Digitale Plattformen und soziale Medien verstärken heute Optimierungs-Logiken und Schönheits-Paradoxen. Dies lässt wenig Raum für Unvollkommenheit, Suche und Experiment. Für angehende Kunstlehrer*innen ist die kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen zentral: Sie lernen, wie wichtig es ist, in der eigenen künstlerischen Praxis und im Unterricht Räume für Experimente, Scheitern und Unvollkommenheit zu schaffen. Diese Erfahrungen sind auch für zukünftige Schüler*innen wichtig, die in sozialen Medien mit überhöhten Idealvorstellungen konfrontiert werden.
Die Studierenden des ersten Semesters näherten sich der Thematik aus verschiedenen Perspektiven. Sie bearbeiteten persönliche Themen wie Trauer und Erinnerung, übten feministische Kritik an Schönheitsnormen und der Objektifizierung von Frauen, reflektierten philosophisch über Perfektion, soziale Verletzlichkeit und Authentizität. Entstanden sind Skulpturen, Installationen, Soundarbeiten, Projektionen, Spiegelungen und Malereien, die in diversen Formaten und mit verschiedenen Materialien produziert wurden.
Christian Andrés Parra Sánchez, Künstlerischer Mitarbeiter an der Professur Kunst und ihre Didaktik, erklärt: »Die Studierenden haben die allgegenwärtigen Perfektionsbilder unserer Zeit kritisch hinterfragt – ein Thema, das junge Menschen gerade in sozialen Medien täglich beschäftigt. Wir knüpfen damit an Herders Einsicht an, dass Vollkommenheit nie universell ist. Vielfalt, Prozesshaftigkeit und Transformation sind Grundkonstanten menschlicher Existenz. Fehlerhaftes verstehen wir deshalb nicht als Mangel, sondern als Ressource für neue Perspektiven.« Catalina Giraldo Vélez, die den Kurs gemeinsam mit Parra Sánchez leitete, ergänzt: »Die Studierenden haben sich nicht nur mit Perfektion als gesellschaftlichem Anspruch auseinandergesetzt, sondern auch den Mut gefunden, eigene Unsicherheiten und Brüche sichtbar zu machen.«
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Im Rahmen der Preisverleihung in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul erklärte Henrich Herbst, Superintendent des Kirchenkreises Weimar: »Die Arbeit »Fast Perfekt« stellt zeitgenössische Perfektions-Narrative in Frage und macht diese sichtbar. Dabei bezieht sie sich auf das christliche Menschenbild, das von Grenzen und Unvollkommenheiten der Menschen weiß.« Laut der Jury greift die Arbeit Herders fundamentale Einsicht auf, dass Vorstellungen von Vollkommenheit kulturell und historisch bedingt sind.
Alle insgesamt 20 Projektarbeiten sind gebündelt auf der folgenden Website abrufbar: https://www.uni-weimar.de/de/kunst-und-gestaltung/professuren/kunst-und-ihre-didaktik/personen/christian-andres-parra-sanchez/lehre-und-vermittlung/fast-perfekt-wise-24-25/fast-perfekt-projekte/
Über die Auszeichnung:
Der Herder-Förderpreis wurde in diesem Jahr zum 14. Mal vergeben. Mit der Auszeichnung würdigen die Stifter*innen des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Weimar, der Kirchengemeinde Weimar, der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein sowie des Sophien- und Hufeland-Klinikums Weimar das innovative Lehramtsprojekt, das gesellschaftlich relevante Fragestellungen künstlerisch aufgreift und zur Diskussion stellt.
Das Einführungsprojekt »Fast Perfekt« fand im Wintersemester 2024/25 unter der Leitung von Catalina Giraldo Vélez und Christian Andrés Parra Sánchez statt. Das Projekt war Teil der Lehre an der Professur »Kunst und ihre Didaktik« im Studiengang »Lehramt an Gymnasien Kunst«.
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