A Room with a View
Das Seminar erforscht die kulturellen, ökonomischen, technologischen und räumlichen Bedingungen sowie die temporären und wiederkehrenden Formen des Zusammenlebens in einer familiengeführten Pension in Venedig. Die Pension wurde 1910 in einem ehemaligen Palazzo am Canale della Giudecca eröffnet. Noch heute sind die Räume teilweise mit Türen verbunden und haben nur manchmal ein eigenes Bad. Es finden sich Möbel, Gemälde, Silber und andere Kunstgegenstände in den Korridoren und gemeinschaftlich genutzten Räumen, aber Fernseher sucht man in den schlichten Zimmern vergeblich. Manche der Zimmer haben eine Aussicht auf den Kanal und die gegenüberliegende Kirche Il Redentore, die 1576 von Andrea Palladio entworfen wurde. Einigen Gästen wird der Zugang zur Dachterrasse gewährt, auf der sich neben anderen hauswirtschaftlichen Gegenständen und Geräten die Waschmaschinen und Pflanzkübel zur Vermehrung von Sukkulenten befinden.
Unter dem entliehenen Romantitel des englischen Schriftstellers E. M. Forster wird der Blick aus dem Zimmer der Pension zum Anlass für eine wissenschaftlich-künstlerische Untersuchung der Grammatik des Ortes, dessen historische Qualitäten zu analysieren und im Jetzt einzuordnen sind. Wie die Stadt Venedig ist auch die Pension selbst kaum zu retten. Die Diskussionen über die Sicherung der Stadt Venedigs fallen hier zusammen mit dem spezifischen Modell einer Unterkunft, deren Komfort sich den gängigen Kategorien von Hotelbewertungen entzieht, indem es sich als Typus nicht zwischen Jugendherberge und Grand Hotel entscheidet und beide Elemente widersprüchlich und auf einmalige Weise miteinander vereint.
Das Seminar, welches die Reihe Wie zusammen leben an der Professur Entwerfen und Wohnungsbau, Fakultät Architektur und Urbanistik fortführt, wird gemeinsam mit Sassa Trülzsch angeboten und richtet sich an 13 Studierende aller Studiengänge und Fakultäten. Es beinhaltet einen vorbereitenden Workshop, eine gemeinsame Exkursion nach Venedig im April 2022 sowie die Nachbereitung und Dokumentation in Form einer Ausstellung/ Publikation. Sassa Trülzsch ist Kunsthistorikerin (M.A.) und arbeitet als kuratorischer Coach in der freien Wirtschaft in den Bereichen der bildenden Kunst, Architektur und Destination. In Zusammenarbeit mit Künstler*innen, Architekt*innen, Institutionen, Universitäten und Unternehmen entstehen Konzepte zu räumlichen Umsetzungen von spezifischen Wissensinhalten, zu individuellen Präsentationsformen, gestalteten Dokumentationen und strukturellen Ortsanalysen. Das Seminar wird im Rahmen der Bauhaus.Module gefördert.
Zuordnung: Seminar (alle Fakultäten und Studiengänge)
Zeit: Sommersemester 2022
Orte: Venedig, Weimar
Lehrende: Verena von Beckerath, Sassa Trülzsch
Gastbeiträge: Andrew Alberts
Teilnehmende: Greta App, Elisabeth Bley, Lena Geiselbrechtinger, Lara Grefer, Jonas König, Piet Krause, Vincent Mank, Anastasia Mirkina, Leon Schade, Paul Stockhausen, Olga Sulek, Felix Tepel, Leonhard von Zumbusch