
Oder-Zeichen
Schinkelpreis
und Sonderpreis des Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg
und Hans-Joachim Pysall Reisestipendium
Bastian Kraß
Ingmar Pohlmann
Aus der Niederschrift der Jury:
Die Arbeit gründet auf einer treffenden Analyse der Stadtstruktur, die entwurfsleitend
zu einer funktional und gestalterisch bemerkenswerten Neuausrichtung der Stadt führt. Die Entwurfsverfasser stellen fest, dass die wichtigsten Stadträume in Frankfurt (Oder) parallel zum Fluss verlaufen. Dazu gehören der Lennépark, die Karl-Marx Straße als denkmalgeschützte Magistrale, die Große Scharrnstraße als Einkaufsstraße sowie die Oderpromenade. Sie sind als gestaltete Raumfolgen im Stadtgefüge erkennbar. Dagegen fehlt es den Querungen zwischen diesen Elementen an räumlicher Prägnanz und Aufenthaltsqualität.
Um den räumlichen Bezug zur Oder zu stärken und eine stärkere Verbindung der parallel verlaufenden Stadträume untereinander zu erreichen, schlagen die Verfasser eine Stärkung dieser Querverbindungen vor. Die Verfasser identifizieren im Stadtgefüge vier wichtige Querungen, denen sie jeweils unterschiedliche Nutzungsschwerpunkte zuordnen. Diese Nutzungsvorschläge greifen die vorhandenen Aktivitäten im unmittelbaren Kontext der Querungen auf.
Der als Entwicklungsstreifen bezeichnete Bereich um jede Querung soll in Phasen entwickelt werden. Vorgesehen ist zunächst eine Betonung der Querungen durch landschaftsarchitektonische Endpunkte im Uferbereich. Flankiert werden sie durch bauliche Hochpunkte, deren Lage und Form die Querungen im Stadtbild sichtbar machen und die die Orientierung zur Oder hin erleichtern. Die mit ihrer Schmalseite zum Ufer hin ausgerichteten Gebäude ergänzen die Ufersilhouette. Gleichzeitig berücksichtigt ihre Lage immer auch kleinräumliche Zusammenhänge im bestehenden Stadtgrundriss.
Den Verfassern gelingt es, ein übergeordnetes stadträumliches Konzept zu entwickeln und durch rücksichtsvolle bauliche und landschaftsarchitektonische Ergänzungen zu präzisieren. Es ist vorstellbar, die zur Oder orientierten Entwicklungsstreifen künftig weiter auszuformulieren. Die für die Teilbereiche vorgesehenen Nutzungen sind nachvollziehbar und vermeiden eine Entmischung.
Mit außerordentlich überzeugender baulich-räumlicher Vorstellungskraft regt der Entwurf die Betrachter diesseits und jenseits der Oder zu einem Blickwechsel an. Das neue Stadtpanorama ist nicht auf sich selbst bezogen sondern setzt auf das Gespräch mit der Partnerstadt gegenüber.
Wegen der außerordentlichen Qualität dieses Beitrags und da die Arbeit der Themenstellung des Schinkelwettbewerbs 2006, Franfurt und - transnationale Stadt über die Maßen gerecht wird, votiert die Jury Städtebau dieser Arbeit sowohl den Schinkelpreis Städtebau als auch den Brandenburgischen Sonderpreis Städtebau zu verleihen.