Flugversuche, Tintenfische, Beatplatten und Marsreisende
Am Wochenende stand Weimar ganz im Zeichen der Summaery 2010 der Bauhaus-Universität Weimar. Im Rahmen des Mediengangs wurden die Preise der Medienkunst/Mediengestaltung und der Filmförderpreis in der Parkhöhle verliehen. Das Filmprogramm „Medienrolle“ verzeichnete Samstagnacht einen neuen Besucherrekord!
Ein langes, anstrengendes, aber vor allem aufregendes Wochenende liegt hinter der Bauhaus-Universität Weimar. Seit dem vergangenen Donnerstag öffneten die Studierenden zur Summaery, der großen Jahresschau der Uni, ihre Werkstätten und Projekträume und präsentierten der Öffentlichkeit ihre Arbeiten. Jedoch auch außergewöhnliche Orte jenseits des universitären Raumes wurden für die Schauen okkupiert. Einer dieser Orte war die Weimarer Parkhöhle – Schauplatz der kuratierten Sonderausstellung „Stay beautiful – but don´t stay underground too long“ und der Verleihung der Preise der Medienkunst/Mediengestaltung des gleichnamigen Studiengangs sowie des Filmförderpreises des Bauhaus Film-Instituts (BFI). Mit den Auszeichnungen werden einmal jährlich die besten Abschlussarbeiten des Studiengangs prämiert. Der Filmförderpreis soll die Produktion einer herausragenden, sich jedoch noch in der Planungsphase befindlichen filmischen Arbeit unterstützen. Die Preise sind Dank der Merkur Bank Weimar mit bemerkenswerten finanziellen Förderungen verbunden.
Der erste Preis der Medienkunst/Mediengestaltung ging an Jörg Brinkmanns aufwändige Performance-Installation „Flugversuch“, die den uralten menschlichen Traum vom Fliegen persifliert. Brinkmann versah sich dafür mit selbstgebauten Ikarus-artigen Flügeln, die er mittels eines EKG mit seinem Herzschlag in Bewegung setzte. Auf Platz zwei kam „Der Tintenfisch“ von Bianka Langnickel, ein liebevoll gestaltetes und zur Produktreife gebrachtes Bastelbuch, mit dem Kinder eigene Meereslebewesen von der Koralle bis zum titelgebenden Tintenfisch anfertigen können. Rafael Jové überzeugte die unabhängige Fachjury mit dem Audio-Feature „Kein Mensch sagt mehr Beat“, das der wundersamen Entstehungsgeschichte einer Bonner Beat-Platte in den Endsechziger Jahren der Bundesrepublik nachspürt. Der Sonderpreis, exklusiv gestiftet von BFI-Direktor Prof. Wolfgang Kissel zu Ehren des 100. Geburtstages seines Vaters, ging an Sebastian Binders retrofuturistisches Musikvideo „Reise zum Mars“.
Die Preisträgerarbeiten waren über das Wochenende in der Parkhöhle zu sehen und fügten sich dort effektvoll in die vorhandene Architektur ein. Allein zur Ausstellungseröffnung konnten mehr als 100 Besucher „unter Tage“ begrüßt werden. Der international renommierte Wiener Kurator Prof. Herbert Lachmayer führte die Gäste gut gelaunt durch die Ausstellung. Die Nachfrage war so groß, dass die Tour am Samstag und am Sonntag noch einmal wiederholt werden musste.
Der Samstagabend gehörte traditionell der „Medienrolle“, einer Auswahl der besten filmischen Arbeiten, die im zurückliegenden Jahr von den Studierenden der Fakultät Medien produziert wurden. Der Audimax, Weimars größter Hörsaal, war bis auf den letzten Platz besetzt, im stimmungsvoll illuminierten Innenhof der angrenzenden Bibliothek drängten sich die Zuschauer zum Freiluftkino. Das Panoramafenster des Audimax ließ eine gute Sicht auf das Filmprogramm zu. Das Programm bildete mit dokumentarischen Beiträgen, Spiel- und Animationsfilmen, surrealen Grenzüberschreitungen sowie einem Musikvideo die Vielfalt der Filmproduktionen im Studienbereich Medienkunst/Mediengestaltung ab. Jeder Film wurde von den ca. 700 Zuschauern mit Zwischenapplaus honoriert. Die Medienrolle 2010 wurde in Zusammenarbeit mit dem Bauhaus Film-Institut und der Professur Medien-Ereignisse unter der Leitung von Prof. Wolfgang Kissel kuratiert.
Ein langes und ereignisreiches Wochenende liegt hinter der Bauhaus-Universität Weimar. Gelohnt hat es sich allemal – sowohl für die Studierenden, die einmal mehr zeigen konnten, was sie in den vergangenen zwei Semestern gelernt und erarbeitet haben, als auch für die zahlreichen Besucher, denen spannende vier Tage geboten wurden.
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