Baustelle Denkmal - Festival für demokratischen Denkmaldiskurs

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Die derzeitige Situation am Kyffhäuserdenkmal ist zum einen geprägt durch Umbauarbeiten, die bereits begonnen haben und noch mindestens zehn Jahre andauern werden, und zum anderen durch die Vereinnahmung von rechten Gruppierungen. Um letzterem entgegenzuwirken, ist eine einfache Umwidmung des Ortes, wie vorgeschlagen beispielsweise zum ‚Europäischen Friedensdenkmal‘, unserer Meinung nach zu kurz gedacht. Stattdessen bedarf es einer (erneuten) Deutungsaushandlung dieses historisch aufgeladenen Ortes, die als gesamtgesellschaftlicher Prozess stattfinden sollte. Doch wie kann dieser Prozess gestaltet werden, beziehungsweise überhaupt in Gang kommen?

Eine mögliche Option bietet das Festival für demokratischen Denkmaldiskurs unter dem Titel „Baustelle Denkmal“. Die Situation des Umbaus soll gezielt genutzt werden, um das Denkmal auch auf ideeller Ebene einer Revision zu unterzeihen. Ziel ist es das Denkmal dabei nicht nur als historisches Artefakt zu betrachten, sondern die damit verknüpften Themen immer auch in einen aktuellen Bezug zu setzen. Das Format des Festivals bietet dafür einen geeigneten Rahmen, da es einen Gegenentwurf zum Nationaldenkmal aus dem 19. Jahrhundert darstellt: es ist temporär, experimentell, wirft Fragen auf und steht damit im Kontrast zu dem monumentalen Machtsymbol, dessen Form Ausschließlichkeit und Endgültigkeit vermittelt.

Die Inhalte sind in drei Themenfeldern zusammengefasst: erstens MYTHEN, MACHT und MEDIEN, zweitens EINHEIT, EINIGKEIT und AUSGRENZUNG und drittens VISIONEN und IDEALE. Diese stellen die drei Festivaltage unter jeweils eine Überschrift und sollen mit aktuellen Diskursen und verschiedenen Formaten gefüllt werden. So kann das Verständnis des Denkmals gefördert und die Perspektive darauf verändert werden. Aufgrund der Aktualität der Themen sind diese jedoch nicht unbedingt für eine Dauerausstellung geeignet, sodass das Festival als Ergänzung zum neuen musealen Gesamtkonzept gedacht ist.

Die temporäre Festivalarchitektur bietet den Raum für Diskurs und Demokratie. Sie nimmt Bezug auf die lokale Fachwerkbauweise und besteht aus verschieden kombinierbaren Elementen. Diese können demontiert, eingelagert und an unterschiedlichen Stellen wieder aufgebaut werden und sich so der jeweiligen Baustellensituation vor Ort anpassen. Die Grundanforderungen an die Festivalarchitektur bleiben dabei jedoch immer erfüllt: sie verkörpert Zugänglichkeit, statt eines exklusiven Eventcharakters, sie bietet suggestive Nützlichkeit für die Aneignung durch verschiedene Akteur*innen, sie ist veränder- und ergänzbar und kann damit auf die jeweiligen Bedingungen reagieren und sie bietet wahlweise große Plenarräume für offene Veranstaltungen sowie kleinere Rückzugsräume für die Arbeit in Kleingruppen.

Das Programmheft skizziert einen inhaltlichen Aufbau des ersten Festivals. Es stellt beispielhaft Themen und mögliche Vermittlungsformate vor, genauso wie Referenzprojekte und Personen, die von ihren Erfahrungen der künstlerischen Auseinandersetzung mit Nationaldenkmälern berichten.

Architektur und Programm skizzieren ein mögliches Szenario, sind jedoch ebenso flexibel an die Veränderungen von Ort und Zeit anpassbar. So soll das Festival als jährlich wiederkehrendes Format den Umbau am Kyffhäuserdenkmal begleiten und den Prozess der Deutungsaushandlung inszenieren.