»The UnbearAble-Bodiedness, a sisters’ storytelling dance« – Installation und Tanz-Performance gegen Diskriminierung beeinträchtigter Menschen vor dem Thüringer Landesverwaltungsamt
Vom 6. bis 16. Juli findet auf dem Jorge-Semprún-Platz, dem sogenannten ehemaligen »Gauforum«, die Installation und Tanz-Performance der Geschwister Hala und Ghida Masri statt. Mit ihrem Abschlussprojekt möchte Hala Masri, Architektin und Studentin im internationalen Masterstudiengang »Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien« an der Bauhaus-Universität Weimar, gemeinsam mit ihrer gehörlosen Schwester ein Statement gegen normative und diskriminierende Strukturen setzen und einen Dialog darüber anregen, wie diese unser Leben und unser tägliches Verhalten beeinflussen.
Acht große aufblasbare Hände strecken sich auf der Rasenfläche vor dem Thüringer Landesverwaltungsamt in die Luft. Von Windgebläsen angetrieben, lenken sie die Aufmerksamkeit wild gestikulierend auf sich. Die Künstlerinnen – Ghida Masri trägt ein Cochlea-Implantat und ist Tänzerin – bewegen sich um die aufblasbaren Hände herum. In einer gemeinsam entwickelten Choreographie erforschen sie die Beziehung zwischen Körper, Geist, Sinnen, Kommunikation, dem Dasein als Schwestern und gegenseitigem Verständnis. Gemeinsam wollen sie Fehlvorstellungen gegenüber Menschen mit Behinderung entgegenwirken, Kategorisierungen dekonstruieren und die Voreingenommenheit und Feindseligkeit um sie herum und in ihnen selbst in Frage stellen.
Dass die Intervention auf dem Jorge-Semprún-Platz stattfindet, ist kein Zufall: der Platz des ehemaligen Gauforums ist das einzige, fast fertig gebaute nationalsozialistische Gauforum in Deutschland. Es steht für ein System politischer Macht und Unterdrückung: schlichte, monumentale Symmetrie, stark rechtwinklig ausgerichtete Elemente, wenig Dekorationen und schwere horizontale Steinfassaden sollten ein Gefühl der Undurchdringbarkeit und ewiger Größe vermitteln. Dieser fast unerträglichen Größe und Starrheit des Raumes setzen die Künstlerinnen acht »klagende Hände« entgegen (H. Biesold 1988), die über den Platz verteilt werden. Sie wiegen sich mit dem Wind und jede von ihnen ist in ihrer Form und Bewegung einzigartig.
Die Arbeit ist durch persönliche Erfahrungen der Künstlerinnen entstanden. Ihre Eltern lernten sich in einem Musikgeschäft kennen. Seither ist Musik ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Eines Tages wurde das lebhafte Familienhaus sehr still, als die jüngere Schwester Ghida von einem unbekannten Virus befallen wurde und ihr Gehör verlor. So begann eine Geschichte über das Leben einer Gehörlosen in einer hörenden libanesischen Familie. Mit ihrer Intervention in Weimar blicken Hala und Ghida Masri zurück auf ihr Elternhaus, ihre Beziehung als Schwestern, die Zeit in der Schule und in darauffolgenden Institutionen und hinterfragen das diskriminierende Konzept von Normativität und was ein »normaler« Körper überhaupt sein soll.
Das Kunstprojekt findet in bewusster Kooperation mit dem Thüringer Landesverwaltungsamt statt. Beim TLVwA ist u.a. das Integrationsamt angesiedelt, das für die gesellschaftliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen eine wichtige Rolle spielt und sich für die Chancengleichheit dieser Menschen einsetzt. Elementarer Auftrag des Integrationsamtes ist die Sicherung der Teilhabe von schwerbehinderten Menschen am Arbeitsleben. Wichtige Instrumente hierfür sind die Prävention und der besondere Kündigungsschutz. Im Rahmen dieser Verfahren werden schwerbehinderte Menschen, deren Arbeitgeber und deren betriebliches Umfeld durch die Beratungsdienste des Integrationsamtes – dem Integrationsfachdienst (IFD), den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA) und dem technischen Beratungsdienst (TBD) – vor Ort unterstützt. Durch gezielte Aufklärungs-, Schulungs- und Bildungsmaßnahmen wird ein erheblicher Beitrag zur Verbesserung der Chancen von schwerbehinderten Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt geleistet. Es ist daher ein gemeinsames Anliegen der Bauhaus-Universität Weimar und des Thüringer Landesverwaltungsamtes, für dieses Thema zu sensibilisieren und für Inklusion zu werben.
In der Zeit vom 6. bis 16. Juli 2023 wird die Installation auf der Rasenfläche zu sehen sein. Zur Uraufführung der Tanzperformance am Donnerstag, 6. Juli 2023, von 17.30 bis 18.30 Uhr uraufgeführt, sind Interessierte herzlich eingeladen!
Ein Projekt von Hala Masri in Zusammenarbeit mit ihrer Schwester Ghida Masri. Das Projekt entstand im Rahmen des Masterstudiengangs »Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien« der Fakultät Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar und wird unterstützt durch den Projektfonds »23:Ideas«.
»The UnbearAble-Bodiedness, a sisters’ storytelling dance«
Installation und Tanzperformance
6. bis 16. Juli 2023
Uraufführung: Donnerstag, 6. Juli 2023, 17.30 – 18.30 Uhr
Zweite Aufführung: Samstag, 15. Juli 2023, 15 – 15.30 Uhr
Ort:
Rasenfläche vor dem Thüringer Landesverwaltungsamt (ehemaliges »Gauforum«)
Jorge-Semprún-Platz
Öffnungszeiten der Installation im Rahmen der summaery2023
13. bis 16. Juli 2023
Donnerstag 14 – 17 Uhr
Freitag und Samstag 14 – 20 Uhr
Sonntag 14 – 18 Uhr