Diego León-Villagrá

Projekttitel

„Du allgefräss’ger Krebs, / Du Wurm an alles Wohlseyns tiefsten Wurzeln“. Zur Metapherngeschichte des Krebses und ihrer Struktur

Projektbeschreibung

Anhand deutschsprachiger Texte und Medien seit der Frühen Neuzeit soll die Dissertation das metaphorische Sprechen über Krebs historisieren, d.h. Krebs als Bildspender und Bildträger von Metaphern, etwa im Rahmen politischer Rhetorik, Figurationen des Bösen, in Motiven der Krankheit als Strafe, Prüfung und Chance, des Krieges oder bei Anthro- und Zoomorphisierungen. Sie fokussiert dabei besonders diejenigen Konstellationen, in denen Leitmetaphern sich ablösen und fragt nach der Zeitstruktur dieser Prozesse, ihren diskursiven Regeln und der Rezeption dieser Metaphern als normvermittelnde Elemente – denn bei diesen Übergängen zwischen Leitmetaphern handelt es sich nicht nur um epistemische, sondern auch um soziale Revolutionen.

Vita

Diego León-Villagrá ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Graduiertenkolleg Medienanthropologie der Bauhaus-Universität Weimar und promoviert zur Metapherngeschichte des Krebses. Er studierte Deutsche Literatur, Geschichtswissenschaften und Fotojournalismus an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Hochschule Hannover und war von 2021–2023 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin. Unter anderen erhielt er 2016 die Schätze heben-Herausgeberförderung des Migros-Kulturprozent für seine Arbeit an der Edition und Herausgabe des Nachlasses von Fritz Zorn, 2020/21 ein Stipendium der Humboldt Graduate School, 2023 der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.

 

Publikationen (Auswahl)

„Die Narkose […]: konzentrierte Güte, schlagende Waffe gegen das Böse.“ Der Schmerz und das Böse bei Ernst Weiß. In: Figurationen des Bösen. Ein Kompendium. Hrsg. von Stefan Neuhaus und Werner Moskopp. Würzburg: Königshausen & Neumann 2023. S. 319–334.

Der Krebs des Autors. Autopathographie und Autoethnographie als autobiographische Schreibweisen der Krankheit in der Gegenwart. In: ZfGerm N.F. 32 (2022), H. 2, S. 305–320.

[Rez.] Thomas Kling: Werke. 4 Bde. Hrsg. von Marcel Beyer u.a. Berlin 2020. In: ZfGerm N.F. 32 (2022), H. 1, S. 241–243.

„Ich wollte ein paar heilige Kühe schlachten“. Zu Hildegard Knefs Krebsbericht „Das Urteil oder Der Gegenmensch“ (1975). In: Anafora 8 (2021), H. 2, S. 403–424.

„el ni- / poema.“ Luis Miguel Isava im Interview mit Diego León-Villagrá. In: Celan-Perspektiven 3 (2021), S. 147–150.

[Rez.] Bettina Hitzer: Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 2020. In: ZfGerm N.F. 31 (2021), H. 1, S. 200–202.

[Rez.] Kai Bremer und Stefan Elit (Hrsg.): Forcierte Form. Deutschsprachige Versepik des 20. und 21. Jahrhunderts im europäischen Kontext. Stuttgart 2020. In: Arbitrium 39 (2021), H. 3, S. 388–390.

„Grüss mir die Entrüttung.“ Thomas Kling und Oskar Pastior: Briefwechsel. In: Schreibheft 94 (2020), S. 151–164.

[mit Ira Klinkenbusch und Anke Jaspers:] „Uns beschäftigt nicht, wie es in Ulbrichts Herzen aussah [...].“ Roland Berbig und das „Auslaufmodell DDR-Literatur“. In: „In Winkeln spielt sich die Welt ab“. Für Roland Berbig – statt einer Festschrift. Hrsg. von Katrin von Boltenstern und Michaela Nowotnick. Tübingen: Privatdruck 2019. S. 134–141.

„Über Abgründe hinweg“. Fritz J. Raddatz und Roland Links, aus dem Briefwechsel 1958–1960. In: Auslaufmodell „DDR-Literatur“. Essays und Dokumente. Hrsg. von Roland Berbig. Berlin: Ch.Links 2018. S. 335–350.

 

[In Vorbereitung:] [Hrsg. mit Bernd Auerochs, Friederike F. Günther und Markus May]: Celan-Perspektiven 5 (2023): „Transformationen Celans in der Kunst der Gegenwart“.

[Im Druck:] „Seit gestern werde ich Vor-Urteil und Nach-Urteil denken.“ Die Krebsdiagnose als narrativer Übergangsraum bei Hildegard Knef, Wolfgang Herrndorf und Charlotte Link. In: Alles ist anders! Erzählungen vom Umgang mit Veränderung und deren Rezeption. Hrsg. von Helen Höstlund, Lisa Rettinger und Stephanie Waldow. Würzburg: Königshausen & Neumann 2023.

[Im Druck:] „Was machen eigentlich Menschen ohne Angehörige in derartigen Situationen?“ Krankenpflege, Selbst­sorge und Gender in Krebsberichten von Angehörigen. In: Literatur und Care. Hrsg. vom Undercurrents Forum für linke Literaturwissenschaft. Berlin: Verbrecher 2023.

 

Vorträge

Narrations of Pain in German World War I Literature and ‚All Quiet on the Western Front‘ (2022). Vortrag im Rahmen des Symposiums Watching War: A Symposium on Edward Berger’s All Quiet on the Western Front, University of British Columbia/University of Warwick (11. Mai 2023).

„Jeder Mensch sollte gleich bei Geburt eine Rente bekommen […] denn er ist ein Opfer.“ Maskuline Opferdramaturgie in Fritz Zorns ‚Mars‘ und Bernward Vespers ‚Die Reise‘ (1977). Vortrag im Rahmen der Tagung Opferdramaturgie und Viktimologie der Geschlechter in Prosa und Film (19. Jhd. bis zur Gegenwart), FernUniversität in Hagen (3./4. Februar 2023).

Metaphern- und Begriffsgeschichte als Ideengeschichte? Korpus und Methode einer epochenübergreifenden Metapherngeschichte des Krebses. Vortrag im Rahmen des Workshops Ideengeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft?, Universität Heidelberg (2./3. Dezember 2022).

Krebs in der autobiographischen Literatur der 1970er Jahre. Vortrag im Rahmen der Vorlesung Literatur und Medizin von Prof. Dr. Irmela Krüger-Fürhoff, Freie Universität Berlin (28. Juni 2022).

„Die Narkose […]: konzentrierte Güte, schlagende Waffe gegen das Böse.“ Der Schmerz, das Böse und die Medizin bei Ernst Weiß. Vortrag bei der Tagung Figurationen des Bösen, Universität Koblenz-Landau (1.–3. Juni 2022).

„Seit gestern werde ich Vor-Urteil und Nach-Urteil denken.“ Zur Narration der (Krebs-)
Diagnose.
Vortrag bei der Tagung Alles ist anders! Erzählungen vom Umgang mit Veränderung und deren Rezeption, Universität Augsburg (8./9. April 2022).

Krankenpflege, Selbstsorge und Gender in zeitgenössischen deutschsprachigen Krebsberichten von Angehörigen: Zsuzsa Bánk, Mely Kiyak und Charlotte Link. Vortrag beim Undercurrents – Forum für linke Literaturwissenschaft, Brecht-Haus, Berlin (24./25. Februar 2022).

 

[In Vorbereitung:] „Dem auffgebrochnen Krebs / vnd der do kreucht vnnd frißt “. Zur Metaphorik des Krebses im deutschsprachigen medizinischen Diskurs des 16. Jahrhunderts. Vortrag im Rahmen des Studientages Literatur und Wissenschaftsgeschichte des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte, Berlin (1. Juli 2023).

[In Vorbereitung:] Literarische Distanzierungsstrategien aus Arzt- und Patientenperspektive in Urs Faes’ ‚Paarbildung‘ (2010) und ‚Halt auf Verlangen‘ (2017). Vortrag im Rahmen der Tagung Ärztliche Imaginationen des Lebensendes. Faktuale und fiktionale Konzeptionen des eigenen Alter(n)s, Sterbens und Todes, Universität Rostock (7./8. Dezember 2023).

[In Vorbereitung:] Das Czernowitz Paul Celans in Fidel Martínez’ Graphic Novel ‚Fuga de la muerte‘ (2016). Vortrag im Rahmen des XV. IVG-Kongresses Sprache und Literatur in Krisenzeiten – Herausforderungen, Aufgaben und Chancen der internationalen Germanistik, Graz (20.–27. Juli 2025).

[In Vorbereitung:] Der Begriff der Autosomatographie. Autobiographische Schreibweisen der Behinderung in der Gegenwart. Vortrag im Rahmen des XV. IVG-Kongresses Sprache und Literatur in Krisenzeiten – Herausforderungen, Aufgaben und Chancen der internationalen Germanistik, Graz (20.–27. Juli 2025).