Dr. Edina Meyer-Maril

Drei Frauen, drei Wege, eine Moderne. Genia Averbuch, Judith Segall-Stolzer und Elsa Gidoni-Mandelstamm planen und bauen in Eretz-Israel

Genia Averbuch, Judith Segall-Stolzer und Elsa-Gidoni-Mandelstamm kamen aus verschiedenen Gegenden Europas und auf unterschiedlichen Wegen nach Eretz-Israel, aber sie alle planten und bauten ebenso zeitgemäß wie modern. Wie alle Architekten, die aus dem Ausland kamen, waren auch sie gezwungen, ihr bereits erworbenes Fachwissen in eine neue Realität umzusetzen: neuartige Bauaufgaben, andere Formate, Materialien und Bautechniken sowie ein ungewohntes Klima.

Genia Averbuch (1909–1977), durch ihren Entwurf für den Zina-Dizengoff-Platz die bekannteste der drei Architektinnen, emigrierte mit ihrer Familie bereits als Kind nach Palästina und gehört zu jener Generation, die in den 1920er Jahren zu Studienzwecken nach Europa ging und in den 1930er Jahren vielfältige, progressive Einflüsse nach Eretz-Israel brachte.

Dagegen hatte Elsa Mandelstamm (1899–1978) Kunst in St. Petersburg und Architektur an der TH Berlin-Charlottenburg studiert und führte ab 1929 bereits ein eigenes Büro in Berlin, bis sie 1933 nach Palästina auswanderte. Im gleichen Jahr verliess auch Judith Segall-Stolzer (1904–1990) Deutschland; sie hatte als Kind in Berlin, Charkiv und Kowno gelebt und schliesslich Architektur in Danzig studiert.

Anhand dieser drei Architektinnen, die Wesentliches zur Vermittlung der europäischen Moderne in Eretz-Israel beigetragen haben, lassen sich exemplarisch die unterschiedlichen Lebenswege erörtern sowie die mannigfaltigen Quellen, aus denen sich der Transfer des avantgardistischen architektonischen Formenvokabulars nach Palästina speist.

Dr. Edina Meyer-Maril war bis 2013 Senior Lecturer am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Tel Aviv. Zuvor studierte sie Kunstgeschichte an der Freien Universität und der Technischen Universität Berlin. In ihrer Dissertation untersuchte sie den Mietshausbau des Architekten Paul Mebes in Berlin von 1906 bis 1938.

Edina Meyer-Maril forscht und publiziert zu europäischen und vor allem deutschstämmigen Architekten in Eretz-Israel/Israel, zur Architektur der Synagoge und des Volkshauses und zum Orientalismus in der Malerei und der Architektur.