
Das b.is fährt Richtung Hauptstadt – zwei Tage Exkursionswoche
Die zweitägige Exkursion begann am frühen Morgen des 11. Juni 2025 mit dem Start in Weimar. Um 7:00 Uhr fuhr ein gut gefüllter Reisebus mit insgesamt 30 Teilnehmenden von der Katholischen Kirche ab. Die Studierenden setzten sich vorwiegend aus den Studiengängen Umwelt- und Bauingenieurwesen sowie vereinzelt aus dem Baumanagement zusammen.
Unglücklicherweise unterlag das erste Ziel kurzfristigen Änderungen, sodass der anfängliche Standort bei Leipzig Cröbern ausfiel und stattdessen die Restabfallbehandlungsanlage (RAB) bei Halle-Lochau besucht wurde. Glück im Unglück, wie man so schön sagt, denn der Standort war gleichfalls ein beeindruckender und weitläufiger Ort mit zusätzlich vorhandener Deponie und Klärschlammmonoverbrennung. Während der Führung auf der RAB wurde besonders deutlich, welche Herausforderungen mit der unzulässigen Entsorgung von Akkus und Batterien im Restabfall verbunden sind. So werden wöchentlich mehrere Brände verhindert, die im Extremfall für die Anlage existenzbedrohende Folgen nach sich ziehen würden. Aber auch die hohe Menge an Kunststoffen, die vermeintlich im gelben Sack entsorgt werden sollten und stattdessen thermisch verwertet werden, hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Studierenden.
Danach ging die Reise weiter Richtung Berlin. Dort wartete ein abwechslungsreiches Programm mit zwei Schwerpunkten: Wasserwirtschaft und Stadtentwicklung. Die erste Station war das Schwammstadt-Quartier in der Rummelsburger Bucht. Nach einem abenteuerlichen Buswendemanöver und bei bestem Wetter wurde den Teilnehmenden anhand der begrünten Flächen sowie den Mulden und Rigolen anschaulich gezeigt, wie Regenwassermanagement zur Klimaanpassung beitragen kann. Ziel solcher Quartiere ist eine klimaresiliente Stadtentwicklung, die durch gezielte Bepflanzung zu Verschattung und Verdunstungseffekten führt und somit städtische Hitzeinseln vermeidet. Bei den sommerlichen Temperaturen wurde spürbar gemacht, welchen positiven Effekt die Vegetation vor Ort für die Lebensqualität mit sich bringt.
Anschließend besuchte die Gruppe die Anlagentechnik der dezentralen Aufbereitung von Grauwasser aus den angeschlossenen Haushalten im Block 6 in Berlin. Das daraus gewonnene Wasser hat Badewasserqualität und wird als Brauchwasser für die Toilettenspülung oder die Waschmaschine in den Haushalten eingesetzt. Dabei ist die Anlagentechnik derart klein dimensioniert, dass nicht einmal alle Studierenden gleichzeitig in das Gebäude zur Besichtigung gepasst haben. Als letzter Programmpunkt folgte die ROOF WATER FARM, ein Pilotprojekt auf dem Hof von Block 6. Entgegen erster Annahmen handelt es sich nicht um eine klassische Dachfarm, sondern um ein System zur Nutzung von Regenwasser für die landwirtschaftliche Produktion. Im Fokus stehen dabei Aqua- und Hydroponiksysteme, die mit aufbereitetem Grauwasser oder Regenwasser betrieben werden. Das Projekt zeigt innovative Ansätze, wie nachhaltige Wasserwirtschaft im dicht besiedelten urbanen Raum realisiert werden kann. Den Studierenden wurde sogar eine Kostprobe der aktuell im Gewächshaus wachsenden Kräuter ermöglicht.
Erschöpft von den vielen Eindrücken und dem langen Tag bezogen die Studierenden schließlich ihr Quartier im A&O Hostel und ließen den Tag nach einem verspäteten Abendessen im nahegelegenen Biergarten gemeinsam ausklingen.
Der zweite Tag begann etwas später, was besonders den Nachteulen entgegenkam. Im Fokus stand die Verkehrssystemplanung in Berlin. Bei einem Spaziergang durch verschiedene Wohnviertel wurden unterschiedliche verkehrslenkende Maßnahmen vorgestellt. Darunter befanden sich unter anderem Fahrradstraßen, verkehrsberuhigte Zonen oder strategisch platzierte Straßensperren, die lediglich den motorisierten Individualverkehr einschränken. Ziel solcher Maßnahmen ist es, die Lebensqualität in urbanen Quartieren zu verbessern, ohne dabei den Rad- oder Fußverkehr zu beeinträchtigen. Mit ernsthaftem Exkursionscharakter spazierte die Truppe durch diese simplen und doch wirksamen verkehrslenkenden Maßnahmen bis zum Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Das dortige Feld, welches aktuell als öffentlicher Raum genutzt wird, ist ein umstrittenes Thema. Hier hatten die Studierenden die Möglichkeit vor Ort, die Herausforderungen und Chancen zu diskutieren, die mit der Nutzung dieses stadthistorisch bedeutsamen Areals verbunden sind, insbesondere im Spannungsfeld zwischen Wohnraumbedarf, dem Erhalt von Freiflächen und der historischen Symbolbedeutung.
Den Abschluss der Exkursion bildete der Besuch bei der WTZ Roßlau in der Nähe von Dessau. Die Forschungseinrichtung ist auf Motorenentwicklung spezialisiert und widmet sich intensiv der Erprobung alternativer, CO₂-neutraler Energieträger mit besonderem Fokus auf Elektrolyseverfahren und der Nutzung von Wasserstoff. In Kooperation mit der Professur Energiesysteme der Bauhaus-Universität Weimar wird derzeit ein Konzept für die CO₂-neutrale Energieversorgung des Gewerbegebiets entwickelt. Dabei kommen intelligente Steuerungssysteme, Energiespeicherlösungen und innovative Wasserstoffnutzung zum Einsatz.
Die Exkursion endete also mit einem praxisnahen Einblick in zukunftsweisende Energiesysteme. Im Anschluss trat die Gruppe gemeinsam die Rückfahrt nach Weimar an, mit vielen neuen Erkenntnissen, Impulsen für Studium und Beruf sowie gestärktem interdisziplinärem Austausch zwischen den Fachrichtungen.