




60 Jahre Geodäsie an der Bauhaus-Universität Weimar
In den Grußworten des Rektors der Bauhaus-Universität Weimar, Univ. Prof. Dr.-Ing. Karl Beucke, und des Vorsitzenden der Deutschen Geodätischen Kommission (DGK), Univ. Prof. Dr.-Ing. habil. Christian Heipke, wurde auch die Nicht-Wiederbesetzung der Professur Geodäsie und Photogrammetrie thematisiert. Prof. Heipke drückte seine Sorge darüber aus, dass die geodätische Lehre an der Bauhaus-Universität Weimar in Zukunft nicht mehr von einer eigens hierfür denominierten Professur wahrgenommen werden soll. Er bittet um Prüfung, wie eine Fortführung der geodätischen Forschung und Lehre in Weimar möglich ist. Die DGK ist eine wissenschaftliche Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; ihr obliegt u.a. die Koordination der wissenschaftlichen Forschung und Lehre auf allen Gebieten der Geodäsie. Um seine Ausführungen zu unterstreichen, übergab Prof. Heipke dem Rektor am Ende seiner Ausführungen zahlreiche Unterstützungsschreiben von Mitgliedern der DGK aus allen Bereichen der Geodäsie.
Unter dem Motto »Geodäsie - Wofür?« referierten im Rahmen eines abwechslungsreichen Programms vom Mittag bis in den Abend namhafte Fachkolleginnen und -kollegen zu aktuellen Themen der Geodäsie und berichteten über den Beitrag der Geodäsie zum besseren Verständnis von Naturgefahren und Klimaeinflüssen, über Ursache und Wirkung bei Deformationsprozessen, über Infrastrukturen für Geodäsie und Geoinformation, über die Aufgaben des Landmanagements bei Bauvorhaben, über den Einsatz der Ingenieurgeodäsie im Maschinenbau und über photogrammetrische Messtechniken. Mit diesem Vortragsprogramm wurden die jetzigen Leistungspotenziale der einzelnen Sparten der Geodäsie insbesondere in der interdisziplinären Zusammenarbeit dargestellt. Bevor die Festveranstaltung in den Abendempfang überging, gab Prof. Schwarz einen Rückblick und Vorblick auf 60 Jahre geodätische Forschung und Lehre in Weimar. So sind z. B. die Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Faseroptik für Aufgabenstellungen im Bereich Structural-Health-Monitoring an der Bauhaus-Universität Weimar einzigartig. In einem ersten Sonderheft der geodätischen Fachzeitschrift »allgemeine vermessungsnachrichten (avn)« (avn 2014, Heft 3) wird das Wirken von Prof. Schwarz gewürdigt. Dazu haben mit ihm in Kontakt stehende Fachkollegen/innen, darunter auch sein Doktorvater, Prof. Witte aus Aachen, Würdigungen und Fachartikel beigesteuert, die in mehreren aufeinanderfolgenden Heften veröffentlicht werden.
Lange Tradition der Geodäsie in Weimar
Bereits am 1. Oktober 1954 wurde die Vorgängereinrichtung der jetzigen Professur als Lehrstuhl für Vermessungskunde in der Fakultät Bauingenieurwesen der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar gegründet. Mit dem Aufbau des Lehrstuhls wurde der Vermessungsingenieur Franz Robiller beauftragt. 1969 übernahm Prof. Dr.-Ing. habil. Fritz Hennecke die Leitung des im gleichen Jahr inhaltlich und personell erweiterten Lehrstuhls für Mess- und Versuchswesen. Er umfasste die Bereiche Ingenieurgeodäsie, Austauschbau sowie Bautechnische Meß- und Versuchstechnik. Nach der Wiedervereinigung wurde nur ein Teilbereich als Abteilung Vermessungskunde weitergeführt, deren kommissarische Leitung Dr.-Ing. Peter Köhler mit der Emeritierung von Prof. Hennecke im Jahre 1992 übernahm. 1996 wurde die Professur Vermessungskunde - 2002 in Professur Geodäsie und Photogrammetrie umbenannt - wieder eingerichtet und Ende 1998 mit Prof. Dr.-Ing. Willfried Schwarz besetzt.
Durch die Nicht-Wiederbesetzung der Professur geht eine 60jährige Tradition der geodätischen Forschung und Lehre an der Bauhaus-Universität Weimar zu Ende. Die Professur hat in allen Epochen wesentlich dazu beigetragen, die Ingenieurgeodäsie für Aufgabenstellungen aus dem Bereich des Bauingenieurwesens zu erweitern. Auch die Fachbuchreihe »Handbuch der Ingenieurgeodäsie« hat ihre Wurzeln in Weimar.
Die Veranstaltung war zugleich die Abschiedsveranstaltung des jetzigen Lehrstuhlinhabers, Prof. Dr.-Ing. Willfried Schwarz, der zum 31. März 2014 aus seinem aktiven Berufsleben ausscheidet und in den Ruhestand geht.