Wechselstrom 2009

Vinzenz Waldstein

Der Zweck der Metallkästen, die ratternd an einer belebten Straße stehen, ist wohl kaum jemandem bekannt. Da allerdings gegenüber an der Wand ein Kaugummiautomat hängt, liegt eigentlich nichts näher als dass es sich um die Kaugummifabrik handelt, die die Kaugummis herstellt und per Pipeline über den Fußgängerweg zum Automaten leitet.

Judith Rautenberg

Zusammen – Miteinander – Aneinander – Vorbei

Die Schillerstraße vor dem Schillerwohnhaus war der Ausgangspunkt meiner Überlegungen. Dort „fliesst“ ein kontinuierlicher „Menschenstrom“, einzelne Individuen die als ein Ganzes wahrgenommen werden können. Aber zwischen den Einzelnen besteht Distanz, ein Negativ-Raum, der nicht durch Interaktion überwunden wird. So bleibt jeder in seiner eigenen Blase der Existenz, alleine in der Menge, alleine mitten im pulsierenden Leben.
Meine Figuren sind meine Sicht auf menschliche Prototypen, die eigentlich in dieser Form nur als Erscheinung existieren. Die abweisende Körperhaltung soll die Entfernung der Einzelnen zueinander verdeutlichen, die besteht obwohl diese Menschen nicht nur die gleiche Strasse teilen, sondern meist auch Kultur, Hautfarbe und vieles mehr.

Josephine Bauer

"Voller Licht möge dein Weg sein- Lass das Jammern"

An einem anderen Teil der Welt murmeln Menschen ihre Bitten und Gebete in den Stein, in eine Mauer, an Gott gerichtet. Sie schreiben sie auf Zettel und stecken diese in die Ritzen zwischen die Steine.

In der Hausknechtstraße gebe ich Menschen Antworten und vor allem Wünsche mit auf den Weg. Ich habe sie auf Zettel geschrieben und in die Ritzen der Friedhofsmauer gesteckt.

Christof Krauß

Die Installation einer lebend echten Hand aus Gips die aus einem Kellerfenster in einer wenig befahrenen Strasse herausragt, ruft um Hilfe.  

In dem Haus, in dessen Keller sich möglicherweise eine hilferufende Person befindet, gibt es Instrumente für die Verstärkung einer Wahrnehmungsschwäche zu kaufen wie, Kontaktlinsen, Brillen oder Hörgeräte.

Gibt es Interesse an womöglich menschlichen Grausamkeiten die versteckt Geschehen? Gibt es in unserer reizüberfluteten Gesellschaft noch eine "andere" Wahrnehmung oder Gespür/Sensibilität für verborgenem Unangenehmen?

Juliane Krüger

Meine Projektarbeit besteht aus Stoffblättern, die ich an einen schon kahlen Baum hänge. Die Blätter sind aus Altkleidern gefertigt und jedes Stoffblatt hat ein echtes Blatt, das ich vor Ort gefunden habe, zur Vorlage.  

Mit dieser Installation möchte ich die Straße, die jetzt im Herbst sehr trist wirkt, ein Stück weit wiederbeleben.

Louise Doan

Ein Versuch das Verhältnis zwischen verschwundenen Körpern und lebendiger Erinnerung aufzudecken und umzukehren.  

Der Tod bekommt ein Gesicht, der Mensch wird zum Schatten.

Friedhöfe sind Orte der Begegnung.

Claudia Müller

”Dieser Raum wird nie erschlossen”

Diese Zeichnung ist ein Versuch: Menschen aus einem realen, nutzbaren Ort künstlich in einen aus äußeren Gründen (Geländer, das um die Ecke führt) nicht genutzten Ort zu versetzen und diesen Ort so lebendig zu machen.

Das ist nicht möglich, denn eine Zeichnung beruht auf Wahrnehmung, es gibt einen Filter. Der Ort bleibt einsam, schön und verschlossen.

Keine meiner Leitern kann mir einen solchen Ort je zugänglich machen.

Linda Schumann

Ein Friedhof sollte ein Ort der Ruhe, eine Oase der Bewältigung für Trauernde sein, er sollte Geborgenheit, Respekt und Würde vermitteln.

All dies gelingt dem historische Friedhof in Weimar nicht im Geringsten, er ist kalt, gefühllos, zum Teil verfallen, verwahrlost und in keinem Fall kann er die letzte Ruhestätte für geliebte Menschen sein oder uns helfen diesen Verlust zu ertragen.

Aus diesem Grund habe ich die Erinnerung an einen dieser Menschen in Form einer durchlässigen Plastik aufleben lassen, um ihr die Möglichkeit zu verschaffen sich eine neue, angemessenere Heimat suchen zu können.

Torsten Thiele

An einer vorgefunden sehr alten Buche sind Buchstaben, Namen, Buchstabenfragmente und Linien in die weiche Rinde geritzt worden welche wiederum verwachsen sind und verschorfte Formen gebildet haben. Nicht weit von diesem Baum entfernt befindet sich ein sowjetischer Soldaten-friedhof. Die sich dort befindenden Grabsteine weisen Gemeinsamkeiten mit dem Baum auf, beziehungsweise beide ergänzen sich in manchen Teilen auf bedrückende Art und Weise.  

In meiner Arbeit stelle ich mir eine Symbiose dieser beiden Inschriften vor, die der Lebenden und die der Toten. Dabei war es mein Ansinnen, mit Farbe, welche ich am Ort selbst vorfand (Pigmente der Blätter des Baumes), die vorhandenen Buchstaben in der Rinde der Buche nachzuziehen und mit Namen und Daten der Grabsteine zu ergänzen. Es soll eine Farbfläche entstehen, welche von weitem als homogene Fläche erscheint und sich aus der Nähe als ein detailliertes Geflecht aus Buchstaben und Zahlen darstellt. Diese Farbfläche soll in ihrem Mittelpunkt die höchste Dichte aufweisen und soll ihre Präsenz zum Rand hin, nach und nach, verlieren.

Auf diese Weise versuchte ich eine Verbindung zwischen zwei Ereignissen, dem Sterben des zweiten Weltkrieges und andererseits dem zivilen Leben, längst vergangener Tage, herzustellen. Als Vermittlerrolle dienen mir hierbei Blätter jenes Baumes welcher Zeuge dies allem war.

Marlet Heckhoff

"PHRAGMAPÄDIE oder FROSCH IM ÖFFENTLICHEN RAUM"  

Es ist die Verbindung der Gegebenheiten, die ich an meinem Ort vorgefunden habe: Ein alter Zaun und eine logopädische Praxis.

Die Frösche (inspiriert durch den Begründer der Logopädie: Emil Fröschels) erteilen dem Betrachter kleine Lehren in Form von Sprichwörtern zum Thema Zaun und formen so die "Phragmapädie", die "Zaunerziehung".

Jewgeni Lossik

Ampelgalerie >nocontrol<

Ein Ampel als für die Ausstellung von Kunstwerken genutzte Räumlichkeit - ausgestellt werden die am Ampel angeklebte originelle Arbeiten von internationalen Autoren - die Ausstellungen werden nach dem abkratzen von alten Arbeiten gewechselt.

Ruth Kroll

Mein Ort (Am Poseckchen Garten) bot sich mir als äußerst hektischer Platz (in Form eines Verkehrsknotenpunktes) dar; was in mir die Assoziation zur Unüberlegtheit im menschlichen Tun weckte.

Aus diesem Grund verändere ich vor Ort fünf Dinge, um zum einen diesen gedanken auszudrunken und zum andren einen gestalterischen Apell zum bedachten Agieren zu setzen.

Daniel Koch

Diese Installation soll den ewigen Wandel des schöpferischen Geistes der Natur (Keimen-Blüte-Verfall-Tod) beschreiben, um den Geist zu symbolisieren diehnt das weiße Kleid über dem Stumpf des Stammes des umgebrochenen Baumes.  
Das Kleid steht auch für das fruchtbare weibliche Wesen der Natur.

Kai Cui

Zu viele zu nachdenken, wie meine Arbeit noch besser zu machen. Was denke ich darüber, dass meine eigene Ansichten klar zum Ausdruck gebracht werden könnte. Ich sollte zur direkten Ausdruck des Lebens uns zeigen, was ich gesehen habe.

Sira Sandberg

Das Bild soll zum einen inhaltlich auf den Namen "Seifengasse" anspielen, sowie mein "Verhältnis" zur Architektur darstellen, indem die Seifenblase (sinnbildlich für mein Auge) ihre Umgebung nicht geradlinig und statisch spiegelt, wie sie ist und wie ich sie als leblos empfinde, sondern auf eine runde, organische, verzerrte und bewegte Art.

Junli Du

"Das VERSUCHEN"

Ich will die Gefühl in die Dunkelheit empfinden, zwischen traditionelle Kunst und moderne Kunst, aber das ist ein grosses Problem.

Ich glaube,dass ich dieses Problem lösen kann, ich habe mehr zu lernen, deshalb nenne ich das Bild VERSUCHEN-001.

Andreas Sieling

Die Arbeit ist als Appell an die Zivilcourage zu verstehen.  

Während des Projekts legte ich mich zweimal täglich für mehrere Minuten auf einen Straßenzug so nieder, dass mein Bewusstseinszustand für Passanten uneinsehbar war.

Abhängig von der Reaktion der Passanten wurden Symbole (Kreidezeichnung) als Antwort auf die Reaktion auf dem Boden angebracht um die angebotene Hilfe oder eben das Vorbeigehen aufzuzeigen.

Hilfe wurde mit einem grünen Kreuz im Kreis, die Verweigerung der Hilfe als menschliche Silhouette (Totenprofil), dargestellt.

Anne Krauß

George Westinghouse gegen Thomas Alva Edison:  

Dem sogenannten „Stromkrieg“ fällt 1903 Topsy zum Opfer. 10.000 Zuschauer sehen der Exekution eines mit Mohrrüben & 460 Körnern Kaliumcyanid gefütterten Elefanten zu, der durch speziell angefertigte Elektroden an den Füßen einer Spannung von 6600 Volt ausgesetzt wird.

An der Station: Elephant, einem Stromhäuschen der StadtWerke Weimar in der Puschkinstraße können sie erneut Zeuge der grausamen Exekution sein.