Campus Umbau

UNIVERSITÄT UND KLIMAWANDEL
Die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher, die Nachrichten über Fluten und Brände häufen sich. Viele Menschen reagieren, indem sie weniger fliegen, weniger Auto fahren oder weniger Fleisch essen. Es reicht jedoch nicht, das individuelle Verhalten zu verändern, denn der Klimawandel ist ein globales Problem, das nur global, also politisch zu lösen ist. Viele Regierungen aber tun nicht genug oder tun gar nichts. Wenn das Problem politisch nicht gelöst wird und individuell nicht zu lösen ist, entsteht zwangsläufig ein Gefühl der Ohnmacht.
Die Strategie der Leuchttürme
Zwischen der Weltpolitik und der Welt des Individuums aber gibt es viel Patz, in dem zahlreiche Initiativen, Akteuren, Unternehmen und Städten aktiv sind. Sie zeigen auf inspirierende Weise, wie ein Leben und Wirtschaften ohne weitere CO2-Emissionen gelingen kann.
Der Campus als Ausstellung und die Uni als Multiplikator
Bisher ist die Bauhaus-Universität kein Leuchtturm der Nachhaltigkeit. Aber mit unserer Expertise und Geschichte sind wir prädestiniert, um als kleine Institution große Wirkung zu entfalten. Die Marke Bauhaus ist weltbekannt, wir bilden tausende von Studierenden aus und werden von Gästen aus der ganzen Welt besucht. Mit unserem Campus können wir die Bauhaus-Uni zum Multiplikator machen und zeigen, dass Dekarbonisierung nicht nur funktionieren, sondern auch gut aussehen kann.

SÜDCAMPUS
Das Südgelände der Bauhaus-Universität besteht im Wesentlichen aus einem großen Parkplatz. Er wurde erst vor wenigen Jahren errichtet, zusammen mit ein paar Neubauten und einer Tiefgarage. Mehrere Hundert Quadratmeter Grünfläche wurden dabei versiegelt. Entstanden ist eine tote Fläche, durchasphaltiert bis an die Gebäudekanten.
In den siebziger Jahren entzündet sich an Orten dieser Art die Kritik an autogerechter Stadt, Flächenfraß und Umweltzerstörung. Seit den Achtzigern gehören Verkehrsrückbau, Entsiegelung und Begrünung zum Standardrepertoire in Architektur und Städtebau. 2002, vor bald zwanzig Jahren, beschließt die Bundesregierung die Reduktion des täglichen Flächenverbrauchs auf dreißig Hektar bis zum Jahr 2020. Und im Jahr 2014 baut die Bauhaus-Universität, die sich auf eine Schule beruft, die ihrer Zeit weit voraus war, eine Abstellfläche für mehr als hundert Autos, die alles verkörpert, was seit Jahrzehnten als falsch und schädlich anerkannt ist.
Wenn der Freistaat Thüringen und die Bauhaus-Universität hier in ihrer baulichen Praxis als gestrig und rückständig erscheinen, so sind sie nur Opfer einer sich verselbständigten Planungspraxis, deren Ergebnis von keinem der Akteure eigentlich so gewünscht ist. Eine Kaskade von Gesetzen, Verordnungen und Satzungen, die in ihrer Substanz auf die siebziger Jahre zurückgehen, führt wie von allein dazu, dass mehr als hundert Parkplätze entstehen, die schon zum Zeitpunkt der Planung nicht gebraucht wurden. Auch unter Volllast und mitten im Semester ist der Bauhaus-Parkplatz nie mehr als zur Hälfte belegt.
Wenn etwas so falsch ist, ist es schon sehr befriedigend, auch nur einen halbwegs richtigen Zustand herzustellen. Die Absurdität des Status Quo muss für eine Neuplanung sogar als Geschenk gesehen werden. Ein besseres Objekt für einen Umbau ist kaum zu finden, mehr Wirksamkeit geht kaum.
Aber nur die Parkplätze und den Asphalt zu entfernen, hieße, lediglich einen Missstand zu beheben.  Das Ziel ist, aus dem Parkplatz einen Campus zu machen. Der „grüne Forschungscampus“ (Jörg Londong) soll allen Mitgliedern und Besuchern der Universität zur Verfügung stehen, er soll Platz bieten für Experimente, Versuchsbauten und Prototypen, für Kunst und Architektur, für Sport und Nichtstun. Neben seinem praktischen Nutzen muss der neue Campus außerdem Bestandteil einer Strategie für eine klimaneutrale Universität werden. 

COUDRAYCAMPUS
Der Bausektor gehört zu den größten Emittenten von CO2. Unter den Bedingungen einer sich zuspitzenden Klimakrise müssen Institutionen wie die Bauhaus-Universität mit ihrer technischen und gestalterischen Expertise zu Leuchttürmen des klimaneutralen Bauens werden. Die beste Gelegenheit dafür bietet der eigene Campus.
Nach den Entwürfen des Sommersemesters 2021 für den Südcampus haben zwei Studierende der Professur Städtebau den Coudray-Campus neu entworfen. Die hier versammelten Professuren der Fakultät Bauingenieurwesen stehen mit ihrer Forschung für Innovationen im nachhaltigen Bauen und Konstruieren, machen dies aber nach außen kaum sichtbar. Der innerstädtische Standort ist eigentlich nur eine Straße, ein sichtbares Campusleben findet nicht statt.
In ihrer Masterthesis haben sich Ole Spital genannt Frenking und Johannes Trautmann der Frage gewidmet, wie aus der Coudraystraße ein lebendiger Campus werden kann, der in seiner innovativen Forschung und in seiner räumlichen Realität als ein Modellprojekt der Nachhaltigkeit sichtbar wird.