits Depression und Enge. Andererseits erzählt der Film vom Aufbrechen von Räumen. Er erinnert an Malereien, die den Rahmen sprengen wollen«, beschreibt Bayer das Kunstwerk.
Die Freie Kunst in Weimar
Das Aufbrechen ist ein zentrales Thema der Ausstellung, wobei es vor allem um das Aufbrechen des klassischen Kunstbegriffs geht. In der Lehre der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar wird dieser Diskurs um Erneuerung und Wandel traditionell geführt. Hoffentlich auch in Zukunft.
Die Ausstellung »MEDIALE TENDENZEN und die Malerei« kann noch bis 20. März 2014 in der Galerie Eigenheim besucht werden.
»MEDIALE TENDENZEN und die Malerei«
Laufzeit: 17.02. bis 20.03.2014
Ort: Galerie Eigenheim | Karl-Liebknecht Str. 10 | 99423 Weimar