»Hidden Portraits« – A photo series by Fiona Mortimer

The idea behind my project was to get an insight on people’s lives in a more personal matter. By asking foreigners why they came to Germany and then showing me the contents of their wallets, I felt this project could dig deeper into who a person is. The wallet is a very personal article. Our whole life can be altered by it. Our wallets hold credit cards, ID cards, money, pictures of people, notes, religious pieces and more. They travel with us daily. It can be a source of happiness and of pain.
At first, I thought this would be an easy project. How hard could it be to stop and ask people about their lives? I realized after spending two hours at the Berlin Christmas Market that this wasn’t going to be an easy task. People were hesitant on speaking about themselves, and even more afraid of presenting their wallets out in front of me. I had the feeling they thought I was going to steal them. In the end, I managed to not get a single person to open up to me. I thought about what I may have done wrong and came to the conclusion that asking a stranger to share personal belongings with me was the wrong way to go about it.
I decided to ask the support of my friends by getting them to ask their friends. I explained to them the significance of the project and showed examples of what I wanted to achieve. I traveled to 8 different cities during Christmas to interview people personally and ask them about their experiences in Germany. Eventually, I began receiving more interviews than I could handle. Some stories were filled with hardship, some with joy – but the one thing they all had in common was that everybody had something to show. Not every person I asked kept items in their wallets. Some people didn’t use wallets anymore. “The phone is the new wallet; I can show you my whole life on my phone if you want” somebody offered. Phone or no phone, I then began realizing the title of my project, Hidden Portraits became more than just the hidden pictures people kept in their wallets. When I interviewed Asmaa, her story was about love and the struggle that women face in Iraq. She didn’t have something in her wallet to show, but I realized that Asmaa herself was the exact definition of what Hidden Portraits meant to capture. Her identity in Iraq was covered up but in Germany it was open. Asmaa didn’t need a picture or item in her wallet to show, she herself had been a hidden portrait.
I think the best explanation for what I learned about during this project comes from the made up word sonder, from John Koenig. John Koenig’s project The Dictionary of Obscure Sorrows attempts to make up new words for emotions that presently lack words. In any case, whether it’s the word sonder or my interview with Asmaa, the idea of my project was realized and I am happy to present it to you here. I hope you read and enjoy the stories as much as I did. Germany is a great country filled with vibrant beings who helped create the atmosphere that made these stories possible.

Leonardo Hermel

Porto Alegre, Brasilien

Vor vielen Generationen ist meine Familie von Deutschland nach Brasilen ausgewandert. Eine meiner Großgroßmütter ist auf einem Schiff nach Brasilien geboren. Es dauerte damals Monate den Atlantik zu überqueren und wir stellt uns oft die Frage: »Wo wurde Sie geboren? Ist Sie Brasilianerin oder Deutsche?« Als Immigranten ankamen, mussten Sie sich in Kirchen registrieren. Über die Jahre gingen viel Dokumente in Folge von Zerstörung und Feuer verloren. Wir wissen gar nichts über die Geschichte unserer Familie. Den einzigen Nachweis, den ich jemals fand, war eine Liste von Passagieren, von einem Schiff, mit dem Namen »Hermel« welche aus Sachsen stammten. Meine Familie lebt nun in Südbrasilien, jedoch ist es möglicherweise ein Hinweis woher ich komme.

Dieses Ding in meiner Brieftasche ist sehr interessant. Ich reiste in Brasilien nach Rivera, welches an der Grenze nach Uruguay liegt. Leute gehen dorthin um billige Sachen zu kaufen. Ich befand mich auf der Straße, als eine Zigeunerin auf mich zu kam. Diese Frau wollte 5 R$ für ein Paar Socken (Real = Brasilianische Währung , 1 € ~ 1 R$), so dachte ich – warum nicht und gab ihr 10 R$ und erwartete 5 R$ Wechselgeld. Anstatt mir das Wechselgeld zurückzugeben begann diese Frau mit mir zu reden und gab mir diesen Beutel. Ich wusste nicht was in den Beutel war, aber Sie gab Ihn mir direkt in die Hand und sagte: »Du wirst viel Geld verdienen, und wenn du hier her zurück kommst, gibst du mir 50 Real.« Das war vor 5 Jahren, aber ich erinnere mich immer noch an Ihren Namen, sie hieß Juanita. Ich dachte es sei wirklich verrückt, aber später dieses Jahres bekam ich tatsächlich diesen tollen Job, wo ich so viel verdiente, dass ich sogar nach Deutschland gehen konnte. Mein Ziel ist es, wenn ich zurück nach Brasilen komme, reise ich nach Rivera und gebe Ihr das Geld. Ich weiß Sie wird sich an mich erinnern.

Berlin, Deutschland

Ashley Clark

Orange County, USA

Ich bin eine Doktorandin, die Recherche über Goethe, insbesondere über Goethe's Theater betreibt. Mir ist es hier möglich Einsicht in Archivmaterial zu bekommen und dort wo Goethe einst entlangging, entlangzulaufen. Als Historikerin finde ich, dass man ein tieferes Verständnis der Person und was sie fühlten bekommt, wenn man auf ihren Fußwegen gehen kann.
Ich bin froh hier zu sein – es ist eine eine umstrittene verrückte Zeit in den Staaten wegen der Wahlen, also ist es schön ewas Distanz und eine andere Sichtweise darauf zu haben. Ich bin froh die deutsche Kultur schon verstanden zu haben. Meine Mutter ist Australierin und ich habe einige Zeit in Australien gelebt (auch während einer anderen US-Wahl). Ich habe meinen Uni-Austausch in Göttingen gemacht und drei Monate an der Alexander Humboldt Universität in Berlin verbracht und Recherche betrieben. Ich vermisse die Leichtigkeit der Kommunikation und meine Familie – es ist schwer die Distanz zu ertragen, wenn etwas dramatisches in deinem Heimatland passiert.

(Oben links) Das ist ein Bild meiner Großeltern. Australien im Jahre 1944, und sie haben gerade geheiratet. Meine Oma war mit meiner Mutter schwanger. Mein Opa zog in den Krieg, aber kam nie zurück, sodass er meine Mutter nie traf.

(Oben rechts) Dieses Bild ist von 1959 und zeigt meinen Großvater Keith, der vor zwei Monaten verstarb (Oktober 2016). Er war Volksmusiker und gut mit Pete Sieger und Odetta befreundet. Er half sie während der McCarthy Ära in Illinois unterzubringen.

(Unten rechts) Die zwei Kinder sind mein Bruder und ich. Ich bin ca. eineinhalb Jahre alt. Wir reden nicht sehr oft, aber das heißt nicht, dass ich ihn nicht vermisse.

(Unten links) Dieses Bild ist das aktuellste. Es zeigt meine beste Freundin, die wie eine Schwester für mich ist, und ihre kleine Tochter, die das erste Kind ist, was ich wirklich mag. Ich bin wie eine Tante für sie und ich bin traurig dass ich die Zeit mit ihr verpasse und nicht sehen kann, wie sie aufwächst. Das ist der erste Teil in Becca's Leben, von dem ich kein Teil bin.

Weimar, Deutschland
Dezember 2016

Khaliqyar Ahmadi

Panjshir, Afghanistan

Mein Portemonnaie ist leer, ich habe alles verloren als ich nach Deutschland kam. Das einzige was ich habe ist dieses Foto von mir. Das auf der rechten Seite bin ich, wie ich eine Rede auf meiner Absolventenfeier halte, nach meiner 6-monatigen Polizeiausbildung in der Türkei.
Wenn eine Person in Afghanistan kein Geld hat und auch keine Person aus einer Behörde kennt, kann man keinen guten Job bekommen. Das System ist korrupt. Die Regierung würde dich nur zu einem gefährlichen Ort schicken. Ohne Status kann dir keine Sicherheit garantiert werden. Als ich noch in Afghanistan war habe ich ihn Kandahar gearbeitet. Ich übertreibe nicht wenn ich Ihnen sage, dass ganz Afghanistan gefährlich ist. Wenn man von einer Provinz zur anderen reißt sind die Straßen voller Aufständiger der Taliban und des IS. Jeden Tag gibt es Tote bei der Polizei. Die Polizei ist dabei öfter Zielscheibe als die Zivilbevölkerung. Weil die Grenzen in Afghanistan offen sind ist es den Aufständischen möglich aus fremden Ländern ins Land zu gelangen, welche oftmals mächtiger als die Polizei sind. Sie haben gute Waffen und mehr Einfluss - wenn man dort versucht am Leben zu bleiben ist das eine denkbar schlechte Situation, in der man sich wiederfindet.

Nachdem ich in Kandahar gearbeitet habe wollte ich studieren. Es ist seit meiner Kindheit mein Ziel gewesen einmal zur Universität zu gehen und Arzt zu werden. Ich wollte arbeiten und zur Uni gehen können, deshalb versuchte ich von Kandahar nach Kabul zu gehen. Aber da meine Familie keine Kontakte zur zuständigen Gerichtsbarkeit hat wurde ich nach Farah geschickt, eine der gefährlichsten Provinzen in Afghanistan.
Ich bin nach Deutschland gekommen um in Sicherheit zu sein. Hier kann ich studieren. Jeder kann Ziele haben und diese auch erreichen. Die Sicherheitslage ist sehr gut. Ohne Sicherheit können wir nicht lernen, nicht arbeiten, wir können eigentlich gar nichts tun. Jetzt ist mein Ziel deutsch zu lernen. Ich fürchte, dass wenn ich kein deutsch lerne, sie mich zurück nach Afghanistan schicken werden. Ich bin nicht hierhin gekommen um nichts zu tun. Ich kam hierhin weil ich ein sicheres Leben wollte.

Flüchtlingsunterkunft Killesberg, Stuttgart
Dezember 2016

Dana Cohen

Tel Aviv, Israel


Als Jüdin aus Israel werde ich oft gefragt wie ich mich fühle hier zu leben wegen Deutschlands Geschichte. Lass mich Ihnen eins sagen: Ich genieße mein Leben hier. Mein Studium läuft gut, ich habe tolle Leute getroffen und ich habe auch viel von den Deutschen gelernt. Ich verstehe, warum sich junge Deutsche nicht mit dem Holocaust identifizieren. Sie haben schließlich nichts getan, es waren ja nicht sie. Es ist das selbe wenn mich Leute mit den Unruhen in Israel in Verbindung bringen. Das bin nicht ich. Es ist jedoch wichtig zu verstehen was vor sich geht. Man muss sich nicht schlecht fühlen für etwas, was man nicht getan hat. Aber das ist auch keine Entschuldigung dafür nichts darüber erfahren zu wollen. Der Holocaust ist ein wichtiges historisches Ereignis, an das wir uns erinnern müssen. Mit heute immer noch existierendem Völkermord ist es es umso wichtiger uns darüber fortzubilden.

Die Dinge, die ich im Portemonnaie mit mir herumtrage sind quasi Glücksbringer. Ich sehe sie mir nicht wirklich an, aber es ist schön zu wissen, dass sie da sind. Ich habe da diesen Blumensticker, den ich bekam als ich in Polen war. Er klebte an einer Münze die eine Polin mir gab. Dann sind da noch die Blumen, die meine Nichte für mich malte – das ist auch ein Bild von ihr. Meine Schwester heiratete einen Deutschen und sie leben jetzt gemeinsam in Deutschland. Einen großen Teil meines Lebens bekomme ich meine Familie nicht u sehen, aber meine Eltern sind stolz auf meine Schwester und mich, weil sie wissen, dass unser Leben hier besser ist.

Berlin, Deutschland
Dezember 2016

Ich habe bisher auch noch nicht meine Schulzeugnisse erhalten. Ich sollte sie bald erhalte, sodass ich Ende Januar Deutschkurse besuchen kann. Ich habe fast ein Jahr gewartet, um Deutsch lernen zu dürfen. Ich weiß nicht warum das so lange dauert. Die Bürokratie hier kann so lächerlich sein. Alles ist neu und fremd hier. Die Menschen schauen einen an, als ob man jemand wäre der schlimme Dinge machen will. Ich habe mein Land verlassen, weil es schlimme Dinge macht, warum sollte ich das Land in Gefahr bringen, das mich Schutz bietet?
Als ich Syrien im Februar verließ, habe ich ein Bot nach Griechenland genommen. Man kann sich gar nicht vorstellen wie kalt es war. Wir bekamen diese erste Hilfe Wärmedecken, um uns vor der Kälte zu schützen. Ich habe eine für Notfälle behalten aber auch, um mich daran zu erinnern umzuziehen. Manchmal muss man Gefahren auf sich nehmen, um ein gutes Leben zu haben.

Flüchtlingsunterkunft Killesberg, Stuttgart
Dezember 2016

Khalid

Homs, Syria

Umziehen bedeutet Leben. Wenn wir nicht umziehen würden, würden wir am selben Ort bleiben. Für manche Menschen würde das der Tod bedeuten. Ich kam mit meinem Bruder hier her, weil wir von der Regierung bedroht waren. Für Männer über 18 ist es verpflichtend Militärdienst abzuleisten, aber der Krieg in Syrien ist so brutal. Wir wollen unser einziges Leben das wir haben nicht riskieren, nur weil wir dazu gezwungen sind.
Ich bin vor 11 Monaten in Deutschland angekommen. Am Anfang hat es mir nicht gefallen, aber jetzt ist es nicht so schlecht. In diesen Container Lagern zu leben ist kompliziert. Manchmal ist es furchtbar. Im Winter und im Sommer kann es unerträglich werden. Es ist schwer woanders hinzuziehen. Jeder der in Deutschland bleiben möchte, muss an einer Anhörung teilnehmen. Bevor man zu der Anhörung kann, benötigt man aber zuerst ein Treffen um einen Anhörungstermin zu vereinbaren. Ich habe noch nicht mal einen Termin bekommen, obwohl ich vor 11 Monaten angekommen bin. Manche warten sogar zwei Jahre. Ohne dieses Treffen oder die Anhörung darf man nicht in Deutschland arbeiten.

Jahre vergingen und 2012 wurde ich sehr krank. Sechs Monate lang wusste ich nicht, was ich hatte, und ich erinnere mich was meine Großmutter und Mutter mir immer sagten: Bete zu Jesus. Ich war die Liebe des Lebens meiner Großmutter und sie gab mir diese Karte, die ich in meinem Gelbeutel trage. Ich glaube nicht unbedingt daran, aber irgendwie hat sie mir geholfen wieder gesund zu werden. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke hilft es mir beruhigt zu sein und erinnern.

Emilio Aguas

Bogotá, Colombia

Ich habe keine Möglichkeit gesehen mich as Künstler in Kolumbien zu entwickeln, sodass ich entschied einen Masterstudiengang zu beginnen und diesen letztlich in Deutschland fand. Es war eine Herausforderung mich dieser Kultur anzupassen. Aus Lateinamerika kommend unterscheie sich der deutsche Lebensstil sehr von dem, den ich gewohnt bin. Die Menschen in Deutschland behandeln mich gut, aber am Ende weiß ich, dass ich nicht komplett hineinpasse. Ich versuche mein Bestes um mich der Situation anzupassen.
Meine Familie ist streng katholisch. Als ich noch ein Kind war haben mich meine Mutter und Großmutter jede Woche zur Kirche mitgenommen. Ich besuchte auch eine katholische Schule mit Priestern. Ich bin in einem katholischen Umfeld aufgewachsen. Die Frauen in meiner Familie sagten mir immer, dass jeder unter dem Schutz der Dreifaltigkeit steht und dass wenn man betet, einem geholfen würde. Da ich ein Einzelkind war und meine Mutter lange Schichten arbeitete betete sie zu dem Christkind. Laut dem Katholizismus hilft das Christkind, wenn du um Hilfe ersuchst.

Weimar, Deutschland
Dezember 2016

Sergio Valencia

Mexiko-Stadt, Mexiko


Vor drei Jahren bin ich nach Deutschland gezogen um Elektroakustische Musik zu studieren. Ich habe bereits in Mexiko angefangen zu studieren und dort angefangen mich in einer Gruppe von Aktivisten zu engagieren. Das ist dort sehr gefährlich, weshalb meine Familie mir vorgeschlagen hat, mir ein Auslandsstudium zu finanzieren. Es war das erste Mal, dass ich meine Familie verlassen habe und die Großstadt von 9 Millionen Menschen verlassen habe. Jetzt lebe ich in einer kleinen Stadt von 65.000 Menschen – und den Unterschied spürt man.
Langsam fing ich an mich besser zu fühlen. Die neue Ruhe in meinem Leben erlaubte es mir mich selbst zu finden. Zum ersten Mal konnte ich mich selbst wahrnehmen. Ich lernte mich selbst zu akzeptieren und zufrieden mit dem zu sein, was ich habe. Ich habe eine Furcht davor nach Mexiko zurückzugehen, weil es mich daran erinnert, was ich verpasst habe. Ich sehe, dass meine Geschwister älter werden und ich bin mir bewusst, dass eines Tages meine Großmutter sterben wird. Das ist die größte Angst, die ich habe – sie eines Tages zu verlieren. Ich habe ein Bild von ihr und einem Symbol der Dreifaltigkeit bei mir, das sie mir gegeben hat. Es ist das Bild des Herz-Jesu. Meine Familie ist sehr katholisch. Ich habe fünf Jahre mit meine Großmutter gelebt und sie ist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Ebenso mein Vater, ich trage seine Visitenkarte bei mir. Als ich jünger war hatten wir viele Probleme, aber seit 12 Jahren trinkt er nicht mehr. Ich bewundere seine Stärke sich zu wandeln.
Ich genieße es in Deutschland zu sein, aber ich denke oft an meine Familie zurück. Mexikaner sind sehr an ihre Familie gebunden, weshalb es sehr schwierig ist das hinter sich zu lassen. Trotzdem werte ich es als Erfolg, dass ich es geschafft habe ein neues Leben anzufangen. Meine Familie weiß das und obwohl ich nicht da bin sind sie sehr stolz auf mich.

Weimar, Deutschland
Dezember 2016

Issam Abdul Karim

 

Beirut, Libanon

Anfänglich gab es für mich eigentlich keinen Grund nach Deutschland zu gehen. Der Libanon hat alles, was ich brauche: Das Meer, Berge, Familie – Der Libanon war meine Heimat. Ende 1977 ist ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Eines Tages, als ich noch ein Kind war, sollte ich mit Handgranaten und einer AK-47 spielen, weshalb mein Vater sich dazu entschied das Land zu verlassen.
Das Leben besteht aus mehreren Abschnitten, als Kind sieht man alles anders. Nun bin ich Vater von zwei Kindern und habe eine neue Perspektive. Dinge wie Sicherheit spielen auf einmal eine große Rolle, weil du die Verantwortung hast. Meine Kinder sind sicher aufgewachsen und dank meines Vaters ich auch. Ich habe jetzt eine Pizzeria und ein Café mit meiner Frau, aber eigentlich habe ich den Wunsch zurück in den Libanon zu gehen. Ich arbeite an einem Projekt, das sich »Salam Shalom« nennt. Damit möchte ich meinen Beitrag zu einer Verbesserung der Verhältnisse im Mittleren Osten leisten und Menschen verbinden.

Für mich ist Kunst eine wichtige Plattform, weil sie frei und unabhängig ist. Man findet sie in allen Kulturen und Religionen. Unabhängig davon, wo man anfängt zu graben, ist sie präsent. Kunst verbindet Menschen. Mein Bild ist von einem Workshop, den ich für Kinder organisiert habe um ihnen Freundschaft, Frieden und Liebe beizubringen. Egal welche Religion, Kultur oder Hautfarbe, ich will das Misstrauen niederreißen, das in der Welt regiert. Wenn man das tut verschwindet die Angst und Frieden entsteht. Mein Beitrag richtet sich vor Allem an Palästina, Israel und die Arabische Welt, aber er ist übertragbar auf den Rest der Welt.

Stuttgart, Deutschland

Limin Zhou

Shanghai, China

Deutschland ist eins der führenden Länder im Bereich Technologie und Maschinenbau. Ich habe mein Studium in Shanghai angefangen, bin dann allerdings nach Deutschland gekommen um es hier fortzuführen. Deutschland war die erste Wahl, weil der andere Technologieführer, die USA, zu teuer für mich ist. Jetzt bin ich gut ausgebildet und meine Chancen eine gute Arbeit zu finden sind gut.
Es ist sehr anders hier – es gibt eine Millionen Unterschiede könnte man sagen. Deutschland ist kleiner, wesentlich ruhiger als Shanghai. Es ist nicht so stressig und es gibt weniger Verkehr. Manchmal ist das ein bisschen langweilig, aber dann denke ich an die Staus und Menschenmengen in China – beide Seiten haben Vor- und Nachteile. Seit ich hier angekommen bin hat sich mein Leben so unglaublich verändert, dass ich es mir niemals hätte ausmalen können.

Ich habe mich letzten September taufen lassen und kurz danach einen Deutschen geheiratet! Aus diesem Grund habe ich mein Taufkreuz immer bei mir in meinem Portemonnaie. Es ist ein gutes Omen das Kreuz bei mir zu tragen. Ich reise oft zwischen Deutschland und China und das Kreuz gibt mir Sicherheit. Damit ich meine Familie erreichen kann, trage ich eine chinesische Simcard bei mir. Es gibt viele Apps und Internetseiten, die nur über das chinesische Netz zu erreichen sind. Außerdem habe ich ein Foto meiner Großeltern dabei, sie sehen darauf wunderschön aus. Zu meiner Hochzeit sind sie nach Deutschland gekommen und noch einen Monat geblieben. Ich liebe sie beide sehr!

Paderborn, Deutschland

Kyung Mi Lee

Busan, Süd Korea


Vor 6 Jahren traf ich die Entscheidung in ein anderes Land zu ziehen. Ich wusste nicht in welches Land ich gehen wollte, aber glücklicherweise studierte zu diesem Zeitpunkt ein Freund in Deutschland und riet mir, dorthin zu kommen. Es gab da einen neuen Studiengang im Bereich Fashion Accessoires und da dies ähnlich zu meinem Job in Korea war, entschied ich mich es zu probieren.
Ich wusste nichts über Deutschland, bevor ich hierhin kam, also wusste ich nicht, was ich erwarten sollte. Seit meiner Ankunft hier habe ich wunderschöne Seiten des Landes gesehen. Die Umgebung, die Natur, was deutsche Kultur ist – manche meiner Freunde, die ich in meinem Sprachkurs traf sagten, dass Deutschland zu ruhig und langweilig sei, was ich verstehen kann. Nichtsdestotrotz finde ich die Umgebung hier perfekt, da ich große Städte wegen des Lärms und der Menschenmassen nicht besonders mag. Mein Leben in Deutschland ist wie der Roman “Der Alchimist” von Paulo Coelho gewesen, in dem eine Sache zur anderen führte und ich sechs Jahre später immernoch in Deutschland mein Leben genieße.
Mein Portemonnaie ist eines meiner wichtigsten Habseligkeiten. Ich habe es von meinem Mann bekommen als ich hierher zum studieren kam. Seitdem ist es mit der Zeit abgenutzt und verwittert. An einem Tag war ich so in Hektik, Deutsch zu lernen, dass ich Kaffee über meine gesamte Tasche verschüttete und so mein Portemonnaie ausblich. Es ist nicht mehr farbenfroh und sauber aber genau diese Sachen machen mein Portemonnaie kostbar für mich.
Manchmal, wenn ich mein Portemonnaie anschaue, deke ich daran wie weit ich in Deutschland mit meinem Leben gekommen bin. So ist mein Portemonnaie wertvoller als all meine anderen Habseligkeiten.

Hannover, Deutschland

Asmaa Kareem

Baghdad, Irak

Frauen im Irak sind nicht frei. Unsere Gesellschaft wird von Männern kontrolliert. Es ist als würde man deinen Kopf in ein Gefängnis sperren, in welchem du noch nicht einmal denken darfst. Die Frauen in manchen Städten dürfen nicht zur Schule gehen. Meine Schwester wollte die weiterführende Schule besuchen aber mein Onkel verbot es. Er stand dann auf der Straße und wenn sie hinauswollte schlug er sie und zerriss ihre Schulbücher.  Ich war zu dem Zeitpunkt erst sechs Jahre alt aber wusste schon, dass ich raus wollte, aus dieser Gesellschaft. Ich war die erste Frau, die unsere Familie verlassen hat. Insofern habe ich den Weg für viele meiner Cousinen geebnet – Ich habe diese Mauer durchbrochen.
Aber es war sehr schwierig im Irak. Frauen ist es nicht gestattet alleine zu reisen, also brauchte ich immer männliche Begleitung. Als mein Ehemann bei meinem Vater um meine Hand anhielt, verbot er es, denn ich bin Araberin und Schiitin und er ist Turkeme und Sunnit. Aber weil beide unsere Familien uns darin unterstützen wollten den Irak zu verlassen, beschlossen wir uns für ein Stipendium im Ausland zu bewerben. Mein Mann bekam ein Angebot nach Deutschland zu gehen und unsere Familien hielten das für eine gute Chance. Ich glaube ohne dieses Stipendium wäre es für mich nicht möglich gewesen ihn zu heiraten und das Land zu verlassen.

Mein erster Gedanke als ich nach Deutschland kam war »Oh mein Gott, ich darf Fahrrad fahren!« Diese Möglichkeit für Frauen war wie das Paradies für mich. Es hat fast zwei Jahre gedauert bis ich endlich akzeptieren konnte, dass ich frei bin.  Mittlerweile mache ich meinen Doktor in Mechatronik. Ich habe mich auf die Auffindung von Antipersonenminen spezialisiert. Dies ist ein mir persönlich wichtiges Thema angesichts des wachsenden Terrors im Irak. Jeden Tag sieht man Explosionen. Darum möchte ich, basierend auf wissenschaftlichen Untersuchungen, ein Gerät entwickeln, welches Sicherheit für die Menschen in meinem Heimatland bringt.

Paderborn, Deutschland

Aniello Scala Quindici Avellino

Neapel, Italien

Die Wirtschaft in Italien ist sehr schwach zur Zeit. Es ist schwer Arbeit zu finden und die Bezahlung ist sehr schlecht. Im Moment, in dem sich eine Möglichkeit ergibt, ergreife ich sie. Ich habe als Pizzabecker, in einer Weinfabrik und als Fliesenleger auf einem Friedhof gearbeitet. Manchmal habe ich mit meinem Vater auf dem Land gearbeitet, aber es war nicht genug, um davon zu leben. Mir ist klar geworden, dass ich gehen musste, was sehr hart war. Aber ich hatte das Glück auf meiner Seite. Ein Freund von mir wusste, dass ich nach Arbeit suchte und hatte einen Kontakt in Stuttgart; eine italienische Frau, Giovanna, die eine Pizzeria zusammen mit ihrem Mann besitzt. Nachdem ich sie kontaktiert hatte arrangierten sie für mich und meine Freundin alles, so dass ich nach Deutschland kommen und für sie arbeiten konnte.
Ich musste mein komplettes Leben umstellen, um nach Deutschland zu kommen, aber bislang habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Mir war es in Deuschland möglich Dinge zu tun, die ich in Italien nicht tun konnte, wie zum Beispiel ein Auto zu kaufen und meine eigene Wohnung zu haben. Ich bin so dankbar für die Chance, die mir gegeben wurde und für die Großzügigkeit und Liebenswürdigkeit die ich von Issam und Giovanna erfahren habe.
Den Brief, den ich bei mir trage ist eine Erinnerung von meiner Freundin, die immer in mir erhalten bleiben wird. Sie gab mir alles und unsere Liebe füreinander ist grenzenlos. Die Karten, die ich bei mir trage zeigen Heilige. Meine Heimatstadt ist sehr klein aber voller Traditionen. Jeden Monat gibt es einen Zeitraum der Festlichkeiten für jeden Heiligen und all das beginnt im Januar und geht bis Dezember. Für mich sind sie wie ein Schutz, und Religion ist eine sehr wichtige Sache für mich. Ich bin mit vielen Emotionen gegenüber der katholischen Kirche aufgewachsen, also ist es auch jetzt ein großer Teil von mir.

Stuttgart, Deutschland

Fione M

Victoria, Kanada

Wie so viele Menschen vor mir bin ich wegen der Liebe nach Deutschland gekommen. Liebe für eine Person, Liebe für das Land, Liebe für die Sprache. Aber Liebe kann verblassen und manchmal vergessen wir den Grund, warum wir etwas überhaupt erstmals angefangen haben zu lieben. Ich habe schließlich angefangen zu verstehen, dass die Liebe, die am Stärksten in meinem Leben ist nicht von Jemandem zu kommen braucht, mit dem ich zusammen bin. Sie gebührt der person, mit der ich mich am sichersten fühle, die mir hilft aufzuwachsen und mich trotz meine Fehler respektiert. Sie kann auch von der Fruchtbarkeit des Ortes, von dem du kommst und wo du lebst herrühren und wenn dich dieser Ort herausfordert und dir, dass potential schenkt, aus dir einen besseren Menschen macht.
Das Bild was Sie hier sehen zeigt meine beste Freundin und mich. Als Teenager nahm sie sich die Zeit mich kennenzulernen obwohl ich unausstehlich und unbeliebt war. Ich komme aus einem Umweld, in dem es an Gefühlen und Verständnis fehlte und sie füllte diese seit so vielen Jahren klaffende Lücke. Ich glaube nicht, dass sie je begreifen wird, wie wichtig sie mir ist und dass es nicht nur die Tatsache ist, dass ich gerne mit ihr zusammen bin, sondern dass ich sie brauche. Sie ist die Person in meinem Leben, die ich am meisten liebe. Sie war da und half mir heranzuwachsen als ich verletzt war. Sie war der Grund, warum ich weiterlebte obwohl alles, was ich wollte, aufgeben war. Wir sind alle zu sehr mit den Grausamkeiten der Menschheit vertraut und trotz den Moralvorstellungen die uns zu folgen beigebracht werden, vergessen wir diese oft. Wir können eine Person mit Worten zerstören, ihre Bescheidenheit durch Taten kaputt machen.
Manchmal ist das notwendig. Wir müssen verletzt werden, um daran zu wachsen, verlieren um zu gewinnen. Ich habe anderen Schmerz zugefügt und ich war selbst Opfer von Demütigung. Solche Erlebnisse in meinem Leben mögen für jemand anderen so kindisch und so überproportional aufgeblasen wirken – aber wer sind wir, die wir Jemand anderen Kummer beurteilen? Jemand anderen Fröhlichkeit? Von Jemand anderem trotz seiner Makel akzeptiert zu werden ist das wichtigste, was man in einem Menschen finden kann.
Ich kam wegen der Liebe nach Deutschland und werde wegen ihr wieder nach Kanada zurückkehren. Manchmal braucht es ein oder zwei Abenteuer um zu realisieren, wofür dein Herz schlägt und deine Seele hingehört, und in meinem Fall gehört sie nach Kanada zu meiner besten Freundin.

Weimar, Deutschland

Kurzbiographie Fiona Mortimer

Ich bin seit 2014 in Deutschland und plane mindestens bis Anfang 2018 hier zu bleiben. Im Moment warte ich auf Rückantwort von einem Jobangebot, dass ich in München bekommen habe. Falls ich genommen werde, werde ich für ein paar Monate nach München ziehen bis ich meine Masterthese fertiggestellt habe. Danach plane ich wieder nach Vancouver in Kanada zurückzuziehen um eine Karriere in der Filmproduktion zu verfolgen. Ich werde all meine Freunde und den europäischen Lebensstil vermissen. Es ist definitiv eine schwere Entscheidung. Ich weiß, einmal zurückgezogen, werde ich für eine lange Zeit nicht mehr in Europa sein, und das ist hart zu begreifen. Aber wie mich mein Projekt gelehrt hat, ist Bewegung Leben, und Kunst wird Menschen immer zusammenbringen.