Seminar im WiSe 2023/24, Hess
Zeit: Blockveranstaltung
Ort: Helmholtzstraße 15
Beschreibung: Während das Schreiben seit jeher über Schreibwerkzeuge oder Schreibmaschinen in erster Linie als technisch Vermitteltes in Erscheinung tritt, kommt das Lesen augenscheinlich ohne eine solche Vermittlung aus. Was brauchen wir dafür schon außer unseren Augen und einem grundlegenden Verständnis der uns vorliegenden Zeichen? Ein Körper reicht aus.
Demgegenüber steht heute eine zunehmende Anzahl von Maschinen und Apparaten, die Zeichen in bislang ungekannter Menge und Schnelligkeit lesen. Computer lesen Bits, Programme lesen Daten, Scanner lesen Codes usw. Maschinen, so scheint es, haben uns in puncto Lesen schon lange abgehängt.
Es gibt also zwei Pole: einerseits ein technisch unvermitteltes, menschliches Lesen und andererseits ein technisches Lesen, das in Maschinen stattfindet. Das Seminar erkundet die Übergänge und Zwischenformen, die zwischen dem menschlichen und dem maschinischen Lesen liegen, indem eine Mediengeschichte der Lesemaschine entworfen wird. Wir untersuchen zB Lesemaschinen für Blinde, Suchmaschinen für Mikrofilmdatenbanken, Belegleser und Anschriftenleser.
Auf diese Weise erkundet das Seminar Fragen nach dem Verhältnis von Körper, Geist und Technik im Kapitalismus und spezifischer die Frage nach dem Verhältnis von Kulturtechnik und Technik. Werkzeuge liefern uns neben der Kulturtechnikforschung und der Mediengeschichte beispielsweise die Medienarchäologie, die Dis/Ability-Studies sowie die Technikphilosophie.