Paradigmenwechsel

Wir beobachten im Kontext Nachhaltigkeit, dass die Verursacher von Umweltschäden als Nutznießer der Erträge ungern für die Umweltkosten aufkommen. Häufig stehen wirtschaftliche Interessen, sog. Gewohnheitsrechte oder Privilegien einer Neugestaltung der gesellschaftlich kulturellen Rahmenbedingungen im Wege. Aber die Welt ist im Wandel und bestehende Ordnungen können geändert werden. Der Weg besteht aus vielen kleinen Schritten und dem Design kann dabei, in Abhängigkeit vom Sujet, eine wichtige Rolle zukommen.

Beispiel 1

Noch 1980 war es üblich, die Raucher vor den Nichtrauchern zu schützen. Im Schulbus, auf der Arbeit, in der Kneipe usw war es üblich, dass der Raucher jede Freiheit besaß zu rauchen, alle Mitmenschen die sich dadurch beeinträchtigt fühlten, hatten sich unter zu ordnen. Die Idee, dass der Raucher sich einzuschränken hätte galt als komplett absurd. Die Prioritäten galten - schon mit Rücksicht auf die Tabakindustrie – als unumkehrbar, der U-Turn dauerte fast 30 Jahre: Heute werden Nichtraucher vor den Rauchern geschützt und das Rauchen in der Öffentlichkeit ist streng reglementiert. 

Beispiel 2

Nach diversen Jahrzehnten der Schuhgeschichte, welche dem gestrigen Credo der Schuh muß Schützen und Stützen um überhaupt zu Nützen folgt, greifen heute viele Schuhhersteller und Käufer mit der Nutzung von Barfußschuhen auf das altbekannte Wissen zurück, dass barfusslaufen am gesündesten für die Entwicklung der Füsse und den Erhalt der orthopädischen Gesundheit ist. Diesem Schritt, vom Schuh als Orthese hin zum sog. Barfußschuh, bildet einen bemerkenswerten Paradigmenwechsel ab. Was eher zögerlich und produktgestalterisch exotisch angefangen hat, finden wir heute ästhetisch anspruchsvoll vielfältig designed, Barfußschuhlaufen gilt heute als selbstverständlich.