Forschungsprojekt Wohnen im Denkmal

Erhaltung und Gestaltung von denkmalgeschützten baulichen Realisierungen zentraler Wohnkonzepte des 20. Jahrhunderts

(v.l.n.r.: Kleinhaussiedlung mit Selbstversorgung: Hamburg-Langenhorn, seit 1951 Fritz Schumacher Siedlung, 1919-1921, Quelle: Raimund J. Höltich, CC BY-SA 4.0; Neue Sachlichkeit in regionaler Prägung: Hamburg Siedlung Jarrestadt, 1926-1930, Quelle: Ajepbah CC BY-SA 3.0; Sozialistische Idealstadt: Eisenhüttenstadt WK I-III, 1951-1965, Quelle: Jorge Saturno, CC BY-SA 4.0; Großsiedlung als soziale Stadt und die Urbanität durch Dichte: Köln, Seeberg-Nord, 1969-1971, Quelle: Elke Wetzig (Elya), CC BY-SA 3.0M; Sozialistische Mustersiedlung der DDR: Siedlung Ernst-Thälmann-Park, Berlin, 1984-1986, Quelle: Paul Perschke, CC BY-SA 3.0; Neue Stadthäuser: Werkbundhäuser im Dörfle, Karlsruhe, 1978-1992, Quelle: Sitacuisses, CC BY-SA 3.0)

Laufzeit: 1. Juni 2023 bis 31. Mai 2026

Wichtige Wohnbauten und Siedlungen des frühen 20. Jahrhunderts sind längst als Baudenkmale anerkannt, erste Eintragungen auch jüngerer Wohndenkmale der 1960er bis 1990er Jahre erfolgten in den letzten Jahren. Die Unterschutzstellungsverfahren einerseits und die Nutzung andererseits bedürfen kontinuierlichen Aushandlungen zwischen unterschiedlichen Akteuren wie Bewohner*innen, Eigentümer*innen, Denkmalbehörden und der Stadtentwicklungspolitik. Abwägungen über Denkmalwerte und Erhaltung, über mögliche und nötige Veränderung, über private, gemeinschaftliche und öffentliche Interessen zählen zu den integralen Themenfeldern des langfristigen Umgangs mit denkmalgeschützten Wohnbauten. Das Forschungsprojekt „Wohnen im Denkmal“, das in Kooperation mit Prof. Dr. Heike Oevermann (TU Wien, Professur für Denkmalpflege und Bauen im Bestand) durchgeführt wird, kombiniert Fragestellungen der Denkmaltheorie, des Denkmalschutzes mit solchen aus der planungswissenschaftlichen Wohnungsforschung.

– Denkmaltheoretische Perspektive: Welche Wertzuweisungen formulieren Bewohner*innen im Hin-blick auf ‚ihre‘ Wohnensembles und Siedlungen des 20. Jahrhunderts und wie können diese materiellen und immateriellen Werte mit denen der institutionellen Denkmalpflege und des öffentlichen Interesses verhandelt und verbunden werden?
– Denkmalpraktische Perspektive: Welche Konzepte, Instrumente und Eingriffe werden bei Erhaltung, Pflege und Umbau der Wohnensembles und Siedlungen des 20. Jahrhunderts eingesetzt und wie funktionieren sie im Spannungsfeld dynamischer Prozesse und pluraler Akteure?
– Perspektive planungswissenschaftliche Wohnungsforschung: Wie funktioniert Teilhabe und Partizipation bei Zugang zum und Praxis des Wohnens im Denkmal, unter der besonderen Berücksichtigung von Gemeinschafts- und Identifikationsprozessen, von Erhaltungs- und Gestaltungsprozessen?

Erkenntnisse zu diesen Forschungsfragen werden durch die empirische Untersuchung von 24 denkmalgeschützten Wohnsiedlungen in Deutschland und Österreich gewonnen, die wichtige Wohnkonzepte im Hinblick auf architektur- und städtebaugeschichtliche wie sozialpolitische Bedeutungen umgesetzt haben. Das Forschungsprojekt bezieht dabei ganz unterschiedliche Stadtgrößen ein und spannt den typologischen Bogen von der kaiserzeitlich geprägten Blockbebauung des beginnenden 20. Jahrhunderts über Wohnsiedlungen der Nachkriegszeit zu der Wiederentdeckung der (Innen-) Stadt als Wohnort in den 1970er bis in die 1990er Jahre.

Die Analysen werden sowohl aus der Perspektive der Denkmalpflege wie auch der Wohnungsforschung vorgenommen. Die Erkenntnisse werden im Hinblick auf Aspekte der großen Debatten um Gentrifizierung, soziale Ungleichheit und Nachhaltigkeit kontextualisiert.

Projektleitung: Univ. Prof. Dr. Heike Oevermann, Technische Universität Wien,
Univ. Prof. Dr. Barbara Schönig, Bauhaus-Universität Weimar

Einen Link zum Projektpartner finden Sie hier.