
Im Herbst 2017 jährte sich zum 100. Mal die Russische Oktoberrevolution. Mit ihr wurde – wie Karl Marx und Friedrich Engels es 1848 im Kommunistischen Manifest formuliert hatten – das „Gespenst des Kommunismus“, das in Europa umging, erstmals zu einer staatlichen Macht, die das 20. Jahrhundert wesentlich mitgeprägt hat.
Dieses Ereignis nahm das Kunstfest Weimar in diesem Jahr zum Anlass, sich künstlerisch mit den Erbschaften und Spuren des Kommunismus auseinanderzusetzen. Auf Einladung des Kunstfests haben die Professur Experimentelles Radio und die Professur Denkmalpflege & Baugeschichte der Bauhaus-Universität Weimar sich auf Spurensuche begeben und einen Audiowalk erstellt.
Die fakultätsübergreifende interdisziplinäre Projektarbeit bot 21 Studierenden wie auch uns Lehrenden die Chance, Arbeitsweisen, Methoden und Problemstellungen der jeweils anderen Disziplin kennenzulernen. In gemischten Teams haben die Studierenden sich zunächst mit der Geschichte Weimars beschäftigt und Orte in der Weimarer Innenstadt gesucht, an denen materielle und/oder immaterielle Spuren des Kommunismus bzw. der sozialistischen Bewegungen greifbar sind. Hierfür wurde in Archiven gearbeitet, Interviews mit Zeitzeugen und Experten geführt, O-Töne und Zeitungsartikel gesammelt.
In einem zweiten Schritt ging es darum, aus den Rechercheergebnissen zu den einzelnen Orten eine akustische Fassung zu generieren, also den eigentlichen Audiowalk vorzubereiten. Im Zentrum der Arbeit stand die Aufgabe, die recherchierten Inhalte dramaturgisch so zu gestalten, dass für den Hörer ein Mehrwert entsteht, der über das Lesen eines Textes über diesen Ort hinausreicht. Der Audiowalk soll nicht nur informieren, sondern eine sinnliche Erfahrung der besuchten Stationen ermöglichen. Ein grundlegendes Element hierfür war die Verwebung der recherchierten Informationen mit Interviews von Beteiligten und Zeitzeugen, die ihre Erinnerung und Geschichten mit uns – und nun mit Ihnen – teil(t)en.
Aus diesen Grundelementen haben die Studierenden die einzelnen Tracks des Audiowalks individuell komponiert. Manche Stücke sind aufgebaut wie ein Radiofeature mit kunstvoller Verwebung von O-Ton, Klang und erzählenden Stimmen. Andere Beiträge bewegen sich hingegen zwischen Klangkomposition, O-Ton-Collage und Hörspiel.
Enseblemitglieder des DNT Weimar liehen uns dafür ihre Stimme. Die unterschiedlichen Formate sorgen für ausreichend Abwechslung in den zwölf „kommunistischen“ (Hör-) Spuren. Somit wird Ihnen der akustische Rundgang Einblick in Teile der Weimarer Geschichte eröffnen, die sonst hinter Goethe, Schiller und Gropius verborgen bleiben.
Projektleitung
Astrid Drechsler, Fabian Kühlein,
Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier, Dr. Daniela Spiegel
Texte, Recherche, Schnitt
Studierende der Bauhaus-Universität Weimar
Professur Denkmalpflege & Baugeschichte
Professur Experimentelles Radio
Sprecher*innen
Johanna Geißler, Julius Kuhn, Simone Müller, Krunoslav
Šebrek, Elke Wieditz (Ensemblemitglieder des DNT), außerdem: Jurate
Braiganite, Lisa Kapanadze, Susanne Seidel
Ein Gespenst geht um... Einführung
Sprecher*in: Johanna Geißler, Krunoslav Šebrek (DNT-Weimar)