Karen Farisai Mukwasi mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Weimar 2025 ausgezeichnet
»Es gibt keine Demokratie, wenn die Stimmen von Frauen nicht gehört werden«
Die Stadt Weimar hat am 6. Dezember 2025 die simbabwische Menschenrechtsaktivistin Karen Farisai Mukwasi in einer Festveranstaltung im Maurice-Halbwachs-Auditorium der Bauhaus-Universität Weimar mit dem 31. Menschenrechtspreis der Stadt Weimar geehrt. Sie setzt sich seit Jahren unter schwierigsten Bedingungen für Frauenrechte, digitale Sicherheit, die Selbstbestimmung junger Frauen und soziale Gerechtigkeit ein. Die Preisträgerin erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Preis aus den Händen von Oberbürgermeister Peter Kleine, der Vorsitzenden des Weimarer Stadtrates, Katrin Götz und der Schirmherrin des Weimarer Menschenrechtspreises, der Fernsehjournalistin Gundula Gause.
Mukwasi ist Mitgründerin der Plattform PADA, die digitale Kampagnen zur Sicherheit von Frauen entwickelt und Trainings zur digitalen Selbstverteidigung anbietet. Sie möchte junge Frauen und Mädchen mit ihrer Arbeit dazu ermutigen, innovativ zu sein, ihr Umfeld mitzugestalten und ihre Meinung zu sagen.
»Ich fühle mich geehrt, diese Auszeichnung zu erhalten. Sie bestätigt die Arbeit, die wir bei der PADA-Plattform leisten«, sagte Mukwasi. »Ich widme diesen Preis allen Frauen weltweit, deren Stimmen durch Gewalt, Repression oder patriarchale Strukturen zum Schweigen gebracht werden.«
Für den Menschenrechtspreis vorgeschlagen wurde die derzeit in Deutschland lebende Frauenrechtlerin durch die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte. In diesem Jahr gingen 15 Nominierungen für den Menschenrechtspreis aus Deutschland, Polen, Russland, Belarus, der Ukraine, Ecuador, Kuba, Kolumbien, den Philippinen, dem Sudan, Pakistan, Iran, Palästina und Israel ein. Der Stadtrat stimmte am 25. Juni 2025 dem Vorschlag des Vergabebeirats für Karen Mukwasi zu.
»Mut ist mehr als der Einsatz einer Einzelnen - Mut ist ein Kollektiv. Karen Mukwasi zeigt uns, wie eine Stimme viele werden kann. Sie steht auf gegen Ungerechtigkeit und patriarchale Gewalt, gibt anderen Kraft und erinnert uns daran: Niemand, der sich für das Gute einsetzt, ist allein. Ihr Engagement ist ein Zeichen dafür, dass Veränderung möglich ist wenn Menschen für Menschenrechte und eine gerechtere Welt zusammenstehen«, unterstrich Oberbürgermeister Peter Kleine.
Zu Ehren von Mukwasi gestaltete der preisgekrönte Mädchenchor Hamburg den Festakt musikalisch.
Engagement unter hoher persönlicher Gefahr
Im Jahr 2020 geriet Mukwasi durch ihre dokumentarische Aufarbeitung der sogenannten »Treibstoff-Unruhen« in Simbabwe erstmals ins Visier der Staatssicherheit. Sie hatte Überlebende von Gewalt und sexuellen Übergriffen interviewt, medizinische Unterstützung organisiert und rechtliche Hilfe vermittelt. Diese Arbeit führte zu Verhaftungen, auch ihrer Eigenen, Schikanen und permanenter Überwachung - eine Bedrohung, die bis heute anhält.
Erstmals wird die Verleihung durch einen Film über die Preisträgerin ergänzt, der einen eindringlicher Einblick in ihre Geschichte bietet. Das rund 20-minütige ShortDoc des Filmemachers Marius Böttcher Rodrigues ist im Auftrag der Stadt Weimar entstanden. Darin porträtiert er Karen Mukwasi, ihre Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen. Der Film ist unter dem folgenden Link auf YouTube abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=v7hrJ00iLkU Realisiert wurde der Film mit Unterstützung der Kulturellen Filmförderung der Thüringer Staatskanzlei.
Hintergrund
Zum Menschenrechtspreis der Stadt Weimar
Der Preis ehrt Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen, die sich nachhaltig für Menschlichkeit, Toleranz sowie die Wahrung und Herstellung der Grundwerte Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit einsetzen – insbesondere vor dem Hintergrund ethnischer oder religiöser Identität.
Mit der Auszeichnung sendet die Stadt Weimar bewusst ein Signal internationaler Solidarität. Der Preis soll »Sicherheit durch Sichtbarkeit« schaffen und bedrohte Menschenrechtsverteidiger*innen stärken.
Der Preis steht seit 10 Jahren unter der Schirmherrschaft der Journalistin Gundula Gause.
Weitere Informationen zum Preis: www.menschenrechtspreis.de
Zur Arbeit der Preisträgerin: https://padaplatform.org
Zur PADA-Plattform
»Pada« ist der Name für das Spiel »Hopscotch« in der Sprache Shona. In Deutschland kennt man das Hüpfspiel u.a. unter dem Namen »Himmel und Hölle«. Es ist ein beliebtes Spiel für junge Mädchen, insbesondere für diejenigen, die in weniger privilegierten Gegenden aufwachsen. Für die Preisträgerin und ihr Team ist es ein Symbol für Schwesternschaft, Wettbewerbsfähigkeit, Kreativität, die Würdigung der Leistungen von Frauen und dafür, dass Frauen das Recht haben, Raum zu beanspruchen.
Karen Mukwasi und ihr Team haben es sich mit der PADA-Plattform zur Aufgabe gemacht, das transformative Potenzial neuer Technologien nicht stereotypen Geschlechtervorstellungen zu überlassen. Aktuell ist die IT-Branche eine Männerdomäne, in die sich junge Frauen nur schwer hineinwagen. In Afrika werden die Schwierigkeiten durch andere Probleme, mit denen junge Frauen konfrontiert sind, noch verschärft.
Als Reaktion darauf, wurde die PADA-Plattform ins Leben gerufen, um das von den Medien und anderen Informationsquellen gezeichnete Bild der IT als »Männerdomäne« in Frage zu stellen. Das Engagement und die Aufklärungsarbeit die Karen Mukwasi und ihr Team dafür leisten, trägt langfristig dazu bei, die Denkweise der Menschen in den Gemeinden zu verändern, indem es ihnen hilft, das Potenzial zu erkennen, das in Mädchen steckt.
