WiSe 16/17 Material World

Xenia Gorodnia

Fleisch, Garn, Ösen, Fotos, Sockel
Fotos: Florian Wehking


Fleischapka

Die FLEISCHAPKA-Mütze ist ein biologisch reines und fair gehandeltes Produkt aus hochwertigen Materialien. Das Fleisch stammt von Rindern aus biologischer Züchtung und das Garn wurde im Fairen Handel erworben. Mit Sorgfalt zusammengenäht bietet die handgemachte FLEISCHAPKA ein einzigartiges und unvergessliches Trageerlebnis für jeden Anlass.

Andreas Grahl

Laubbläser, Glitzer, Vitrine
Foto: Florian Wehking, Andreas Grahl


Ein Universum existiert ohne die Sinnfrage.

Alles wird gelebt, bis alle Energie verbraucht und alles bis in das kleinste Partikel zerlegt ist. Ob es nun einen Sinn gibt, mehrere verschiedene oder gar keinen ist egal, da in jedem Fall etwas existiert. Wie wir uns dazu positionieren, ist unsere Sache. Daraus entsteht das schwankende Gleichgewicht dieser Welt.

Die Arbeit besteht aus zwei Laubgebläsen, die sich gegenseitig mit Glitzer beliefern. Der Glitzer wird immer mehr von der Mechanik des Kreislaufs zerlegt.

Julia Prechtl

Porzellanobjekte, Tisch, Tischdecke
Fotos: Florian Wehking, Julia Prechtl


Wohltemperiert


Ein Fundobjekt mit einem ambivalenten Charakter wird zur Schnittstelle. Verbunden mit der Tisch- und Tafelkultur als Familienritual und kulturelles Phänomen ermöglicht es die Auseinandersetzung mit der Tiefe und den Untiefen familiärer Rituale. Der Teller als Element der Formensprache der Porzellanmanufakturen verwandelt sich in ein fragiles, skulpturales Fragment.

Michael Merkel

Tusche, Buchseiten
Fotos: Michael Merkel


Im Vesalius Stollen

Die Serie von Tuschezeichnungen auf alten Buchseiten zeigt punktuelle Einblicke in Szenen des Bergbaus. Die Schwärze der Dunkelheit des Schachtes dominiert das Bild und verbirgt mehr, als sich im Lichtkegel offenbart. So überschneiden sich in diesem Aspekt Bildkomposition und Thematik und spannen darüber hinaus den Bogen zum Titel. Der flämische Arzt Andreas Vesalius, nachdem der fiktive Stollen benannt ist, gilt als Begründer der modernen Anatomie und des morphologischen Denkens. Das Offenlegen des menschlichen Körpers steht dem der Erde gegenüber. Sie bilden eine Form des Nach-innen-Strebens, welches sich an der Erde, wie am Menschen vollzieht und Ausdruck eines analytisch-sezierenden Denkens ist.

Samira Gebhardt

Türklinke, Kürbis, Schornsteinabdeckung, Zeitungsausschnitt
Fotos: Florian Wehking


Kombination von Fundstücken und/oder industriellen Produkten

Das Sammeln von Gegenständen, die Andere aussortiert haben, ist für mich fester Bestandteil meiner Arbeit geworden. Die Verbindungen sind logische Verknüpfungen meiner Beobachtung von Form und Gestaltung der einzelnen Objekte. Mir ist es besonders wichtig die Schönheit unserer Alltagswelt aufzuzeigen, aber auch unser Konsumverhalten zu hinterfragen. Diese Arbeit handelt von Kontrasten und Beziehungen, von Finden und Verlieren, von Gebrauchen und Verschwenden und kann somit, dem Kreislauf meiner Umwelt folgend, ständig weitergeführt werden.

Kaspar Elias Kimmel

PVC, Plexiglas, Schwarz-Erle
Fotos: Florian Wehking


Plastikop


Der Plastikop spielt mit der visuellen Wahrnehmung des Betrachters. Aus der Ferne verwirrt er die Sinne mit seiner räumlichen Darstellung. Von Nahem lädt er die Betrachter ein hineinzusehen. Das Material Plastik funktioniert als Distanz- und Schutzmittel, gleichzeitig ist ein Objekt entstanden, welches zwei Betrachter animiert, Distanz zu überwinden und sich einander in die Augen zu schauen.

Antonia Malinrian

Teller, Besteck, Silikongesicht
Fotos: Florian Wehking

 

Mein Gesicht verlieren...

Was ist eine Erinnerung? In der Psychologie spricht man bei einer Erinnerung auch oft von einer mentalen Wiederbelebung eines früheren Ereignisses oder Erfahrung. Aber vielleicht ist nicht alles wieder zu beleben. Manches Erlebnis ist lange vergangen, abgeschlossen und nutzlos, aber dennoch ein Teil einer selbst.

Eine einzelne Szene überdeckt von der Zeit, fast überkrustet mit unangenehmen Assoziationen, steht hier nicht als konkretes einzelnes Erlebnis, sondern viel mehr als ein Schema für etwas wiederkehrend ähnlich Erfahrenes, als Assimilation verschiedener Erfahrungen. Die zerbrechliche Idylle des sonntäglichen Kaffeekränzchens. Das feine Geschirr wurde herausholt, doch was ist es, dass sich unter dieser zerbrechlichen Hülle aus Anstand verbirgt? 

Cristina Torrecilla Rubio

Chair, Glue gun glue, Spot Light, Sound
Fotos: Florian Wehking


Shadows 

Shadows is an installation which relates space, writing, translucence, light, shadows and sound. 

Taking a vertical white wall as the base, the whole project starts. It consists of the writing of a poem called shadows and two chairs, one real and one imperfect copy of it made with glue from a glue gun. Turning the poem into sculpture, twenty-two sentences, getting direct light from a spotlight, are created and hung with pins so they are three centimetres away from the wall. The result is just one text becoming double because of light, the shadow being even easier to read than the translucent sculpture. 

To complete the project, a recording of the poem is played in the room, offering the possibility of listening to it while watching the installation. 

Jane Cao

Newspaper, Porcelain Cup, Plastic Cup Light Bulb, Candles, different Tapes
Fotos: Florian Wehking

 

Tape

Irredeemable damaged goods are mended with tape to give the pretence of repair. Consumables are preserved in an almost neurotic attempt to prolong its usage, the extent to which its use is then relieved indefinitely. 

Different types of tape are used to either reflect the object itself or to further heighten its dysfunction. Multiple layers of packaging tape muddles the text of the newspaper; and masking tape, while capable of holding pieces of broken ceramic together, would ultimately fail to prevent leakage from liquids in the ceramic mug.

Max Roßner

Metall, Styropor, Epoxidharz
Fotos: Florian Wehking


Waffenspiele

Laut Sprengmittelbeseitigungsamt liegen schätzungsweise bis zu 100.000 Abwurfkampfmittel in deutschen Böden. Sprengbomben, Streubomben, Brandbomben, Luftminen und Granaten sind tickende Zeitbomben, die wir täglich unwissend begehen und in unseren Lebensräumen, unter der Erde versteckt, vor sich dahin rosten. Gefährlicher denn je, denn das Risiko detonierender Blindgänger steigt mit zunehmendem Alter beträchtlich.

Ist Krieg für uns schrecklich, wenn wir in den Nachrichten die Bilder von bombardierten Hilfskonvois, zerstörten Stätten und blutgetränkten Landstrichen sehen? Wenn im nächsten Moment die neuesten Promi-News gezeigt werden, wie es nun mit Gina–Lisa weitergeht? Was bewirkt eine mediale Berichterstattung, in der Krieg und Unterhaltung auf einem Niveau liegen? Ist es die Faszination des Grauens, die uns hinschauen und abends trotzdem gut einschlafen lässt?