Radioluft schnuppern, Medienwandel erleben: Studierende blicken hinter die Kulissen Thüringer Medienhäuser
Wie entsteht eigentlich ein Radioprogramm, das täglich hunderttausende Menschen erreicht? Welche Rolle spielen digitale Geschäftsmodelle in regionalen Medienhäusern? Und wie verändert künstliche Intelligenz die journalistische Arbeit? Antworten auf diese Fragen erhielten rund 25 Studierende der Studiengänge Medienmanagement, Medienkultur und Europäische Medienkultur beim Besuch des Rundfunksenders Antenne Thüringen. Die Exkursion bildete im Wintersemester 2025/26 den Auftakt zu einer Reihe praxisnaher Unternehmenseinblicke im Fachbereich Medienmanagement. Gemeinsam mit Prof. Dr. Reinhard Kunz, Sebastian Cramer und Paul Muschiol gewinnen die Studierenden ein genaues Verständnis dafür, wie Thüringer Medienunternehmen heute arbeiten.
Die Gespräche und Rundgänge durch das Funkhaus machten deutlich, vor welchen wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen Audiounternehmen derzeit stehen und wie sie ihnen begegnen. Für viele Studierende sind vor allem drei Erkenntnisse besonders prägend:
New Work ist mehr als ein Trend. Das moderne Arbeitsumfeld bei Antenne Thüringen mit offenen Redaktionen, flexiblen Setups und kurzen Kommunikationswegen zeigt anschaulich, wie Medienunternehmen heute Führung, Teamarbeit und Kreativität neu denken.
Medienmanagement braucht Zahlen, Mut und Innovationsgeist. Geschäftsführer Christian Berthold gab einen Einblick in Kennzahlen, Erlösmodelle und strategische Überlegungen des Senders. Damit wurde greifbar, wie stark wirtschaftliche Entscheidungen Programmgestaltung und Innovation prägen.
KI ist Werkzeug und Herausforderung zugleich. Die Studierenden diskutierten Fragen zu Moderations-KI, generativer Content-Produktion und möglichen Auswirkungen auf Arbeitsprozesse. Dabei wurde deutlich, wie Radiosender Chancen nutzen, ohne die redaktionelle Verantwortung aus der Hand zu geben.
»In unserem Fachbereich wird medialer Wandel nicht nur theoretisch vermittelt, sondern unmittelbar erfahrbar gemacht«, erklärt Prof. Dr. Reinhard Kunz. »Die Verbindung von theoretischem Wissen und realen Unternehmensprozessen ist entscheidend, um angehende Medienmanager*innen auf die Arbeitswelt vorzubereiten.«
Die Exkursion fügt sich nahtlos in das Lehr- und Forschungskonzept des Fachbereichs Medienmanagement ein. Praxisnähe, regionale Vernetzung und der Austausch mit Expert*innen aus Medienhäusern sind zentrale Bausteine. Zudem knüpft der Besuch an aktuelle Forschungsfragen an: Im Fachbereich werden derzeit zentrale Herausforderungen der digitalen Transformation untersucht, insbesondere das Spannungsfeld zwischen zunehmender Automatisierung durch generative künstliche Intelligenz und der menschlichen Handlungsfähigkeit in kreativen Berufen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie KI-Technologien Autonomie, Kreativität und berufliche Identität von Medienschaffenden verändern. Viele dieser Themen fanden auch in den Gesprächen bei Antenne Thüringen ihren unmittelbaren Widerhall.
Bereits am 27. November steht die nächste Exkursion bevor: Funke Medien Thüringen öffnet seine Türen für die Studierenden. Beim Besuch in Erfurt treffen sie Geschäftsführer Michael Tallai, besichtigen die neuen Redaktionsräume und erhalten Einblicke in das Management, das Tageszeitungsgeschäft sowie aktuelle Herausforderungen im Verlagswesen. Die Lehrenden möchten damit bewusst eine zweite Perspektive auf den Medienwandel in Thüringen eröffnen: »Unser Ziel ist ein ganzheitlicher Blick auf die Medienwirtschaft«, so Kunz. Von KI im Radio bis zu digitalem Storytelling in multimedialen Redaktionen sowie innovativen Arbeitsweisen in Medienunternehmen sollen die Studierenden sehen, wie vielfältig Medienmanagement in der Praxis ist und welche Rolle sie darin künftig selbst einnehmen können.«

