Vogtlandpioniere

Zukunftsindex Heimat und Baukultur 2025

Das Forschungsprojekt „Vogtlandpioniere: Zukunftsindex Heimat und Baukultur 2025“ untersucht die Wahrnehmung des industriekulturellen Erbes im Vogtland im Grenzgebiet von Thüringen, Sachsen, Bayern und Böhmen. Beteiligt sind die Professuren Denkmalpflege und Baugeschichte, Landschaftsarchitektur und -planung sowie Sozialwissenschaftliche Stadtforschung. Das Projekt wird vom BMBF als Prioritätsvorhaben im Programm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ als Teil des Projektbündnisses „Vogtlandpioniere“ zwischen 2020 und 2023 gefördert. Mit dem Programm sollen in Regionen mit besonderen strukturellen Herausforderungen die Entwicklung und Umsetzung von Innovationskonzepten in Themenbereichen wie Mobilität, Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Wirtschaft angeregt werden. Das auf eine Initiative der Jenaer Forschungseinrichtung „INNOVENT e.V.“ zurückgehende WIR!-Bündnis „Vogtlandpioniere“ strebt dabei insbesondere die Förderung innovativer Ansätze zur Bauwerkserhaltung und -pflege an, um das reiche baukulturelle Erbe des Vogtlands zu sichern und als Kristallisationskern für zukünftige Entwicklungen zu aktivieren. 

Damit wird unmittelbar an die vorhergehende Konzeptphase angeknüpft, in welcher vom Bündnis in enger Kooperation mit Akteuren aus der Region Potentiale für technologische und wirtschaftliche Innovationen im Vogtland identifiziert wurden. An der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte wurde in diesem Rahmen 2018 die Studie „Kultur-Lebensraum Vogtland“ erarbeitet, in welcher schwerpunktmäßig durch Feldstudien die sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen der Einbettung dieser Innovationsprojekte in die Region untersucht wurden. In einer Kombination aus Interviews und ethnografischer Feldforschung wurde dabei Fragestellungen nach der Identifikation mit der Region, der Wahrnehmung des (industrie-)kulturellen Erbes und der Einschätzung regionaler Potentiale und Zukunftschancen nachgegangen.

Der „Zukunftsindex Heimat und Baukultur 2025“ soll in Anknüpfung daran die bereits gewonnenen Erkenntnisse vertiefen und als in der Umsetzungsphase des Projektbündnisses regelmäßig zu erhebende Studie konzipiert werden. Es soll erkundet werden, was die Menschen in der Region als lebenswert und wertvoll betrachten und worin sie das Potential des industrie- und baukulturellen Erbes der Region und dessen zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten sehen. Der Zukunftsindex verbindet dabei sozial-empirische Forschung mit Heritage-Konzepten und landeskundlich-kulturlandschaftlichen Ansätzen. Wissenschaftliches Ziel der interdisziplinären Zusammenarbeit ist es, sowohl die Hintergründe (Traditionsbestände), Prozesse (Transformationen) und möglichen Zukünfte (verschiedenartige Zielvorstellungen unterschiedlicher Akteure und Subsysteme) der industriekulturell geprägten Landschaft des Vogtlands im „Zukunftsindex“ zusammenzuführen. Dafür werden Verbindungen zwischen den physisch-materiellen Konfigurationen einer Landschaft mit ihren imaginierten Aspekten, Narrativen und historischen Bedeutungen offengelegt, um Impulse für Zukunftsnarrationen und damit verbundene Möglichkeitsräume zu erschließen.

Praktisch sollen auf Grundlage verschiedener vor-Ort Erhebungen sowie mit Hilfe des Konzepts der „citizen science“ wichtige identitätsstiftende Praktiken, Selbst-Bilder bzw. Narrative und Orte aufgedeckt werden. Davon ausgehend soll im späteren Projektverlauf eine weitere Befragung durchgeführt werden, um die Wahrnehmung von für das Projektbündnis relevantem baulichem Erbe abzugleichen. Dieser sozial-empirische Ansatz wird mit landschaftsplanerischen Perspektiven verwoben und die räumlich-materiellen Strukturen der Industriekulturlandschaft in einem kartographischen Raumbild mit den narrativen Diskursen und sozialen Handlungen verbunden.

Dabei ist das Raumbild letztlich nicht als abgeschlossenes Bild zu verstehen. Es soll vielmehr als dynamisches Arbeitswerkzeug in Workshops innerhalb des Bündnisses sowie mit lokalen Akteuren als Kommunikations- und Aushandlungsplattform dienen, um Themenzusammenhänge und damit verbundene mögliche strategische Ankerprojekte bzw. -räume und Akteurskonstellationen in der Region zu identifizieren. Insgesamt soll der Zukunftsindex damit einen innovativen Beitrag zur aktiven Gestaltung des Strukturwandels liefern, indem das industriekulturelle Erbe als Ausgangspunkt und Potential für positiv besetzte Zukunftsnarrationen verstanden wird.

Weitere Informationen sowie Hinweise zu aktuellen Veranstaltungen finden sich auf der Webseite des WIR!-Bündnisses „Vogtlandpioniere“: www.vogtlandpioniere.de

 

Projektbeteiligte am Institut für Europäische Urbanistik

Professur Denkmalpflege und Baugeschichte: Prof. Dr. phil. habil. Hans-Rudolf Meier.

Professur Landschaftsarchitektur und -planung: Prof. Dr.-Ing. Sigrun Langner.

Professur Sozialwissenschaftliche Stadtforschung: Prof. Dr. Frank Eckardt.

 

Projektbearbeitung

Dr.-Ing. Maria Frölich-Kulik

Dr.-Ing. Leo Bockelmann